Arbeitgeber kontern Adexa-Abfuhr |
Cornelia Dölger |
21.12.2023 17:00 Uhr |
Der Tariflohn spiegele in den wenigsten Fällen die tatsächlich gezahlten Gehälter wider, auch in Nordrhein, sagt der TGL-Vorsitzende Constantin Biederbick.
Die TGL hatte ein Gehaltsplus von je 50 Euro für PKA für 2024 und 2025 angeboten. Dies hatte Tanja Kratt, Adexa-Vorständin sowie Leiterin der Tarifkommission, als »ein noch weiter verschlechtertes Angebot« bezeichnet. Die Verhandlungsrunde zuvor war demnach ergebnislos abgebrochen worden, weil die Parteien allzu weit auseinanderlagen.
Die Gehaltsverhandlungen seien schwieriger denn je, hieß es dazu heute von den beiden TGL-Chefs Constantin Biederbick (1. Vorsitzender) und Sebastian Berges (2. Vorsitzender). Einerseits litten die Mitarbeitenden und Apothekenleitende gleichermaßen unter den Folgen steigender Energie-, Heiz- und Lebenshaltungskosten.
Andererseits erzielten die Apotheken eben durch diese Kostensteigerungen weiter sinkende Betriebsergebnisse. Heute seien bereits mehr als 10 Prozent aller deutschen Apotheken defizitär und weitere rund 30 Prozent erwirtschafteten weniger als den notwendigen kalkulatorischen Unternehmerlohn. Über die Analyse der Treuhand Hannover hatte die PZ berichtet.
»Anders als in anderen Branchen, wo die Arbeitgeber durch Tarifsteigerungen keine persönlichen Einkommensverluste erleiden, schlagen die Lohnerhöhungen in Apotheken direkt und vollumfänglich auf das Einkommen der Chefs und deren Familien durch«, heißt es in dem TGL-Papier. Das würde mitunter zu existenzbedrohenden Situationen führen und »könne nicht Ziel der Tarifkommissionen sein«.
Gleichzeitig würden die Apothekenleitenden den Gewerkschaftsforderungen gern entgegenkommen, heißt es weiter. Angesichts der politischen Rahmenbedingungen und insbesondere der Erwartungen für die nächsten Jahre gebe es für große Gehaltsforderungen aber keine Spielräume. »In der Konsequenz müsste es eine Nullrunde geben«, so die beiden Vorsitzenden. Um diese Situation zu entschärfen, brauche es neben Verständnis und Kompromissbereitschaft vor allem Flexibilität bei beiden Tarifparteien, betonen Biederbick und Berges.
Dabei seien allerdings die Möglichkeiten der Apothekenleitungen begrenzt, räumen die TGL-Vorsitzenden ein. Denn im Gegensatz zu anderen Branchen könnten Apotheken Lohnsteigerungen nicht an die Kundinnen und Kunden weitergeben. Schließlich würden die Betriebsergebnisse meist durch verschreibungspflichtige und damit festpreisgeregelte Präparate erzielt.
Ein Übriges tue die Inflation. Sie habe seit 2004 um 38 Prozentpunkte zugelegt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP), die GKV-Einnahmen und die Tariflöhne in Apotheken hätten sich deutlich darüber entwickelt, die Apothekenvergütungen hingegen zunehmend mehr darunter. Würde die Inflation also in die Tariflohnentwicklung eingepreist, »dann müssten die Löhne auf das seit 2004 fortgeschriebene Inflationsniveau sinken und nicht steigen«, rechnen Biederbick und Berges vor.
Hinzu kämen die jüngsten Tarifsteigerungen aus den Tarifrunden 2022 und 2023 mit bis zu 28 Prozent. Damit sei die stärker steigende Inflation in jüngster Vergangenheit bereits vorweggenommen.