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Engpass in den Gefäßen

01.02.2010  14:01 Uhr

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit schädigt nicht nur die Beine. Sie gilt inzwischen auch als möglicher Vorbote lebensbedrohlicher Herzinfarkte und Schlaganfälle.

Ärzte und Patienten nehmen die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) nicht ernst genug. Das schreibt die Deutsche Gesellschaft für Angiologie in einer 2009 veröffentlichten evidenzbasierten Leitlinie zur PAVK. Diese Durchblutungsstörung der Beinarterien entsteht fast immer als Folge einer atherosklerotischen Gefäßverkalkung und verläuft zunächst oft lange völlig unbemerkt (Stadium I). Mit zunehmendendem Schweregrad bereitet sie den Patienten Schmerzen beim Gehen (Stadium II, besser bekannt als »Schaufensterkrankheit« oder Claudicatio intermittens) oder in Ruhe (Stadium III). Im Stadium IV kommt es sogar zur Bildung von Geschwüren.

In allen Phasen lässt sich die Krankheit durch den sogenannten Knöchel-Arm-Index (Ankle Brachial Index, ABI) erkennen, heißt es in der Leitlinie. Dazu wird der arterielle systolische Blutdruck nahe der Armbeuge stethoskopisch gemessen. Auch die Bestimmung des entsprechenden Werts am Knöchel erfolgt mithilfe einer Blutdruckmanschette, allerdings kombiniert mit einer Ultraschallsonde. Der Wert für den Knöchel wird durch den für den Arm geteilt. Bei einem Quotienten unter 0,9 liegt definitionsgemäß eine PAVK vor.

 

Diese bringt die Patienten in Lebensgefahr. Das zeigt die Fünf-Jahres-Auswertung der Studie Get-ABI (»German Epidemiological Trial on Ankle Brachial Index«), die deutsche Forscher um Professor Dr. Hans Joachim Trampisch von der Universität Bochum Ende 2009 im Fachjournal »Circulation« veröffentlichten (Doi: 10.1161/Circulationaha.109.865600). Dafür wurde zunächst in Arztpraxen bei 6880 Menschen über 65 Jahren der ABI bestimmt. Demnach litten rund 20 Prozent an PAVK, wobei mehr als die Hälfte noch keine Symptome zeigte.

 

Sämtliche Teilnehmer wurden nachbeobachtet, um mögliche schwere Folgeschäden (Todesfälle sowie schwere Gefäßkomplikationen wie Herzinfarkt und Schlaganfall) zu ermitteln. Diese traten in der Gruppe ohne PAVK mit einer Häufigkeit von rund 27 Ereignissen pro 1000 Patienten und Jahr auf. In der Gruppe mit symptomloser PAVK waren es dagegen 60, in der mit symptomatischer PAVK sogar fast 105. Damit scheint die Durchblutungsstörung der Beine selbst in ihrer unauffälligen Frühphase das Herz-Kreislauf-Risiko deutlich zu erhöhen. Das führen die Forscher darauf zurück, dass die zugrundeliegende Atherosklerose oft auch die hirn- und herzversorgenden Arterien befällt. Zudem plädieren sie für die Einführung des ABI als routinemäßiges Früherkennungsinstrument bei älteren Menschen.

 

Auch die Leitlinie der Angiologen empfiehlt, PAVK-Patienten möglichst frühzeitig und effizient zu behandeln und dabei zusätzliche Risiken für die Gefäße (namentlich Übergewicht, Rauchen, Diabetes, Bluthochdruck und hohe Cholesterolwerte) zu beseitigen. Als Zielwerte für alle PAVK-Patienten nennen die Autoren einen LDL-Cholesterolwert unter 100 mg/dl, einen Langzeitblutzucker (HbA1c) unter 7 Prozent und einen Blutdruck unter 140/90 mmHg.

 

Zudem seien symptomatische wie asymptomatische PAVK-Patienten zum Schutz vor Herz-Kreislauf-Komplikationen dauerhaft mit den antithrombotischen Substanzen Acetylsalicylsäure oder Clopidogrel zu behandeln. Leiden Betroffene bereits unter Schmerzen beim Gehen, benötigen sie laut Leitlinie zusätzlich ein strukturiertes Gehtraining. Wenn dies nicht durchführbar ist oder unzureichend wirkt, können die gefäßaktiven Medikamente Cilostazol oder Naftidrofuryl zum Einsatz kommen.

 

Schwere Durchblutungsstörungen (Stadium IV) erfordern möglicherweise den Einsatz parenteraler Prostanoide, die Ausdehnung der Gefäße mit Ballonkathetern und Stents, eine Bypass-Operation oder gar Amputation. Auch das macht die PAVK so bedrohlich.

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