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Wachstumshormon baut Fett ab

Datum 17.01.2006  12:03 Uhr

HIV-Therapie

<typohead type="3">Wachstumshormon baut Fett ab

von Conny Becker, Berlin

 

Eine Somatotropin-Therapie kann HIV-Patienten, die unter dem HIV-assoziierten Fettverteilungssyndrom (HARS) leiden, signifikant besser helfen als eine Behandlung mit Placebo. Dies teilt die Firma Serono nach Abschluss einer Phase-III-Studie mit. Die Ergebnisse sollen in Kürze auf einem Kongress vorgestellt werden.

 

Somatotropin, auch humanes Wachstumshormon (hGH) oder somatotrophes Hormon (STH) genannt, ist ein körpereigenes Hormon, dessen Sekretion aus der Hypophyse durch Somatoliberin gefördert, durch Somatostatin gesenkt wird. Das Hormon selbst mobilisiert Fettsäuren aus Fettgewebe und sorgt somit für ein »Abschmelzen« des Fettdepots. Daneben erhöht es den Blutzuckerspiegel, indem es die Glucoseaufnahme in die Zelle sowie die Glucoseoxidation vermindert. Indirekt, über die Produktion von Somatomedinen, wirkt Somatotropin anabol auf Wachstum und Proteinansatz, weshalb es bei HIV-assoziiertem Wasting-Syndrom (allgemeine Schwächung des Körpers durch starken Gewichtsverlust) eingesetzt werden kann. Auf Grund seines lipolytischen Effekts wird derzeit auch der Einsatz bei gestörter Fettverteilung unter HIV-Therapie geprüft.

 

An der randomisierten multizentrischen Doppelblindstudie nahmen mehr als 300 HIV-infizierte Patienten teil, die ein HARS, das heißt eine abnorme, pathologische Verteilung des Fettgewebes, aufwiesen. In der 36-wöchigen Phase-III-Studie erhielten die Patienten in den ersten zwölf Wochen täglich entweder 4 mg Somatotropin oder Placebo als subkutane Injektion. In den verbleibenden 24 Wochen war die Gabe auf 2 mg Wachstumshormon oder Placebo jeden zweiten Tag reduziert. Hiermit sollte geprüft werden, ob mit einer niedriger dosierten Dauertherapie die erreichten Verbesserungen in der Fettgewebsverteilung erhalten werden konnten, da in vorangegangenen Studien ein Rebound-Effekt beobachtet worden war.

 

Als primärer Endpunkt der Studie galt die Veränderung des viszeralen Bauchfettgewebes gegenüber dem Ausgangswert, was mit Hilfe von CT-Scans erfasst wurde. Den noch unveröffentlichten Ergebnissen zufolge senkte die Behandlung mit dem Wachstumshormon die Menge des viszeralen Fettgewebes signifikant stärker als Placebo. Auch die sekundären Endpunkte wie die Abnahme von Rumpffett und Nicht-HDL-Cholesterol konnten erreicht werden.

 

Auf Grund der Studienergebnisse will Hersteller Serono noch im ersten Halbjahr 2006 bei der FDA die Zulassung für eine Indikationserweiterung für Serostim® beantragen. Bislang ist es in den USA zur Behandlung von HIV-bedingtem Katabolismus oder Kachexie zugelassen. Nach Angaben des Herstellers wird die Zulassung für Europa zunächst nicht angestrebt. Hier sind Somatotropin-Präparate nur bei Kleinwuchs, Wachstumsretardierung und ausgeprägtem Wachstumshormonmangel zugelassen.

Lipodystrophie und HARS

Unter längerer hochaktiver antiretroviraler Therapie tritt bei vielen Patienten das so genannte Lipodystrophie-Syndrom als unerwünschte Wirkung auf. Charakteristisch ist hierbei der Fettschwund, der vor allem das Unterhautfettgewebe des Gesichts, der Gliedmaßen sowie des Gesäßes betrifft und häufig stigmatisierend wirkt. Daneben kann es zu einer Lipoakkumulation kommen, die sich häufig im Bauchraum - bei Frauen in den Brüsten und bei Männern seltener auch im Nacken (»Stiernacken«) - ausbildet. Hier vermehrt sich nicht das Unterhautfettgewebe, sondern das Fett zwischen den Organen.

 

Zusätzlich leiden die Betroffenen gehäuft unter Stoffwechselstörungen: Cholesterol und Triglyceride sind erhöht und der Blutzucker ist gestört. Dies kann dazu führen, dass eine Insulin-Resistenz mit verminderter Glucosetoleranz bis hin zu Diabetes (bei etwa 5 Prozent der Patienten unter Therapie) auftritt.

 

Die Pathogenese des Lipodystrophiesyndroms ist noch nicht vollständig geklärt. Die Lipoatrophie scheint primär eine Folge einer mitochondrialen Toxizität der Nukleosidanaloga zu sein (vor allem bei Stavudin, aber auch Zidovudin oder Didanosin in Kombination mit Lamivudin). Die Lipoakkumulation dagegen tritt vermutlich als Nebenwirkung von Proteaseinhibitoren auf. Unter ihnen sind die Triglycerid-, VLDL- und LDL-Cholesterol-Werte erhöht (vor allem bei Ritonavir).

 

Das HARS (HIV-assoziiertes adipöses Redistributionssyndrom) ist ein seltener Subtyp der HIV-bedingten Lipodystrophie. Bei den Betroffenen steht weniger die Lipoatrophie im Vordergrund, vielmehr ist viszerales Fettgewebe im tiefen Unterleib unterhalb der Bauchmuskulatur pathologisch angehäuft (Trommelbauch). Patienten können durch vermehrten Druck unter Übelkeit, Krämpfen oder sogar Atemproblemen leiden, womit die Fetteinlagerung behandlungsbedürftig wird.

 

Da Somatotropin auch Insulin-antagonistisch wirkt, ist bei Patienten mit Insulinresistenz, Glucoseintoleranz oder Diabetes besondere Vorsicht geboten. Um eine Lipoathrophie rund um die Einstichstelle zu vermeiden, sollte diese täglich gewechselt werden.

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