Apotheker schreibt Merz |
Cornelia Dölger |
26.08.2025 16:04 Uhr |
Die prekäre wirtschaftliche Lage vieler Apotheken und das anhaltende Apothekensterben haben einen Apotheker im Ruhestand veranlasst, sich an die Politik zu wenden. Ein Rx-Versandverbot sei unabdingbar, um die Entwicklung zu stoppen. / © IMAGO/BREUEL-BILD
»Wenn man sich immer wieder meldet, kann man etwas erreichen«, meint Konrad Schmid, ehemaliger Apotheker und Stadtrat aus Landsberg am Lech. Möglichst schnell erreichen möchte er, dass der Gesetzgeber den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln in Deutschland verbietet. Daher, so Schmid zur PZ, habe er »seine Unterlagen durchgeschaut« und sich hingesetzt, um die Politikerinnen und Politiker über das Thema »kurz und bündig« aufzuklären.
Entstanden ist so ein eindringlicher Appell, die EU-Versandapotheken in ihre Schranken zu weisen. Adressiert ist Schmids Mail neben Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) an sämtliche Bundesministerinnen und -minister sowie alle Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder. Auch an den CSU-Abgeordneten aus seinem Wahlkreis ging eine Mail.
Schmid führt in dem Schreiben aus, dass die flächendeckende Arzneimittelversorgung in Deutschland, besonders in ländlichen Regionen, gefährdet sei. Der Apothekenschwund treffe vor allem ältere, chronisch kranke oder mobilitätseingeschränkte Menschen. Ein Hauptgrund für die Entwicklung sei der Versandhandel mit rezeptpflichtigen Medikamenten.
In Österreich sei dieser Versandhandel bereits verboten – »daher gibt es dort auch kein Apothekensterben«, so Schmid. Auch ABDA-Präsident Thomas Preis habe festgestellt, dass Apotheken »vor Dumpingwettbewerb geschützt werden« müssten.
Nur mit einem Rx-Versandverbot könne »das ungebremste Apothekensterben in Deutschland gestoppt« werden. Schmid führt aus: »Die Zahl der Vor-Ort-Apotheken ist im Jahr 2024 weiter um 530 auf 17.041 gesunken. Ende des ersten Quartals 2025 gab es nur noch 16.908 Apotheken. Jede vierte Apotheke ist im kritischen Bereich!«
Während sich die Apothekenzahlen also im Sinkflug befänden, erzielten die Versender hohe Gewinne und bauten ihre Rx-Umsätze aus. Auch die Umtriebe des Internetriesen Amazon im Gesundheitsbereich seien riskant. Durch den Versand entstehe auch »ein enorm großer wirtschaftlicher Schaden durch Verlust von Arbeitsplätzen« sowie durch Steuerausfälle. Dies solle das Bundesfinanzministerium durch einen Gutachter untersuchen lassen, so Schmids Vorschlag. Eine Mail ging wie gesagt auch an den Bundesfinanzminister.
Die Entwicklung beim Rx-Versand empfinde er als »rasant« und »sie tut weh«, so Schmid, der in Landsberg am Lech mehr als 30 Jahre eine Apotheke leitete. Er hofft darauf, dass seine Aufforderung bei den Angesprochenen verfängt. Er habe sich bemüht, die Problematik prägnant darzustellen und die drängendsten Punkte aufzulisten.
Dass die Situation für viele Apotheken immer belastender wird, hält er für ein großes Problem. Seine beiden Söhne seien Apotheker und zudem mit Apothekerinnen verheiratet – sie wüssten also um die schwierigen Bedingungen. Daher ist er überzeugt: »Die Politik muss eingreifen.«