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Belohnte Verweigerung

Datum 23.01.2006  12:15 Uhr

Belohnte Verweigerung

Die Ärzte protestieren gegen die Politik der Bundesregierung. Sie wollen auch mehr Geld. Allerdings nicht um jeden Preis. Prämien für eine Leistungsverweigerung lehnen sie ab. Das ist mehr als ehrenwert.

 

Mit ihrer Kritik an der überbordenden Bürokratie im Gesundheitswesen haben die Ärzte nicht nur die anderen Heilberufler, sondern wohl auch die Mehrheit der Patienten auf ihrer Seite. Dass die Mediziner keine Lust mehr dazu haben, körbeweise Formulare und Anträge auszufüllen, kann jeder Apotheker aus eigener Erfahrung nachvollziehen. Und jeder Patient weiß, dass die Bürokratie ein Hauptgrund dafür ist, dass Ärzte immer weniger Zeit für sie haben.

 

Weniger Verständnis ernten die Mediziner allerdings für ihre Forderungen nach einem höheren Einkommen. Nur ein Viertel der Versicherten würde deshalb höhere Kassenbeiträge akzeptieren. Das ist verständlich, denn trotz der aus ärztlicher Sicht unbefriedigenden Entwicklung der Praxiserträge liegen die niedergelassenen Mediziner so weit über dem durchschnittlichen Einkommen der Deutschen, dass Mitleid nur schwer aufkommen kann. Erträge von rund 80.000 Euro im Jahr belegen aber auch, dass das Medizinstudium längst keine Lizenz mehr zum Gelddrucken ist.

 

Um so höher ist den Medizinern anzurechnen, dass sie ihr Einkommen keinesfalls um jeden Preis steigern wollen. So lehnen sie das wenig moralische Angebot der Politik ab, sich dafür belohnen zu lassen, dass sie ihren Patienten Arzneimittel verweigern. Mehr als einmal hat der Präsident der Bundesärztekammer, Professor Dr. Jörg-Dietrich Hoppe, klargestellt, dass die Ärzte die im AVWG vorgesehene Bonus-Malus-Regelung ablehnen, weil sie das Verhältnis zwischen Ärzten und Patienten belaste.

 

Tatsächlich stellt sich die Frage, was sich die Erfinder der Nicht-Verschreibungsprämie gedacht haben? Schon heute sind Ärzte dazu verpflichtet, nur das zu verordnen, was wirtschaftlich und medizinisch angemessen ist. Wenn dem so ist, würden sie durch die Bonus-Malus-Regelung dafür belohnt, wenn sie aus medizinischer Sicht notwendige Verordnungen verweigern würden. Das darf nicht sein. Wenn die Ärzte aber erst mit der neuen Regelung zu einer effizienten Arzneimitteltherapie gebracht werden, dann würden sie für jahrelanges Fehlverhalten - nämlich unwirtschaftliche Verordnungsweise - nachträglich mit einem Zusatzeinkommen belohnt. Ist das sinnvoll?

 

Es gibt also keine vernünftige Begründung dafür, warum sich die Ärzte ihre Leistungsverweigerung bezahlen lassen sollten. Der Plan erinnert auch ein wenig an die europäische Agrarpolitik. Landwirten wurde Geld dafür geboten, dass sie ihre Felder nicht mehr bewirtschafteten und keine Kühe mehr hielten.

 

Vollkommen unverständlich ist es, warum Politik und Krankenkassen, wenn sie schon Geld sparen wollen, dies nicht mit denen tun, die die ökonomische Kompetenz im Arzneimittelmarkt haben, also mit den Apothekern. Mit einer praktikablen Aut-idem-Regelung ließen sich die Kosten der Kassen senken, ohne dass der Arzt in Versuchung kommt, seinen Patienten eine medizinisch notwendige Arzneimitteltherapie vorzuenthalten. Die Apotheker kennen sich besser mit Arzneimittelpreisen aus und mit dem Generika-Angebot sowieso. Wenn jetzt die Regelungen des AVWG in den Ausschüssen und im Parlament auf den Prüfstand kommen, sollte die Regierung die Gelegenheit zu einer Kurskorrektur nicht verstreichen lassen.

 

Daniel Rücker

Stellvertretender Chefredakteur

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