Arzneistoff-Kombis senken Demenzrisiko |
Daniela Hüttemann |
04.12.2024 16:20 Uhr |
Eine langfristige Einnahme von bestimmten Herz-Kreislauf-Medikamenten kann womöglich das Risiko reduzieren, im hohen Alter an einer Demenz zu erkranken. / © Adobe Stock/Osterland
Bislang wurde positive Effekte kardiovaskulärer Medikamente vornehmlich für einzelne Arzneistoffklassen und bei speziellen Patientengruppen untersucht. Die neue Studie machte hier nun keine Spezifikationen. Ausgewertet wurden 88.065 Demenzfälle, die zwischen den Jahren 2011 bis 2016 ab einem Alter von 70 Jahren erstmals in Schweden erfasst wurden. Sie wurden mit 880.650 alters- und geschlechts-gematchten Menschen ohne Demenz verglichen. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachjournal der Alzheimer Association veröffentlicht.
Die Fall-Kontroll-Studie bestätigt, dass die langfristige Anwendung (mindestens fünf Jahre) von Blutdrucksenkern, Diuretika, Lipidsenkern und oralen Antikoagulanzien das Demenzrisiko signifikant reduziert. Die relative Risikoreduktion lag zwischen 9 und 25 Prozent. Einzig unter Thrombozyten-Aggregations-Hemmern (TAH) inklusive ASS stieg die Wahrscheinlichkeit um 13 bis 25 Prozent, vor allem als Monotherapie. Die besten Ergebnisse wurden erzielt, wenn ein Antihypertensivum mit einem Diuretikum, Lipidsenker oder oralem Antikoagulans für mindestens fünf Jahre kombiniert wurde (relative Risikoreduktion um 16 bis 44 Prozent).
Einen Kausalzusammenhang können solche kohortenbasierten retrospektiven Studien nicht herstellen. Rein mechanistisch hält das Autorenteam um Mozhu Ding vom Karolinska-Institut in Stockholm die Demenzprävention durch kardiovaskuläre Arzneistoffe jedoch für wahrscheinlich. Durch die unterschiedlichen Wirkmechanismen der verschiedenen Arzneistoffklassen postulieren die Forschenden einen synergistischen Effekt, wenngleich dieser gedeckelt sein könnte (Ceiling-Effekt). Bei TAH müsse man die langfristigen kognitiven Effekte noch besser untersuchen und berücksichtigen.