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Artensterben

Arzneipflanzen-Schatz noch nicht ausgeschöpft, aber bedroht

Wissenschaftler wollen die Erforschung von Heilpflanzen systematisch vorantreiben. Mit ihnen könne die medizinische Versorgung der Menschheit gesichert werden – wenn sie denn nachhaltig geschützt werden.
dpa
PZ
07.02.2023  08:00 Uhr

«Heilpflanzen und ihre bioaktiven Stoffe bieten enorme Möglichkeiten für die zukünftige medizinische Versorgung der Menschheit – als eine naturbasierte, kostengünstige und effiziente Gesundheitsressource. Aber unser Wissen über sie ist immer noch ausschnitthaft», erläutert Spyros Theodoridis vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Frankfurt. «Von etwa 374.000 bekannten Pflanzenarten sind bislang nur 15 Prozent chemisch analysiert – und gerade einmal 6 Prozent wurden unter pharmakologischen Gesichtspunkten untersucht.»

Die Hälfte der in den vergangenen vier Jahrzehnten weltweit zugelassenen Medikamente basiere auf den Inhaltsstoffen medizinischer Pflanzen oder sei nach ihrem Vorbild entwickelt worden, hat eine Gruppe um Theodoridis recherchiert. Auch das traditionelle Schmerzmittel Morphium stammt aus einer Pflanze, dem Schlafmohn. Salicylsäure wurde früher aus der Rinde von Weiden gewonnen und steckt heute technisch hergestellt und leicht verändert unter anderem in Aspirin.

In den letzten Jahren habe das Interesse an Heilpflanzen durch neue Analyseverfahren erneut zugenommen, schreiben die Autoren aktuell im Fachjournal »The Lancet Planetary Health«. Die rasanten Entwicklungen auf den Gebieten der Metabolomik (der Erforschung von Stoffwechselprodukten) und der Genomik eröffneten neue Möglichkeiten. So konnten zum Beispiel im Genom der Eibe jene Gene identifiziert werden, die für die Synthese des Stoffs Paclitaxel verantwortlich sind, einem wichtigen Krebsmedikament.

Auch Heilpflanzen in Europa bedroht

Gleichzeitig seien aber traditionelle ebenso wie noch unbekannte Heilpflanzen durch den Einfluss des Menschen bedroht. Bewährte Gewächse wie die Sideritis-Arten, die als griechischer Bergtee unter anderem bei Erkältungen angewendet werden, stünden durch übermäßiges Sammeln vor dem Aussterben. Zudem bedrohe die Klima- und Biodiversitätskrise ganze Ökosysteme.

«Die bioaktiven Pflanzenstoffe, die wir als Heilmittel einsetzen, erfüllen in der Natur spezifische Aufgaben in der Interaktion von Pflanze und Ökosystem – von der Bestäubung bis zur Bodenqualität», erklärt Ko-Autor David Nogués Bravo vom Center for Macroecology, Evolution and Climate der Universität Kopenhagen. «Extreme Temperaturen, Dürreperioden und eine erhöhte CO2-Konzentration in der Atmosphäre können dieses komplexe Zusammenspiel stören.»

Klima- und Biodiversitätsforschung müssten zusammenarbeiten, um geeignete Schutzkonzepte zu schaffen. Am Beispiel von Europa haben die Forschenden eine Reihe von Indikatoren entwickelt, um das Potenzial für Heilpflanzen sowie deren Gefährdung zu erfassen. Besonders stachen hier die Mittelmeerregion und polarnahe Gebiete hervor.

«Unser Ziel ist es, Anstöße für die transdisziplinäre globale Erforschung von medizinischen Pflanzen zu geben. So können wir in der Zukunft nichts weniger als eine nachhaltige Transformation der weltweiten Gesundheitsversorgung erreichen und die medizinische Biodiversität für kommende Generationen sichern», fasst Theodoridis zusammen.

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