Studienergebnisse häufig geschönt |
15.01.2013 17:46 Uhr |
Von Annette Mende / Die Ergebnisse von Phase-III-Studien werden in Fachpublikationen häufig besser dargestellt, als sie eigentlich sind. Kanadische Forscher konnten das jetzt für Untersuchungen in der Indikation Brustkrebs zeigen.
In der Auswertung von klinischen Studien wird der Nutzen der getesteten Medikamente meist überbewertet und der Schaden durch teilweise schwerwiegende Nebenwirkungen kleingeredet. Das fanden Wissenschaftler um Ian F. Tannock von der Universität in Toronto anhand einer Analyse von 164 randomisierten Phase-III-Studien mit Brustkrebspatientinnen heraus. Alle Arbeiten erschienen zwischen 1995 und 2001. Die weitaus meisten waren Arzneimittelstudien; einige wenige verglichen unterschiedliche Bestrahlungs- oder Operationsmethoden miteinander.
Wie die Forscher in der Online-Ausgabe der »Annals of Oncology« berichten (doi: 10.1093/annonc/mds636), wurde der primäre Endpunkt, also ein Ergebnis zugunsten der getesteten Behandlung in einer bestimmten, im Vorhinein festgelegten Fragestellung, in weniger als der Hälfte der Studien erreicht (44 Prozent). In einem Drittel der Fälle, in denen der primäre Endpunkt nicht erreicht wurde, stellten die Autoren in ihrer Publikation das Ergebnis aber dennoch als positiv dar.
Um das enttäuschende Resultat in Bezug auf den primären Endpunkt zu verschleiern, wurden meistens andere, positive Teilergebnisse hervorgehoben. Die Häufigkeit schwerer Nebenwirkungen wurde nur in einem Drittel der Arbeiten bereits im Abstract erwähnt.
Tannock und Kollegen stellten fest, dass in Studien mit positivem Ergebnis die Toxizität häufiger erst unter ferner liefen oder überhaupt nicht erwähnt wurde als in Studien, die den primären Endpunkt verfehlt hatten. Sie vermuten, dass Forscher und Sponsoren in diesen Fällen versucht sind, einem positiven Ergebnis möglichst nicht durch Negativmeldungen über Nebenwirkungen die Attraktivität zu nehmen. Dass Pharmafirmen gezielt Einfluss auf Wissenschaftler nehmen, um Studienergebnisse in ihrem Sinn zu frisieren, zeigt die Untersuchung jedoch nicht: Die schönende Darstellung der Ergebnisse war bei firmenfinanzierten und bei unabhängigen Arbeiten gleich verbreitet.
Auch registrierte Studien frisiert
Um zu verhindern, dass Studienergebnisse, die als unpassend empfunden werden, einfach unter den Tisch fallen, muss seit 2005 jede Studie bereits bei ihrem Start auf der Website www.clinical trials.gov registriert werden. Manche Studienleiter schrecken aber dennoch nicht davor zurück, noch nachträglich die Endpunkte zu verändern, um ein positives Ergebnis zu erhalten, berichten Tannock und Mitarbeiter. Sie stellen fest: »Studien zu registrieren, verhindert nicht zwangsläufig die verzerrende Darstellung der Ergebnisse in Publikationen. Aber es führt dazu, dass diese leichter zu entdecken ist.« /