Arzneimittel sicherer ausliefern |
Ein Projektteam der TU Köln hat ein System entwickelt, mit dem sich Medikamente sicherer und effizienter transportieren lassen. / Foto: Monika Probst, TH Köln
Jeden Tag werden in Deutschland rund 57.000 Medikamente an Apotheken ausgeliefert, informiert Professor Matthias Böhmer vom Cologne Institute for Digital Ecosystems (CIDE) der TH Köln. Bei der Auslieferung von Arzneimitteln gilt es, zahlreiche Anforderungen zu erfüllen. Zum Beispiel schreibt die Leitlinie »Good Distribution Practice of medicinal products for human use« (GDP) vor, dass die Temperatur durchgängig zu überwachen und dies vollständig zu dokumentieren ist, erläutert Böhmer.
Wie die TU Köln am Montag mitteilte, werden zur Umsetzung dieser Leitlinie bislang mehrere Behälter mit spezifischen Temperaturbereichen verwendet. Um die Temperatur in diesen Behältern zu kontrollieren, kommen sogenannte Datenlogger zum Einsatz, die in die Behälter gelegt werden. Dahinter verbergen sich kompakte, batteriebetriebene Geräte mit Mikroprozessor, Datenspeicherung und mehreren Sensoren.
Doch dieses System läuft laut Böhmer alles andere als optimal. »Zum einen geht dadurch viel Platz in den Transportfahrzeugen verloren. Zum anderen müssen die Datenlogger einzeln und teilweise sogar manuell ausgelesen werden – das kostet Zeit und ist mitunter unpräzise. Deshalb kann die Kühlkette aktuell nicht immer eingehalten werden, so dass Arzneimittel entsorgt und ausgetauscht werden müssen«, sagt der Spezialist.
Um die Arzneimittelsicherheit zu gewährleisten und laufende Betriebskosten bei Pharmaunternehmen zu reduzieren, entwickelten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler daher im Projekt »sensoKo« ein neuartiges Transportbehältersystem mit mehreren Isolierkammern und integrierter Sensorik. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz förderte das Forschungs- und Entwicklungsprojekt über einen Zeitraum von zwei Jahren mit 156.000 Euro.
Das neu entwickelte System misst die Temperaturen mithilfe von Sensoren. Diese lassen sich nach Angaben von CIDE im Gegensatz zu den Datenloggern fest verbauen, sind in hohem Maße wiederverwertbar, haben eine optimierte Energieeffizienz und messen die Temperatur zuverlässiger. Zudem hat das Projektteam eine Smartphone-App implementiert. Die Sensoren kommunizieren laut der Mitteilung direkt im Internet of Things (IoT), so dass die Temperaturbereiche in Echtzeit überwacht werden können. »Somit kann permanent kontrolliert werden, ob Kisten in falschen Momenten geöffnet oder bestimmte Temperaturwerte innerhalb der Kammern überschritten werden«, sagt Böhmer.
Mit den Mehrkammer-Isolierbehältern lasse sich die Temperatur deutlich präziser überwachen, berichtet der Projektleiter. Dadurch könne die Qualität von Arzneimittel-Logistik verbessert werden, und die bisher mitunter zeitaufwändige Dokumentation laufe automatisch ab. Das Ergebnis des Projektes sei in der Pharmalogistik direkt anwendbar.
Nach Einschätzung von Böhmer gibt es zudem Möglichkeiten, das System weiter zu optimieren und zu erweitern. »Um Abweichungen von den festgelegten Temperaturbereichen noch effizienter und vor allem frühzeitig zu erkennen, könnten in weiteren Untersuchungen alternativ auch auf Künstlicher Intelligenz basierende Modelle erforscht werden«, sagt der Projektleiter.