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Arzneimittel bei Kindern

Apothekers Beitrag zu Sicherheit und Therapieerfolg

Wie oft nehmen Kinder Medikamente ein? Und was bringt es, Eltern in der Verabreichung von Arzneimitteln gründlich zu schulen? Antworten gab es bei der Jahrestagung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG).
Sven Siebenand
01.10.2021  17:00 Uhr

Eine Pharmakotherapie bei Kindern und Jugendlichen ist keine Seltenheit. Markus Herzig von der Universität Leipzig informierte bei der Online-Tagung über Ergebnisse der Life-Child-Studie. Demnach kommt bei etwa der Hälfte aller Kinder und Jugendlichen mindestens ein pharmazeutisches Präparat zum Einsatz. Nach Altersgruppen gestaffelt ist der Gebrauch von Medikamenten im Alter von 0 bis 2 Jahren am häufigsten: 77,5 Prozent aller Kinder werden in diesem Alter behandelt. Die bei Kindern und Jugendlichen am häufigsten eingesetzten Mittel sind solche zur Behandlung von Atemwegs- sowie von Magen-Darm-Erkrankungen. Ein Anstieg zwischen 2014 und 2019 war laut Herzig bei Ibuprofen und Paracetamol zu verzeichnen, ein Abfall zum Beispiel bei Schilddrüsenhormonen.

Tendenziell ist eine Arzneimitteltherapie bei Mädchen etwas häufiger als bei Jungen anzutreffen. Ab dem Alter von zwölf Jahren geht die Schere zwischen den Geschlechtern weiter auseinander, was durch den Einsatz von oralen Kontrazeptiva zu erklären ist. So nehmen Mädchen im Alter von 15 bis 17 Jahren in 63 Prozent der Fälle mindestens ein Medikament ein, bei Jungen dieses Alters liegt der Wert bei 39 Prozent.

Rund 60 Prozent der eingesetzten Medikamente gehen auf ärztliche Verordnungen oder zumindest Empfehlungen zurück. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass rund 40 Prozent der Medikamente reine Selbstmedikation sind. Betrachtet man den Bereich der Homöopathika, so ist der Wert hier noch höher. Fast 60 Prozent der verwendeten Präparate sind im Rahmen der Selbstmedikation im Einsatz.

Die Verantwortung von Apothekern bei der Abgabe von Medikamenten wurde nicht nur bei Herzigs Worten deutlich. Auch im Vortrag von Dr. Martina P. Neininger, ebenfalls Universität Leipzig, war Apothekers Beitrag zu Sicherheit und Therapieerfolg ersichtlich. »Arzneimittelbedingte Probleme bei der Verabreichung an pädiatrische Patienten sind vielfältig, gefährden die Patientensicherheit und schränken den Therapieerfolg ein«, so die Apothekerin.

Das machte Neininger am Beispiel der Verabreichung von Epilepsie-Notfallmedikamenten durch Eltern an ihre Kinder deutlich. Einer Untersuchung zufolge machten fast alle Eltern bei der rektalen Applikation von Diazepam und mehr als die Hälfte von ihnen bei der bukkalen Midazolam-Gabe Fehler. Hinzu kam, dass die meisten Eltern sich dessen gar nicht bewusst waren und vielmehr der Meinung waren, bei der Applikation alles richtig gemacht zu haben.

Schulung mit Erfolg

Dass eine Schulung durchaus etwas bewirken kann, zeigen weitere Daten, die die Referentin vorstellte. Eltern, die die Applikation der Notfall-Medikamente unter fachmännischer Anleitung eines Apothekers trainiert hatten, machten später weniger falsch. Die Fehlerrate bei der rektalen Gabe sank von mehr als 90 Prozent auf etwas mehr als 50 Prozent. Bei der bukkalen Applikation sank sie sogar auf unter 10 Prozent.

Neininger betonte ferner, wie wichtig es ist, nicht nur Eltern zu schulen, sondern zum Beispiel auch Lehrer und Erzieher. Ihre Bereitschaft, die Notfall-Medikamente zu verabreichen, stieg nach einem Training von 54 auf 76 Prozent. Zudem zeigte sich auch in dieser Gruppe, dass die fehlerfreie Applikation nach der Schulung viel häufiger erfolgen kann. Wurde rektales Diazepam vorher von fast niemandem in dieser Gruppe korrekt verabreicht, machten es später 60 Prozent richtig. Beim bukkalen Midazolam stieg der Wert von 7,5 Prozent auf 55 Prozent an.

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