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Gesundheit 2.0

Der Schein bestimmt das Sein

02.02.2010  16:49 Uhr

Von Werner Kurzlechner, Berlin / Medizin scheint ständig in aller Munde, im Internet dauert es nur ein paar Klicks bis zur vermeintlichen Eigendiagnose der Patienten. Solche Trends bleiben nicht folgenlos für den heilberuflichen Alltag.

In Sachen Gesundheit macht erfahrenen Heilberuflern so schnell niemand etwas vor. Sicherlich weiß ein Apotheker über Wirkungsweisen und Risiken von Arzneimitteln Bescheid, und ein Arzt über Diagnosen und Therapien. Aber gerade deshalb löste der Vortrag der Trendforscherin Corinna Langwieser auf einer Veranstaltung des Bundesverbandes Managed Care (BMC) in Berlin Verblüffung bis hin zu Unbehagen aus. Was von der Referentin durchaus bezweckt war, als sie im Galopp durch die andere, neue Gesundheitswelt ritt. Langwieser sprach von einer Art Gesundheit 2.0, einer sich wandelnden lebensweltlichen Realität, die nicht ohne Folgen für das Verhältnis zwischen Heilberuflern und ihren Patienten bleibt – auch wenn nicht immer ganz klar ist, wie diese Folgen aussehen.

Da ist zum Beispiel das Fernsehen mit der amerikanischen Fernsehserie »Dr. House«. Diese sei in der Bevölkerung derart beliebt, dass sich nicht wenige Zuseher ihren eigenen Arzt genauso wünschten wie den unkonventionellen Mediziner aus dem TV, so Langwieser. Inzwischen beschäftigten sich an der Marburger Universität sogar angehende Mediziner mit der Frage, wie sich Arztserien auf ihre künftige Berufsrolle auswirkten, berichtete die Trendforscherin.

 

Im Grunde war Langwiesers Vortrag eine Art Sensibilisierungstherapie mit einigen einprägsamen Thesen: »Alles wird Gesundheit«, »Gesundheit wird Teil der Popkultur«, »Gesundheit ist kein Small-Talk-Thema mehr, sondern ein Big-Talk-Thema«. Einfache Handlungsempfehlungen lassen sich aus diesen Beobachtungen nicht zwingend ableiten. Die Kernbotschaft war ebenso allgemein: Es gilt, ein Gespür für die kleinen und großen Veränderungen in der Patientenwelt zu entwickeln.

 

Den eingebildeten Kranken kennen auch Heilberufler mindestens seit Molière. Als Phänomen des Internetzeitalters gibt es nun aber gehäuft den »gebildeten Kranken«, der sich vor Besuchen bei Arzt oder Apotheker im Netz über Symptome und Therapien schlau macht. Nach drei Klicks im Internet sei in aller Regel Schluss mit der Recherche, so Langwieser. Allerdings sind die Auswirkungen dessen nicht unbedingt negativ. Das Vertrauen in den Arzt als die Instanz schlechthin in Gesundheitsfragen sei ungebrochen, und die Compliance der »Cyberchonder« sei ausgeprägter als bei anderen, ließ die Trendforscherin wissen.

 

Nicht mehr eindeutig ist außerdem, was mit Gesundheit überhaupt gemeint ist. 77 Prozent der Bevölkerung verbinden damit ein persönliches Wohlgefühl; ein Fünftel meint damit aber genauso Schönheit und einen athletischen Körper. Andersherum fühlen sich immer mehr Menschen krank, wenn sie einfach nur unzufrieden sind. Entsprechend anfällig ist die Gesellschaft für Muntermacher aller Art, die Droge aus dem Internet gilt als chic und die kosmetische Operation als medizinisch notwendige Maßnahme.

 

Am Ende bemerkte ein altgedienter Hausarzt, dass sich doch eines über all die Jahrzehnte nicht verändert habe: Viel Bewegung und gesunde Ernährung seien wie eh und je das beste Mittel, um gesund zu bleiben. Genau, entgegnete Langwieser. Nur müsse man die Patienten in der »medizinisierten Gesellschaft« verstärkt da­rauf hinweisen, neben allem »Healthstyle-Doping« diese wirklich wichtigen Dinge nicht zu vergessen. / 

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