Arnold: »Wir müssen uns Gehör verschaffen« |
Jennifer Evans |
16.10.2023 13:30 Uhr |
Wie ernst die Lage der Apotheken ist, machte der LAV-Vorsitzende aus Sachsen-Anhalt, Mathias Arnold, der Bundestagsabgeordneten Heike Brehmer (CDU) klar. / Foto: Katrin Pohl/LAV
Alle Apotheken stehen wirtschaftlich stark unter Druck und Neugründungen werden immer unattraktiver. Das machte Mathias Arnold, Vorsitzender des Landesapothekerverbands Sachsen-Anhalt und ABDA-Vizepräsident, in seinem politischen Lagebericht deutlich. Der LAV hatte vergangenen Freitag und Samstag zu seinen 27. Wirtschaftstagen nach Quedlinburg eingeladen. Aktuell befinden sich laut Arnold bereits 60 Prozent der Apotheken im kritischen Bereich, sprich kurz vor dem Ruin.
Bei seinen Bespielrechnungen kam Arnold zu dem Ergebnis, dass die Gesamtkosten einer durchschnittlichen Apotheke sich in den vergangenen zehn Jahren um knapp 210.000 Euro erhöht hätten, was einem Plus von fast 60 Prozent entspreche. So sei allein der Verbraucherpreisindex seit der letzten Honoraranpassung deutlich angestiegen. Arnold sprach für den Zeitraum zwischen 2013 und 2024 von einem voraussichtlichen Plus von 38 Prozent. Dies allein bedürfe einer Anpassung des Festzuschlags von mehr als 3 Euro, sagte er. Hinzu kämen neue Apothekenleistungen mit zusätzlichen Kosten.
Darüber hinaus verursache das Lieferengpass-Management Kosten in Höhe von 425 Millionen Euro pro Jahr, von denen jedoch lediglich rund 10 Millionen Euro über den Lieferengpasszuschlag gemäß Lieferengpassgesetz, also dem Arzneimittel-Lieferengpass-Bekämpfungs- und Versorgungsverbesserungs-Gesetz (ALBVVG), gegenfinanziert seien. Daraus ergebe sich ein weiterer Anpassungsbedarf des Fixums in Höhe von 56 Cent, betonte er. Denn die Lieferengpässe hätten »ein Ausmaß angenommen, das für uns eigentlich nicht mehr vorstellbar war«.
Natürlich ließ Arnold auch die jüngsten Vorschläge vom Bundesminister für Gesundheit Karl Lauterbach (SPD) nicht unkommentiert. Dieser hat unter anderem vorgeschlagen, die Aufgaben der PTA zu erweitern. Sie sollen mithilfe von Telepharmazie in Filial- und Zweigapotheken vertreten dürfen. PTA seien »eine unverzichtbare Berufsgruppe in jeder Apotheke«, unterstrich der LAV-Vorsitzende. Doch die letzte Kontrolle eines Arzneimittels vor der Einnahme bedürfe nach wie vor eines studierten und approbierten Experten der Arzneimitteltherapie.
Für besonders absurd erachtet Arnold die weltweite Entwicklung. Apothekerinnen und Apotheker bekämen anderswo immer mehr Bedeutung in der Arzneimittelversorgung, während es in Deutschland dagegen um »den Einstieg in die apothekerfreie Arzneimittelabgabe als Normalversorgung« gehe.