Auch der Großhandel klagt über Lauterbach |
Vertriebsvorstand Udo Harneit, Noweda-Chef Michael Kuck, MdB Stefan Rouenhoff (CDU), Katja Weckmann (Senior Projektmanagerin Logistik), CDU-Kreisgeschäftsführer Manfred Lorenz und Joachim Reinken (Leiter Unternehmenskommunikation und Politik) (v.l.n.r.) bei der Besichtigung der Noweda Niederlassung. / © Noweda
Viele Unternehmen des Mittelstandes fühlt sich von der Politik im Stich gelassen. Dies zeigt eine aktuelle Umfrage des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA). Dies gilt auch für die stationären Apotheken und den pharmazeutischen Großhandel.
Nach wie vor ist nicht klar, wie es mit der geplanten Apothekenreform weitergeht. Eigentlich wollte Bundesgesundheitsminister Lauterbach (SPD) sein Apothekenreformgesetz (ApoRG) längst im Kabinett beschließen lassen. Es gibt jedoch heftigen Widerstand.
Konkret stoßen sich die Kritiker vor allem an dem Teil der Reform, der den Betrieb von Apotheken ohne die Präsenz eines oder einer Approbierten vorsieht. Dies war laut einer Pressemitteilung der Genossenschaft eines der Themen, über das sich Stefan Rouenhoff, CDU-Bundestagsabgeordneter und Mitglied im Wirtschaftsausschuss, mit Noweda-Chef Michael Kuck und Vertriebsvorstand Udo Harneit in der Noweda-Zentrale in Essen ausgetauscht hat.
Im Gespräch betonte der Politiker den hohen Stellenwert der Apotheken – schließlich seien deren Leistungen für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung immens wichtig. Entsprechend erteilte Rouenhoff den Plänen von Gesundheitsminister Lauterbach, der sich unter anderem für »Light-Apotheken« ausgesprochen hat, eine klare Absage.
»Die Apotheken spielen eine wichtige Rolle in der flächendeckenden Gesundheitsversorgung in Deutschland. Wir sollten alles dafür tun sie zu stärken, statt zu schwächen. Dies gilt nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Landärztemangels und den Auswirkungen des demografischen Wandels. Eine Apotheke ohne Apothekerin oder Apotheker kann und will ich mir deshalb nicht vorstellen«, so Rouenhoff.
Das sieht auch Michael Kuck so: »Eine Apotheke ohne Apotheker ist der Einstieg in die Zwei-Klassen-Medizin und damit in die Zwei-Klassen-Versorgung.«
Weiterhin ging es in dem Gespräch um Lieferengpässe. Als sogenannter vollversorgender Pharmagroßhändler ist Noweda gesetzlich dazu verpflichtet, Arzneimittel ständig verfügbar zu halten. »Wir unternehmen alles, um unserer Rolle als Gesundheitsversorger gerecht zu werden. Allerdings sind die Rahmenbedingungen inzwischen mehr als herausfordernd«, betonte Kuck. Ein Beispiel seien aktuelle Lieferengpässe bei Antibiotika und Insuline.
Aber auch die überbordende Bürokratie belaste das Unternehmen. Seit Jahren werde dem Mittelstand hier Entlastung versprochen, aber das Gegenteil sei der Fall. Gestiegene Energie- und Personalkosten seien ein weiteres Problem, so Kuck weiter. »Ein wesentlicher Teil unserer Lagerkosten sind mittlerweile Energiekosten. Hinzu kommen hohe Vorgaben an Lagerung und Transport von Arzneimitteln.«
Die Besonderheit für den Pharmagroßhandel: Sowohl Lagerung als auch Transport müssen strenge Temperaturvorgaben gemäß der sogenannten Good-Distribution-Practice-Guidelines (GDP) erfüllen, damit die Arzneimittelqualität gewährleistet bleibt. Bedeutet: Die Lieferungen zu den Apotheken erfolgen in Fahrzeugen mit gekühlter Ladefläche.
Beim industriellen Medikamentenversandhandel aus dem EU-Ausland wird die Einhaltung von Temperaturvorgaben laut Angaben von Noweda behördlich jedoch nicht kontrolliert. »Diese Unternehmen versenden ihre Päckchen auch bei 35°C Außentemperatur in nicht klimatisierten Transportern. Das ist eine klare Wettbewerbsverzerrung zulasten von lokalen Apotheken und Pharmagroßhandel. Hier fordern wir gleiche Wettbewerbsbedingungen«, so Udo Harneit.