Arzneimittelverschreibungen auf Rekordhoch |
Ev Tebroke |
19.07.2023 14:00 Uhr |
Seit dem Jahr 2000 hat sich das Volumen der Arzneimittelverordnungen bei erwerbstätigen TK-Versicherten mehr als verdoppelt. / Foto: Adobe Stock/Alexander Raths
Erwerbstätige in Deutschland nehmen immer mehr Arzneimittel ein. Das lässt sich anhand der Auswertungen der Arzneimittelverordnungen ablesen, die die TK in ihrem Gesundheitsreport 2023 auflistet. Im Schnitt erhielt demnach jeder und jede erwerbstätige TK-Versicherte im vergangenen Jahr 269 Tagesdosen (defined daily dose, DDD). Laut TK-Chef Jens Baas ist damit »ein bisheriger Rekordwert erreicht«. Im Jahr 2000, dem Beginn der TK-Auswertungen, lag das Verordnungsvolumen noch bei 201 Tagesdosen.
Die mit Abstand am meisten zum Einsatz kommenden Präparate sind Herzkreislaufmedikamente, etwa Blutdrucksenker. Hier hat sich das Verordnungsvolumen seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt. Während im Jahr 2000 geschlechterübergreifend rund 48,8 Tagesdosen verschrieben wurden, waren es im Jahr 2022 nun 102 DDD, was einem Anstieg um 109 Prozent entspricht. Die am zweithäufigsten verordneten Arzneimittel sind Therapien bei Magen-Darm-Beschwerden und Sodbrennen mit 36 Tagesdosen, gefolgt von Arzneimitteln mit Wirkung auf das Nervensystem wie etwa Antidepressiva (27 Tagesdosen).
»Bei den Herzkreislaufmedikamenten beobachten wir seit Jahren einen fast durchgehenden stetigen Zuwachs«, so Kassenchef Baas. Zum einen liege dies am demografischen Wandel. Zum anderen seien viele Herz-Kreislauf-Probleme aber auch auf einen ungesunden Lebensstil wie Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung zurückzuführen. Aber auch Stress gilt als Auslöser für Bluthochdruck.
Bei der zweiten Gruppe der meistverordneten Medikamente, hier vor allem die Säureblocker, war der konstante Zuwachs zuletzt 2017 zwar gestoppt. Von 2004 bis 2016 war das Verordnungsvolumen dieser Arzneigruppe um 130 Prozent auf dann 36,9 DDD angestiegen, weil Ärzte die Säureblocker protektiv bei Einnahme nichtsteroidaler Antiphlogistika (NSAR) verordneten.
Ab 2017 gab es laut TK demnach eine Trendwende, vermutlich, weil in Fachkreisen über mögliche Gesundheitsschäden durch dauerhafte Einnahme von Protonenpumpenhemmern diskutiert wurde. Die Verschreibungszahlen lagen 2017 zunächst bei 35,1 DDD und stagnierten in den Folgejahren bei durchschnittlich 34,4 Tagesdosen. Seit 2021 steigt das Verordnungsvolumen laut TK-Auswertung aber wieder, zunächst um 2,9 Prozent auf 35,4 DDD. Im Jahr 2022 ist es nun erneut gewachsen: um 2,2 Prozent auf 36,2 DDD.
Grundsätzlich zeigt der Report auch die Unterschiede des Verordnungsvolumens nach Geschlecht und nach Region. Frauen erhielten im zurückliegenden Versicherungsjahr 267 Tagesdosen verschrieben. Gegenüber dem Jahr 2021 (256 DDD) ist das ein Anstieg um 4,1 Prozent. Bei den Männern stieg das Verordnungsvolumen ebenfalls, wenn auch geringer, um 2,3 Prozent von 264 auf 270 Tagesdosen. Auch die Zahl der durchschnittlichen Arztkontakte mit mindestens einer ärztlichen Verschreibung differiert: Unter Frauen sind dies im Schnitt 3,56 Kontakte, unter Männern 2,57 Arztkontakte.
Was die regionalen Unterschiede betrifft, so variiert die durchschnittliche Zahl der Arztkontakte zwischen 2,58 Kontakten in Sachsen und 3,48 Kontakten im Saarland. Das höchste Verordnungsvolumen mit 316 Tagesdosen je Versicherungsjahr ist in Sachsen-Anhalt zu verzeichnen, am niedrigsten liegt es mit 239 DDD in Baden-Württemberg.