Risiken und Nebenwirkungen der Gesundheitspolitik |
17.01.2006 17:41 Uhr |
<typohead type="3">Risiken und Nebenwirkungen der Gesundheitspolitik
von Sven Siebenand, Bad Homburg
Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI), Thomas Brauner, sieht eine deutliche Umstrukturierung innerhalb der Industrie.
»Diese Prozesse finden trotz und nicht auf Grund der Gesundheitspolitik der großen Koalition statt«, sagte Brauner auf einer Veranstaltung von Managementforum in Bad Homburg. Voraussetzung für die große Koalition seien schnelle Einigungen. Die entscheidende Frage nach der Finanzierung des Gesundheitswesens sei dabei jedoch ausgespart worden. Dies lähme nun die Debatte und habe den politischen Nebel erzeugt, in dem das Arzneimittelversorgungs-Wirtschaftlichkeitsgesetz (AVWG) entstanden sei. Es spiegele nicht die Ziele des Koalitionsvertrages wider. Der Mittelstand werde nicht gestärkt und Innovationen nicht gefördert. Immerhin sind mehr als 80 Prozent der pharmazeutischen Unternehmen mittelständisch organisiert. Rund zwei Drittel davon forschten auch. Bei großen Pharmaunternehmen sieht Brauner schon seit einiger Zeit neue Trends. Firmen, die sich früher ausschließlich auf Innovationen konzentrierten, interessierten sich nun für den Generikamarkt.
Ein Beispiel sei die Winthrop Arzneimittel GmbH. Sie ist ein Unternehmen der Sanofi-Aventis-Gruppe. Schon vor Ablauf des Patentschutzes überträgt Sanofi-Aventis Produktrechte an die Generikatochter Winthrop. Bevor Mitbewerber auf den Markt kommen, kann die Firma so zum Marktführer avancieren. Die Ungewissheit der politischen Entwicklung führe auch dazu, dass sich die Unternehmen der Pharmabranche verstärkt als Marke auf dem Selbstmedikationsmarkt präsentieren. In sicheres Fahrwasser gelange die Industrie erst wieder, wenn die Regierung die drängenden Fragen der GKV löse. Brauner: »Die pharmazeutische Industrie wartet weiter auf eine Reform, die den Gesundheitsbereich als Markt akzeptiert und die entsprechenden Rahmenbedingungen schafft«, sagte Brauner. Bei Nichtgelingen sieht er Risiken und erhebliche Nebenwirkungen für die große Koalition.