Auch sehr kurze Aktivität könnte Frauenherzen stärken |
Kleine Alltagsaktivitäten führen bei Frauen schon zu einem günstigen Effekt auf die Herzgesundheit. / © Adobe Stock/buritora
Bisher ging man davon aus, dass nur längere aktive Phasen in Form eines strukturierten sportlichen Tagesprogramm wirksam sind um MACE (Major Adverse Cardiovascular Events) vorzubeugen. Doch vermutlich kann bei Frauen auch eine kurze, sporadische, aber intensive körperliche Aktivität im Alltag von Nutzen sein (»Vigorous Intermittent Lifestyle Physical Activity – VILPA«). Gemeint sind in den Tag eingebundene Aktivitäten wie Treppensteigen oder Laufen für 1,5 bis vier Minuten. Darauf deuten die Untersuchungen der Arbeitsgruppe um Professor Dr. Emmanuel Stamatakis, Faculty of Medicine an Health an der University of Sydney, hin.
»Diese kurzen Aktivitäten könnten eine vielversprechende Maßnahme sein, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen, vor allem für Frauen, die keinen sportlichen Aktivitäten nachgehen wollen oder können. Für Männer ist die Wirkung deutlich geringer. Bei ihnen wäre gezielte körperliche Übungen mit kräftiger Aktivität wünschenswert«, fassen die Autoren ihre Ergebnisse zusammen. Die Daten erschienen im »British Journal of Sports Medicine«.
Die Autoren haben dazu Daten der UK-Biobank-Studie mit Teilnehmenden im Alter von 40 bis 69 Jahren verwendet. Eingeschlossen waren 22.368 Individuen, die nach eigenen Angaben in ihrer Freizeit keinen sportlichen Aktivitäten nachgingen und nicht mehr als einen Spaziergang pro Woche machten (13.018 Frauen und 9.350 Männer). Um die VILPA objektiv zu messen, trugen die Teilnehmenden zwischen 2013 und 2015 für eine Woche ein Accelerometer am Handgelenk. In der Nachbeobachtungszeit von 7,9 Jahren traten in der Kohorte ohne Sport bei den Frauen 331 MACE-Fälle und bei den Männern 488 Fälle auf (kardiovaskulärer Tod oder Herzinfarkt). Außerdem wurden Daten von 58.689 Personen erfasst, die über körperliche Aktivität und/oder mehr als einmal pro Woche einen Spaziergang berichteten.
Wenige VILPA -Episoden am Tag waren bei Frauen mit einem deutlich geringeren Risiko für MACE, Myokardinfarkt und Herzversagen verbunden, wenn man sie mit Frauen ohne VILPA verglich. Außerdem fand man bei Frauen eine nahezu lineare, umgekehrte Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen der Zahl der VILPA-Einheiten und MACE. Bei Männern war der Zusammenhang weniger deutlich.
Die Wirkung bei Frauen fiel erstaunlich hoch aus: Bei einer mittleren VILPA-Dauer von 3,4 Minuten war ein 45 Prozent geringeres Risiko für MACE und 67 Prozent geringeres Risiko für Herzversagen zu verzeichnen. Dabei sind auch noch kürzere Zeiten wirksam: Dauerten die Aktivitäten nur 1,2 bis 1,6 Minuten, fanden die Autoren bei Frauen ebenfalls noch eine positive Wirkung, nämlich 30, 33 und 40 Prozent geringere Risiken für MACE, Myokardinfarkt und Herzversagen.
Im Gegensatz dazu stellte man bei den Personen, die geregelten, sportlichen Aktivitäten nachgingen, nur sehr geringe Geschlechterunterschiede bei der Wirkung.
Die Daten seinen besonders relevant, da etwa ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung im Vereinigten Königreich die Empfehlungen der Leitlinien für körperliche Aktivität nicht erfülle und sitzende Lebensweise mit dem Alter zunähme. »Diese Forschung weist darauf hin, dass einfache Entscheidungen, wie Treppe statt Aufzug, bereits eine bedeutende Wirkung bei der kardiovaskulären Gesundheit haben«, so kommentiert Dr. Yasina Somani von der University of Leeds’ im Vereinigten Königreich in einer Pressemitteilung des »Science Media Centre« den Fachartikel.
Man solle außerdem überlegen, ob man die Leitlinien anpasst und für Männer und Frauen getrennte Empfehlungen abgibt, schlagen die Autoren vor.