Apotheker sehen Cannabisfreigabe kritisch |
Laut einer Umfrage befürchten viele Apothekeninhaber Risiken durch die Legalisierung von Cannabis zu Genusszwecken. / Foto: Adobe Stock/roxxyphotos
Trotz scharfer Kritik im Vorfeld gab der Bundesrat am 22. März grünes Licht für das Cannabis-Gesetz. Seit 1. April dürfen Erwachsene nun bis zu 25 Gramm Cannabis zu Genusszwecken in der Öffentlichkeit bei sich haben und bis zu drei Cannabis-Pflanzen zum Eigenkonsum anbauen. Ab 1. Juli soll der Anbau in nichtgewerblichen Vereinigungen – sogenannten Cannabis-Clubs – möglich sein. Doch während Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) die Teilfreigabe verteidigt, reißt die Kritik insbesondere aus unionsgeführten Bundesländern nicht ab.
Die ABDA hatte sich während des Gesetzgebungsprozesses wiederholt gegen eine Cannabis-Legalisierung ausgesprochen und vor gesundheitlichen Risiken gewarnt. Die aktuelle Apokix-Umfrage zeigt erneut die kritische Haltung der Apothekerschaft: Demnach bewertet auch die Mehrheit (74 Prozent) der Apothekeninhaberinnen und -inhaber die Teilfreigabe von Cannabis zu Genusszwecken negativ. Nur 12 Prozent sehen die Gesetzesänderung positiv, 14 Prozent stehen ihr neutral gegenüber. Dabei spielt die Abgabe von medizinischem Cannabis beim Großteil (80 Prozent) der Befragten bisher keine oder kaum eine Rolle.
Der Umfrage zufolge erwarten vier von fünf (83 Prozent) der befragten Inhaberinnen und Inhaber Risiken für die eigene Apotheke. 71 Prozent befürchten fragwürdige Rezeptverordnungen durch diverse Internet-Plattformen, 45 Prozent einen erhöhten Beratungs- und Prüfungsbedarf bei Privatrezepten. Rund die Hälfte (45 Prozent) sieht zudem rechtliche Unsicherheiten. Ein Viertel befürchtet, dass sich die Teilfreigabe negativ auf das Image der Apotheken auswirken könnte.
Nur knapp jeder fünfte Befragte (19 Prozent) verbindet mit der Legalisierung Chancen für die eigene Apotheke. So sieht beispielsweise rund jeder zehnte Inhaber (11 Prozent) Potenziale durch eine mögliche Erweiterung des Produkt- und Beratungsangebots. Neun Prozent erwarten Umsatzsteigerungen durch die Abgabe von Medizinalcannabis auf Rezept.
Seit der Legalisierung verzeichnet mehr als jede dritte Apotheke (37 Prozent) vermehrt Kundenanfragen zum Thema Cannabis und zu Cannabis-Produkten – auch das ergab die Umfrage. 7 Prozent der befragten Inhaber hoffen, durch die veränderte Gesetzeslage neue Kunden gewinnen zu können. Zugleich sind 40 Prozent der Befragten überzeugt, dass Apotheken zukünftig eine wichtige Rolle spielen werden, wenn es um die Aufklärung der Bevölkerung über den sicheren Umgang mit Cannabis geht.