Tabelecleucel|Ebvallo®|99|2023 |
Pierre Fabre
2,8 × 107 – 7,3 × 107 lebensfähige T-Zellen/ml Injektionsdispersion
Ebvallo ist zugelassen als Monotherapie für die Behandlung erwachsener und pädiatrischer Patienten ab zwei Jahren mit rezidivierter oder refraktärer Epstein-Barr-Virus-positiver Posttransplantations-lymphoproliferativer Erkrankung (EBV+ PTLD), die mindestens eine vorherige Behandlung erhalten haben. Bei Patienten mit solider Organtransplantation umfasst die vorherige Therapie eine Chemotherapie, es sei denn, diese wird als ungeeignet erachtet.
Tabelecleucel besteht aus T-Zellen eines gesunden Spenders, die nach der Entnahme mit EBV-infizierten B-Zellen derselben Person gemischt und dadurch gegen das Virus sensibilisiert wurden. Wird ein Patient mit EBV+ PTLD mit Tabelecleucel behandelt, greifen die T-Zellen in seinem Körper EBV-infizierte Zellen an und zerstören sie. Damit sie das tun können, müssen die HLA-Eigenschaften des Spenders möglichst gut mit denjenigen des Empfängers übereinstimmen. Jede Ebvallo-Charge wird daher aus einem Pool anhand des HLA-Profils patientenindividuell ausgewählt.
Die empfohlene Dosis richtet sich nach dem Körpergewicht des Patienten und beträgt 2 x 106 Zellen pro kg KG. Die Behandlung erfolgt in Zyklen von 35 Tagen Länge mit Tabelecleucel-Gaben an den Tagen 1, 8 und 15. Ebvallo wird nach Verdünnen als intravenöse Injektion über fünf bis zehn Minuten gegeben. Wie viele Zyklen ein Patient erhält, hängt vom Ansprechen ab. Es ist möglich, dass zwischendurch das HLA-Profil, die sogenannte HLA-Restriktion, gewechselt wird.
Ebvallo enthält den Hilfsstoff Dimethylsulfoxid (DMSO), der schwere Überempfindlichkeitsreaktionen auslösen kann. Deshalb und auch wegen vieler weiterer potenziell schwerwiegender Nebenwirkungen soll die Gabe in einem kontrollierten Umfeld erfolgen, in dem der Patient angemessen versorgt werden kann.
Bestimmte gleichzeitig oder kurz zuvor verabreichte Arzneimittel können möglicherweise die Wirksamkeit von Tabelecleucel beeinträchtigen. Dazu gehören Chemotherapien (systemisch oder intrathekal), Anti-T-Zell-Antikörper-basierte Therapien, extrakorporale Photopherese oder Brentuximab-Vedotin. Wenn Tabelecleucel nach diesen Substanzen verabreicht wird, sollte vor der Gabe eine ausreichende Auswaschphase eingehalten werden.
Bei Corticosteroid-Langzeittherapien sollte die Dosis so weit wie klinisch sicher und angemessen reduziert werden. Es wird empfohlen, nicht mehr als 1 mg/kg KG pro Tag an Prednison oder Prednison-Äquivalent zu geben. Tabelecleucel wurde nicht bei Patienten untersucht, die Corticosteroid-Dosen von mehr als 1 mg/kg KG erhalten.
Häufigste Nebenwirkungen in Studien zu Tabelecleucel waren unter anderem Fieber (31,1 Prozent), Durchfall (26,2 Prozent) und Fatigue (23,3 Prozent). Häufigste schwerwiegende Nebenwirkungen waren Tumor-Flare-Reaktionen (1 Prozent) und Graft-versus-Host-Krankheit (4,9 Prozent).
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Wirksamkeit von Tabelecleucel wird in der noch laufenden, offenen, einarmigen Phase-III-Studie ALLELE untersucht. Im Rahmen der Studie wurden insgesamt 43 Patienten mit Ebvallo behandelt; 29 von ihnen hatten eine EBV+ PTLD nach einer SOT entwickelt und 14 nach einer HCT. Ausgewertet wurden 16 Patienten der SOT-Kohorte, die zuvor mit Rituximab plus Chemotherapie behandelt worden waren und alle 14 Patienten der HCT-Kohorte (Vortherapie: Rituximab). Der primäre Endpunkt war die objektive Ansprechrate (ORR).
Von den 16 SOT-Patienten sprachen neun auf die Therapie an (ORR 56,3 Prozent), von den 14 HCT-Patienten sieben (ORR 50,0 Prozent). Eine komplette Remission war bei fünf SOT-Patienten zu verzeichnen (31,3 Prozent) und bei sechs HCT-Patienten (42,9 Prozent). Bei vier SOT-Patienten (25,0 Prozent) und bei einem HCT-Patient (7,1 Prozent) handelte es sich um eine partielle Remission.
Patienten, die eine Transplantation von hämatopoetischen Zellen (HCT) oder eines soliden Organs (SOT) erhalten haben, müssen anschließend immunsupprimiert werden. Eine lebensbedrohliche Komplikation dabei ist eine spezielle Form von Blutkrebs, die lymphoproliferative Posttransplantationserkrankung (PTLD). Steht die PTLD im Zusammenhang mit einer Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV), spricht man von EBV+ PTLD.
Die Erstlinientherapie bei dieser Erkrankung besteht aus Chemotherapie und/oder Rituximab. Als Zweitlinientherapie steht für Patienten mit rezidivierter oder refraktärer EBV+ PTLD Tabelecleucel zur Verfügung. Es wird als Monotherapie bei Patienten ab zwei Jahren eingesetzt.
Ebvallo wird in einer bis sechs Durchstechflaschen mit je 1 ml entnehmbarem Volumen in seinem Umkarton in der Dampfphase von flüssigem Stickstoff geliefert. Es darf erst aufgetaut werden, wenn der Patient vor Ort ist und klinisch untersucht wurde. Zubereitung und Verabreichung müssen innerhalb von drei Stunden nach Beginn des Auftauprozesses beendet sein.
Ebvallo ist verschreibungspflichtig.
Die Anwendung von Ebvallo in der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, wird nicht empfohlen.
In der Stillzeit muss eine Entscheidung getroffen werden, ob das Stillen unterbrochen oder die Therapie mit Ebvallo unterbrochen beziehungsweise abgesetzt wird.
Patienten, die mit Ebvallo behandelt wurden, dürfen kein Blut, keine Organe, keine Gewebe und keine Zellen zur Transplantation spenden.
Sprunginnovation
Letzte Aktualisierung: 31.05.2023