Ausbreitung in Europa unwahrscheinlich |
Das RKI berichtete kürzlich über die ersten beiden registrierten Fälle von Oropouche-Fieber in Deutschland. / Foto: Getty Images/Fania Witardiana
Privatdozent Dr. Helge Kampen hält das Risiko, dass sich das in Südamerika grassierende Oropouche-Fieber auch in Deutschland oder anderen europäischen Ländern ausbreiten könnte, für vernachlässigbar. »Es gibt keinen Hinweis darauf, dass einheimische Gnitzen oder Stechmücken das Oropouche-Virus übertragen könnten«, sagte der Wissenschaftler des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) in Greifswald der Deutschen Presse-Agentur. Kampen ist Laborleiter am FLI-Institut für Infektionsmedizin.
Das Robert Koch-Institut (RKI) berichtete kürzlich über die ersten beiden registrierten Fälle von Oropouche-Fieber in Deutschland. Betroffen waren zwei Menschen aus Sachsen und Baden-Württemberg, die beide aus Kuba zurückgekehrt waren. Bei dem Oropouche-Virus (OROV) handelt es sich um ein behülltes Virus mit einzelsträngigem RNA-Genom aus der Familie Peribunyaviridae. Es ist mit den Hantaviren verwandt.
Auch das RKI hält eine Weiterverbreitung des Oropouche-Virus in Deutschland für sehr unwahrscheinlich. Der Erreger wird in Lateinamerika hauptsächlich von Culicoides paraensis übertragen, einer kleinen Mücke aus der Familie der Gnitzen, die es außerhalb von Südamerika nicht gibt. Das Virus ist nach Angaben des Biologen Kampen auf sogenannte Reservoirwirte angewiesen. Dies seien Tierarten, die in Europa nicht vorkommen, wie bestimmte Affenarten oder das Faultier.
In Süd- und Mittelamerika gab es seit Ende 2022 laut RKI vermehrt Ausbrüche von Oropouche-Fieber. Brasilien verzeichnete im laufenden Jahr bereits mehr als 7000 laborbestätigte Fälle und mindestens zwei Todesfälle in Verbindung mit dem Virus. Schwangere sollten dem RKI zufolge unter Umständen auf Reisen in die aktuellen Ausbruchsgebiete verzichten.
Das betont auch die europäische Seuchenschutzbehörde ECDC in einer Risikoanalyse vom 9. August: »Jüngste Daten deuten darauf hin, dass eine OROV-Infektion während der Schwangerschaft zu schwerwiegenden Folgen führen kann, darunter Fehlgeburten, Schwangerschaftsabbrüche, Entwicklungsstörungen und Missbildungen beim Fetus.« Obwohl dies noch nicht zweifelsfrei belegt ist, rät die Behörde Schwangeren, »angesichts der großen potenziellen Auswirkungen einer kongenitalen OROV-Infektion und der Tatsache, dass die von OROV betroffenen Gebiete auch als Regionen mit aktueller oder früherer Übertragung des Zikavirus eingestuft werden«, die Reisehinweise in Bezug auf OROV und Zikavirus zu beachten.
Das Infektionsrisiko sei für Reisende in Endemiegebiete in Südamerika, Mittelamerika und der Karibik mäßig hoch, steige aber in besonders betroffenen Gebieten wie den nördlichen Bundesstaaten Brasiliens oder im Amazonasgebiet an. Dem ECDC-Bericht zufolge wurden im Juni und Juli 2024 erstmals 19 importierte Fälle von Oropouche-Fieber in Ländern der Europäischen Union gemeldet, die alle mit Reisen nach Kuba oder Brasilien in Verbindung stehen.
Die Infektion kann sich als akute fieberhafte Erkrankung mit Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Muskel- und Gelenkschmerzen und gelegentlich auch schwereren Symptomen äußern. Die Prognose für eine Genesung ist gut und tödliche Folgen sind äußerst selten. Es gebe keine Impfstoffe zur Vorbeugung oder spezifische Medikamente zur Behandlung der Krankheit, informiert das ECDC.