Aufsichtsbehörde hat kein Problem mit »Gesundheitsmarkt« |
Das Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz hat am neuen »Gesundheitsmarkt« in Treffurt nichts zu beanstanden. Dort geben PTA nicht apothekenpflichtige Arzneimittel ab (Symbolbild). / Foto: Getty Images/Luis Alvarez
Der »Gesundheitsmarkt«, der am 2. April in der Thüringer Kleinstadt Treffurt eröffnet wurde, entwickelt sich zum Politikum. Wie bereits berichtet, hält die Landesapothekerkammer Thüringen (LAKT) das Konzept für irreführend und rechtlich bedenklich. Durch den Betrieb des »Gesundheitsmarkts« in den Räumen der früheren »Pilgrim-Apotheke« könne bei den Patientinnen und Patienten der Eindruck entstehen, es handele sich um eine Apotheke, so lautet ein Kritikpunkt. Die Kammer kündigte an, rechtliche Schritte zu prüfen. Irreführend und unzulässig sei zudem die Verwendung des markenrechtlich geschützten »Apotheken-A´s«, welches in einem Fernsehbericht noch sichtbar gewesen sei.
Die zuständige Behörde, das Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz (TLV), hat am Konzept des Treffurter »Gesundheitsmarkts« hingegen »nichts zu beanstanden«, wie eine Sprecherin am heutigen Montag auf Nachfrage der PZ mitteilte. Der Behörde zufolge handelt es sich dabei um ein Einzelhandelsgeschäft, in dem ausschließlich nicht apothekenpflichtige Arzneimittel und Waren verkauft werden dürften. Zusätzlich hätten die Kunden die Möglichkeit, über eine »Pick-up-Stelle« – im Rahmen des genehmigten Versandhandels einer Apotheke – ihre Rezepte beziehungsweise ausgedruckten E-Rezepte der Apotheke zuzuleiten und später die für sie von der Apotheke bereitgestellten Arzneimittel dort abzuholen. Eine erforderliche Beratung erfolge ausschließlich über die Apotheke.
In diesem Zusammenhang verwies die Behördensprecherin auf § 67 Arzneimittelgesetz (AMG), wonach der Einzelhandel mit freiverkäuflichen Arzneimitteln außerhalb von Apotheken lediglich anzeigepflichtig, aber nicht erlaubnispflichtig sei. Die Betriebsstätte müsse laut § 50 AMG mit sachkundigem Personal besetzt sein. »Beide Voraussetzungen sind vorliegend erfüllt«, teilte die Sprecherin mit.
Die Apothekenüberwachung des TLV habe in der vergangenen Woche eine unangekündigte Inspektion im »Gesundheitsmarkt« durchgeführt. »Im Ergebnis wurde festgestellt, dass die gesetzlichen Vorgaben eingehalten wurden. Deshalb sehen wir keinen rechtlichen Grund für eine Schließung«, informierte die Behördensprecherin.
Sie erläuterte auch den Hintergrund für die Gründung des Gesundheitsmarktes. So stehe für das Betreiben einer Apotheke oder Filialapotheke in Treffurt aktuell kein Apotheker zur Verfügung. Deshalb habe der Inhaber des Gesundheitsmarktes Treffurt nach einer Lösung gesucht, wie die Versorgung mit Arzneimitteln sichergestellt werden könne. Dabei habe er sich eng mit dem TLV abgestimmt und alles rechtlich abgesichert. »Daran gibt es aus unserer Sicht nichts zu beanstanden«, stellte die Behördensprecherin klar. Irreführend sei lediglich »ein Teil der Berichterstattung, sofern die Situation nicht ganz korrekt wiedergegeben wird«.
Außer in Treffurt gebe es in Thüringen noch drei weitere »Gesundheitsmärkte« mit ähnlichem Konzept, und zwar in Körner, Herbsleben und Kirchheilingen, teilte die Sprecherin mit. An allen drei Standorten seien in den vergangenen Jahren Apotheken geschlossen worden.
Was die Verwendung des »Apotheken-A´s« angeht, hat sich in der Zwischenzeit der Thüringer Apothekerverband (ThAV) eingeschaltet, der dafür zuständig ist. In der vergangenen Woche habe der ThAV den Betreiber des Gesundheitsmarkts aufgefordert, den Schriftzug zu entfernen, informierte Geschäftsführer Alexander Schneeberg auf Nachfrage der PZ. »Dieser hat uns zugesichert, dass der Schriftzug am 6. April 2024 entfernt werden solle«, berichtete Schneeberg.
Das Apotheken-A und der Schriftzug außen sind seit Samstag weg, versicherte Christoph Zähle, der den »Gesundheitsmarkt« in Treffurt und drei Apotheken in Mühlhausen betreibt, gegenüber der PZ. Dass an der Rechtmäßigkeit des neuen Angebots gezweifelt wird, ärgert ihn. Im Vorfeld war auch die Kammer über das Vorhaben (»Pick up«) informiert und die Aufsichtsbehörde eng mit eingebunden, beide hätten keine Einwände gehabt.
Christoph Zähle (Mitte) mit Katja Böhler, Staatssekretärin für Wirtschaftsförderung (links) und dem Treffurter Bürgermeister Michael Reinz (rechts) bei der Eröffnung des »Gesundheitsmarkts«. / Foto: Gesundheitsmarkt Treffurt
Ein Besuch der zuständigen Behörde in der vorigen Woche habe ebenfalls gezeigt, dass alles rechtens sei. »Es handelt sich um einen Gesundheitsmarkt, keine Apotheke«, stellte Zähle klar. Zugleich werde per Versandhandelserlaubnis ein »Pick-up-Modell« angewandt. Der Gesundheitsmarkt fungiere dabei als »Abholstelle« für die Patientinnen und Patienten. »Die PTA, die dort tätig sind, dürfen nicht beraten«, machte er deutlich. Wenn Patienten Fragen hätten, könnten sie in der »Anger Apotheke« in Oberdorla anrufen und sich dort von Apothekern beraten lassen.
Seit die Inhaberin der »Pilgrim-Apotheke« in Rente gegangen sei, gebe es keine Apotheke mehr in Treffurt. Ein Nachfolger habe sich nicht gefunden. »Wir haben die Möglichkeit gesehen, das Problem zu lösen und die Bevölkerung weiterhin wohnortnah zu versorgen«, beschreibt Zähle seine Motivation. »Wir sind aber bestrebt, dort wieder eine Apotheke zu etablieren«. Dafür müsse sich aber erst eine Apothekerin oder ein Apotheker finden.
Für die Sorgen der Apothekerschaft, die vor Apotheken ohne Apotheker warnt, habe er durchaus Verständnis. »In der heutigen Zeit muss man sich angesichts des Fachkräftemangels aber überlegen, wie man eine flächendeckende und wohnortnahe Versorgung hinbekommen kann«, gibt Zähle zu bedenken. In der aktuellen Situation könnten die Pläne, die Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach in seinem Eckpunktepapier zur Apothekenreform vorgestellt habe, durchaus eine Lösung sein, findet der Apotheker. Seiner Ansicht nach wäre es strategisch günstiger gewesen, offener in die Verhandlung über die Reformpläne zu gehen. Wenn es die Möglichkeit gäbe, »Light-Apotheken« an unterversorgten Standorten mit PTA und einer Beratung per Telepharmazie zu betreiben, würde er das durchaus befürworten, sagte Zähle gegenüber der PZ.