Apothekerschaft befürwortet Telepharmazie |
Ein Beispiel für den Einsatz der Telepharmazie: Ist das Erstgespräch bei einer Polymedikationsberatung mit Brown-Bag-Analyse in der Apotheke erfolgt, kann das Ergebnis auch per Videoschaltung zwischen Patient und Apotheker besprochen werden. / Foto: Getty Images/Sladic
Kürzlich hatte die »Ärztezeitung« getitelt: »Apotheker wollen keine Telepharmazie«. Die Überschrift war unglücklich gewählt, denn eigentlich ging es in dem Artikel um die Bedenken gegenüber den Überlegungen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zur Apothekenstrukturreform, inklusive Filialen ohne anwesenden Apotheker, sondern der Möglichkeit, diesen bei Bedarf per Videokonsultation dazuzuschalten. Das ist aus Sicht der Apothekerschaft jedoch nicht das, was sie selbst unter Telepharmazie versteht. Bereits beim Deutschen Apothekertag 2022 hat die Hauptversammlung der Apotheker beschlossen, die Telepharmazie im Sinne der Patientinnen und Patienten weiterzuentwickeln. Der Begriff ist jedoch bislang noch nicht offiziell eindeutig definiert.
»Die von Bundesgesundheitsminister Lauterbach vorgeschlagene Lösung der Schein-Apotheken ohne Apothekerinnen oder Apotheker ist keine Telepharmazie«, stellt ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening klar. »Denn dies betrifft nur das innerapothekerliche Verhältnis zwischen Filial- und Hauptapotheke. Der Kontakt zwischen den Apotheken funktioniert auch heute schon auf mehreren Wegen sehr gut.« Telepharmazie beziehe sich ausschließlich auf das Apotheken-Patienten-Verhältnis.
»Wir wollen die Telepharmazie aus den Apotheken vor Ort heraus in geeigneten Fällen anbieten«, erklärt Overwiening in einer aktuellen Pressemitteilung. Sie könne ein weiteres Werkzeug für den komplexen Prozess der Arzneimittelversorgung sein. »Die Telepharmazie hat aber auch Grenzen – nur Apothekerinnen und Apotheker können Sie anbieten und sie sind nur sinnvoll, wenn sie sich an Menschen richtet, die in der Apotheke persönlich bekannt sind oder den Kontakt in der Apotheke vorbereiten.«
Auch Thomas Benkert, Präsident der Bundesapothekerkammer, betont: »In Zeiten der Digitalisierung hat sich die Apothekerschaft längst Gedanken gemacht über neue Wege, auf denen wir unsere Patientinnen und Patienten auch auf telepharmazeutischen Wegen beraten können. In den Apotheken gibt es schon heute mehrere telepharmazeutische Angebote. Diese wollen wir aber gerne weiterentwickeln und im Gespräch mit der Politik die Expertise der Apothekerinnen und Apotheker verstärkt in die Versorgung einbringen.«
Gelegenheit dazu gibt es am 11. Juni 2024 in Berlin. Die Bundesapothekerkammer lädt Menschen aus der Politik, den Medien und den Apotheken ein, um über die Chancen und Grenzen der Telepharmazie zu diskutieren. Die Teilnahme ist vor Ort im Apothekerhaus in Berlin oder auch online möglich. Interessierte können sich unter presse@abda.de bis zum 3. Juni anmelden.