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Behandlung

Ärzte fordern Priorisierung

19.01.2010  17:05 Uhr

Von Stephanie Schersch / Der Präsident der Bundesärztekammer, Professor Dr. Jörg-Dietrich Hoppe, beklagt eine heimlich Rationierung medizinischer Leistungen als Folge zu knapper Budgets. Er fordert eine offene Debatte über Priorisierung. Die Politik will davon jedoch nichts wissen.

Laut Hoppe sind in Deutschland bestimmte medizinische Leistungen nicht allen Patienten zugänglich. »Nicht jeder Krebspatient bekommt heute das sehr teure Krebsmedikament«, sagte er der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung« (FAS). Ärzte und Krankenhäuser stünden unter Budgetdruck und entschieden deshalb je nach Fall, bei welchem Patienten sich eine teure individuelle Behandlung besonders lohne. »Im deutschen Gesundheitswesen wird heimlich rationiert, weil nicht genügend Geld zur Verfügung steht, um allen Menschen die optimale Versorgung zu verschaffen«, sagte Hoppe weiter. Der Patient erfahre davon in der Regel nichts.

Von Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) forderte er eine offene Debatte darüber, welche Patienten und Krankheiten künftig mit welcher Priorität behandelt werden sollten. »Diese Entscheidung muss die Politik treffen, nicht die Ärzteschaft«, betonte Hoppe. Derzeit sei es der einzelne Arzt, der dies verantworte. So könne es aber nicht weitergehen.

 

Tabu aufheben

 

Unterstützung erhielt Hoppe von Gesundheitsexperten. »Die Diskussion über Rationierung im Gesundheitssystem muss jetzt geführt werden«, sagte Friedrich Breyer, Gesundheitsökonom an der Universität Konstanz, in der FAS. Das Wirtschaftswachstum verlangsame sich, und die Menschen würden immer älter. »Wir schaffen es nicht mehr, den Zuwachs an medizinischem Wissen und Kosten durch unsere wachsende Wirtschaft zu finanzieren.« Auch die Medizinethikerin Christiane Woopen forderte, das Tabu, über Priorisierung zu sprechen, dringend aufzuheben.

 

Patienten nicht verunsichern

 

Gesundheitsminister Rösler lehnt diese Diskussion jedoch entschieden ab. Die Rationierung medizinischer Leistungen verstoße gegen seine Überzeugungen. »Solange ich Gesundheitsminister bin, gibt es keine Debatte über Priorisierung«, sagte Rösler in der Tageszeitung »Die Welt«. Ähnlich äußerte sich auch die Vorstandvorsitzende des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenversicherung, Doris Pfeiffer. Ihrer Ansicht nach gibt es Wirtschaftlichkeitsreserven im System, die zunächst ausgeschöpft werden müssten.

 

»Innovationen im Gesundheitswesen ergeben sich nicht nur durch die Einführung neuer Produkte und Behandlungsmethoden, sondern auch durch eine bessere Steuerung von Behandlungs- und Versorgungsprozessen sowie durch eine strenge Qualitätsorientierung«, sagte sie. Ärzte und Krankenkassen wären gut beraten, ihre Arbeit an diesen Kriterien auszurichten »und Versicherte nicht durch eine vorgeschobene Rationierungsdebatte zu verunsichern.«

 

Auch Martina Bunge, gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Bundestag, kritisierte Hoppes Äußerungen. »Statt die dringend erforderliche Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung voranzutreiben und dadurch Doppeluntersuchungen zu vermeiden, beginnt der Ärztepräsident ein Schwarze-Peter-Spiel auf dem Rücken der Patienten«, sagte sie. Den Bundesregierungen »von Schröder bis Merkel« warf sie Versagen vor. Der Gesundheitsfonds habe die finanzielle Situation im Gesundheitswesen weiter verschärft, was längst schleichend zur Rationierung von Leistungen geführt habe. »Dieser Prozess muss gestoppt werden und darf nicht zur Regel gemacht werden.« /

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