Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Studie

Arme Menschen bekommen häufiger ungeeignete Medikamente

Laut einer dänischen Studie haben Menschen mit niedrigem Einkommen und Vermögen ein bis zu 85 Prozent höheres Risiko, für sie potenziell inadäquate Medikamente (PIM) zu erhalten – selbst wenn ihre Krankengeschichte mit der von wohlhabenderen Personen identisch ist.
AutorKontaktMelanie Höhn
Datum 22.05.2025  11:30 Uhr

Eine groß angelegte nationale Studie der Universität Aarhus mit Daten von 177.495 Teilnehmenden zeigt erhebliche soziale, kulturelle und wirtschaftliche Unterschiede hinsichtlich des Risikos, eine potenziell inadäquate Medikation (PIM) zu erhalten – selbst in einem Land mit kostenlosem und gleichberechtigtem Zugang zu Gesundheitsdiensten wie Dänemark. 

Menschen mit geringem Vermögen und Einkommen haben demnach im Vergleich zu den wohlhabendsten Dänen ein um bis zu 85 Prozent höheres Risiko, für sie potenziell unangemessene oder riskante Medikamente zu erhalten, heißt es in der Studie, die in der Fachzeitschrift »PLOS Medicine« veröffentlicht wurde.

Die Untersuchung habe gezeigt, dass die wirtschaftliche Lage jedes Menschen der prägendste Faktor für die soziale Stellung in der Gesellschaft und damit auch für die Ausgangslage jedes Einzelnen im Gesundheitssystem sei, sagte die Hauptautorin Amanda Paust vom Department für öffentliche Gesundheit der Universität Aarhus. Die wirtschaftliche Lage sei der stärkste Risikofaktor für Fehlmedikation und beeinflusse, wie gut Menschen sich im System zurechtfinden – und wie sie behandelt werden.

Bildung und Netzwerk sind auch von Bedeutung

Die Studie, die Daten einer großen Gesundheitserhebung aus dem Jahr 2017 mit nationalen Registern kombiniert, nutzte die Theorie der drei Kapitalformen – ökonomisch, sozial und kulturell – des Soziologen Pierre Bourdieu, um das Problem aus verschiedenen Blickwinkeln zu analysieren.

Dadurch kam die Untersuchung zu einem weiteren Ergebnis: Menschen mit niedrigem Bildungsniveau haben ein um 66 Prozent höheres Risiko, problematische Medikamente zu erhalten, während das Risiko von Menschen mit eingeschränkten sozialen Netzwerken um etwa 35 Prozent erhöht ist. Auch Einwanderer und Alleinlebende sind stärker gefährdet.

»Wir nutzten Pierre Bourdieus Theorie, um zu verstehen, wie sich unterschiedliche Ressourcen auf die Behandlungsqualität auswirken. So zeigten wir beispielsweise, dass ein schwaches soziales Netzwerk das Risiko einer unangemessenen Medikation erhöht, was in wissenschaftlichen Studien zur sozialen Ungleichheit oft übersehen wird«, erklärte Paust.

Überbehandlung größeres Problem als Unterbehandlung

Die soziale Ungleichheit hängt laut der Studie in erster Linie mit einer Überbehandlung zusammen, nicht mit einer Unterversorgung. Betroffene erhalten mehr Medikamente, die potenziell mehr schaden als nützen. Insgesamt erhielten 14,7 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer mindestens ein riskantes Medikament.

Die Ungleichheit in der Behandlungsqualität blieb auch dann bestehen, wenn Menschen mit vergleichbaren Krankheitsverläufen verglichen wurden. »Dies zeigt einmal mehr, dass ein universelles System nicht automatisch Gleichheit in der Gesundheit schafft«, erklärte die Wissenschaftlerin.

Hausärzte als Schlüsselfiguren

Die Studienautoren sehen Hausärztinnen und Hausärzte als Schlüsselfiguren für mehr Gleichheit in der medizinischen Behandlungsqualität. »Hausärzte sind wichtig, da sie den Großteil aller Medikamente in Dänemark verschreiben und häufig Kontakt zu uns Bürgern haben. Ungleichheit kann durch maßgeschneiderte Angebote für die Bedürftigsten reduziert werden«, so Paust. Studien hätten gezeigt, dass längere Konsultationen, Kontinuität in der Beziehung zu einem Hausarzt oder eine bessere Kommunikation über den Behandlungsverlauf einen Unterschied machen können.

Das Forschungsteam untersucht nun weiter, wie spezifische Interventionen das Risiko einer unangemessenen Behandlung in sozial schwachen Gruppen verringern können.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.
THEMEN
Medikament

Mehr von Avoxa