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Pregabalin und Gabapentin

Auf Komedikation, Abhängigkeit und Suizidgedanken achten

Angesichts der Medienberichte über Todesfälle unter Pregabalin und Gabapentin in Großbritannien erreichen die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft derzeit vermehrt Anfragen. Sie weist noch einmal darauf hin, worauf Ärzte (und Apotheker) achten sollten.
Daniela Hüttemann
02.04.2024  17:00 Uhr

Im Januar hatte die britische Statistikbehörde Zahlen zu Todesfällen in Zusammenhang mit den Gabapentinoiden Pregabalin (Lyrica® und Generika) und Gabapentin (Neurontin® und Generika) veröffentlicht. Demnach sind solche Todesfällen in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie geht von einem ähnlichen Trend in Deutschland aus.

Nun hat sich die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) in einer »Drug Safety Mail« dazu zu Wort gemeldet und gibt einige Hinweise zur Einordnung und Handlungsempfehlungen für Ärztinnen und Ärzte, die auch Apothekerinnen und Apotheker kennen sollten.

So sollen Ärzte vor der Verordnung von Pregabalin oder Gabapentin prüfen, wie hoch das patientenindividuelle Risiko für eine Abhängigkeitsentwicklung ist. Die Patienten müssen über dieses potenzielle Risiko aufgeklärt werden. Zudem soll der Arzt sie hinsichtlich eines nicht bestimmungsgemäßen Gebrauchs, eines Missbrauchs oder einer Abhängigkeit überwachen, so die AkdÄ. Beide Substanzen haben auch in therapeutischen Dosen ein gewisses Abhängigkeitspotenzial; Pregabalin wohl stärker als Gabapentin. 

Für Gabapentin gilt: Bei Komedikation mit anderen zentralwirksamen Substanzen einschließlich Opioiden ist auf Anzeichen einer zentralen Dämpfung zu achten. Dazu zählen unter anderem Somnolenz, Sedierung und Atemdepression. Bei gleichzeitiger Anwendung mit Morphin könne der Gabapentin-Spiegel erhöht sein.

Für Pregabalin gilt: Bei gleichzeitiger Verordnung mit Opioiden und/oder anderen zentral dämpfenden Arzneimitteln wurden Fälle von respiratorischer Insuffizienz, Koma und Tod berichtet. Bei gleichzeitiger Verordnung sei Vorsicht geboten.

Zudem sollen Patienten unter Gabapentinoid-Therapie auf die Entwicklung suizidaler Gedanken oder Verhaltensweisen überwacht werden. Die Patienten und ihr Umfeld müssen wissen, dass sie, wenn derartige Symptome auftreten, medizinischen Rat einholen sollen. Suizidgedanken können laut AkdÄ auch nach Absetzen von Pregabalin im Rahmen eines Entzugssyndroms auftreten.

Vor allem die Kombination mit Opioiden ist problematisch

Wichtig zu wissen für die Patienten: Die meisten Todesfälle in Großbritannien traten bei zusätzlicher Opioid-Anwendung auf, sehr häufig missbräuchlich. Das zeigt eine Auswertung des englischen »National Programme on Substance Abuse Deaths« aus dem Jahr 2022. Es wurden 3051 Todesfälle im Zusammenhang mit Pregabalin und Gabapentin zwischen 2004 und 2020 detailliert ausgewertet. In mehr als 90 Prozent der Fälle wurden auch Opioide im Blut gefunden, während die Gabapentinoid-Konzentrationen in den meisten Fällen im therapeutischen Bereich lagen. Es wird eine Interaktion zwischen den beiden Stoffgruppen vermutet.

Die AkdÄ weist auch darauf hin, dass laut britischer Auswertung die Opioide als Komedikation zu den Gabapentinoiden nur in einem Viertel der Fälle ärztlich verordnet waren – umgekehrt bedeutet das, dass die meisten Opioide über den Schwarzmarkt konsumiert wurden, also von Arzneimittelmissbrauch auszugehen ist.

Nur in zwei Fällen wurden Gabapentin beziehungsweise Pregabalin allein als Todesursache angenommen. Allerdings scheinen 9,7 Prozent der Todesfälle unter Gabapentin und 5,4 Prozent der Todesfälle unter Pregabalin auf Suizid zurückzuführen zu sein.

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