Arzneimitteltherapie im Heim verbessern |
Laura Rudolph |
19.09.2025 15:00 Uhr |
Professor Dr. Ulrich Jaehde stellte auf der Expopharm verschiedene Studien zur Arzneimitteltherapiesicherheit in Pflegeeinrichtungen vor. / © Avoxa/Expopharm
In seinem Vortrag »pDL Campus live! pDL im Alten- und Pflegeheim – Therapiebegleitung, die wirkt!« auf der Expopharm erklärte Professor Dr. Ulrich Jaehde von der Universität Bonn, welch signifikanten Einfluss die pharmazeutische Dienstleistung der Medikationsanalyse auf Heimbewohner haben kann. »Wir haben vor allem in den 2010er-Jahren Studien in Alten- und Pflegeheimen durchgeführt. Diese geben einen guten Überblick, wie es dort in Bezug auf arzneimittelbezogene Probleme wirklich aussieht«, sagte Jaehde.
Die Studie AMTS1, eine prospektive Querschnittsanalyse der Universitäten Bonn und Witten/Herdecke in elf Pflegeheimen mit rund 1000 Bewohnern, zeigte: Pro 100 Heimbewohnermonate traten knapp acht unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) auf – davon waren 60 Prozent vermeidbar und 6,5 Prozent potenziell reduzierbar. »Ab zehn Arzneistoffen steigt das Risiko für UAW etwa auf das Dreifache«, so Jaehde. Damit ist die Hyperpolymedikation der Hauptfaktor für arzneimittelbezogene Probleme, dicht gefolgt von ungeeigneten Dosierungen aufgrund einer nachlassenden Nierenfunktion.
»Es ist weit verbreitet, dass die Nierenfunktion kaum beachtet wird. Das hat sich bisher kaum geändert«, bedauerte der Referent. Nur bei der Hälfte der Patienten lag überhaupt ein Kreatininwert aus den letzten zwölf Monaten vor.
Das Projekt AMTS-AMPEL (»Arzneimitteltherapiesicherheit bei Patienten in Einrichtungen der Langzeitpflege«) untersuchte in einer Interventionsstudie mit drei Querschnittsanalysen, wie sich gezielte Maßnahmen in Pflegeheimen auf die AMTS der Bewohner auswirkten. Zwischen 2013 und 2014 wurden dazu 1016 Heimbewohnern in 18 Pflegeeinrichtungen einbezogen.
»Wir haben AMTS-Teams gebildet, die sich einmal wöchentlich treffen und die Medikation der Heimbewohner begutachten sollten«, fasste Jaehde die Intervention zusammen. Diesen Teams gehörten Apotheker und Pflegekräfte an, die sich regelmäßig mit den behandelnden Ärzten sowie den Betreuern und Angehörigen der Bewohner austauschten.
Das Ergebnis: Die Prävalenz vermeidbarer UAW sank nach sechs Monaten von 11,9 auf 6,9 Prozent, nach zwölf Monaten auf 5,5 Prozent. »Man kann hier wirklich etwas bewirken, man muss aber auch am Ball bleiben.« Wird die Intervention beendet, steigen die Werte wieder an.
Im Zuge des Projekts entstand eine AMTS-Merkkarte für die Kitteltasche. Sie enthält wichtige Informationen zu arzneimittelbezogenen Problemen, insbesondere bei älteren Menschen in Einrichtungen der Langzeitpflege – darunter Hinweise zu kritischen Symptomen und zu Arzneimitteln mit besonders hohem Risiko für UAW.