Apothekenstreik in Norddeutschland |
Eine von vielen teilnehmenden Apotheken: die Heidjer-Apotheke im niedersächsischen Hanstedt. Die Apothekeninhaberin Ariane Klaus-Fricke will nur Antibiotika und starke Schmerzmittel über die Notdienstklappe abgeben. Draußen werden die Mitarbeitenden über den Grund dieser Aktion informieren. / Foto: Heidjer-Apotheke/Ariane Klaus-Fricke
Aus Protest gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung werden viele Apotheken in Niedersachsen und Bremen am heutigen Mittwoch geschlossen bleiben. Eine Regelversorgung wird deshalb heute nicht stattfinden und die Notfallversorgung wird ausschließlich über die Notdienstapotheken gesichert werden.
Der Landesapothekerverband Niedersachsen und die Bremer Apothekerkammer gehen von einer hohen Beteiligung der insgesamt fast 1.900 Apotheken an dem bundesweiten Protest aus.
»Kolleginnen und Kollegen sind seit Wochen dabei, die Patientinnen und Patienten über den Protesttag zu informieren und aufzuklären, warum wir Apothekerinnen und Apotheker den Protesttag durchführen werden. Wir raten den Patientinnen und Patienten, bei denen die Medikation planbar ist, den Besuch in der Stammapotheke um einen Tag zu verschieben«, so Berend Groeneveld, Vorstandsvorsitzender des LAV Niedersachsen. »Die Bundesregierung hat ihr Versprechen, die Vor-Ort-Apotheken zu stärken, gebrochen. Die Politik spart das System Apotheke kaputt und gefährdet so die Arzneimittelversorgung der Patientinnen und Patienten! Viele Apotheken sind bereits am Limit, andere müssen ihre Türen für immer schließen. Die Patientinnen und Patienten müssen sich wegen des Versagens der Politik auf noch längere Wartezeiten, verkürzte Öffnungszeiten in Apotheken und weitere Wege einstellen.«
Mit dem Protesttag wollen die Apotheken im Streit um höhere Honorare und bessere Arbeitsbedingungen den Druck auf den Bund erhöhen. Seit 2013 wurde die Apothekenvergütung nicht angepasst. Die Apothekerverbände haben einen Zehn-Punkte-Forderungskatalog aufgestellt und verlangen unter anderem eine Anhebung der Honorare für verschreibungspflichtige Arzneimittel von 8,35 Euro auf 12 Euro pro Packung.
»Das Honorar ist anders als bei anderen Leistungserbringern im Gesundheitswesen von der Inflation abgekoppelt. Deshalb protestieren wir am 14. Juni – für den Erhalt der Arzneimittelversorgung der Patientinnen und Patienten!« sagt Groeneveld.
Das gleiche Szenario auch in Bremen und Bremerhaven: Fast alle der 135 Apotheken dort leiden unter Nachwuchsmangel, Personalnot und Lieferengpässen. Thomas Real, stellvertretender Vorsitzender des Bremer Apothekerverbandes betont: »Bei anhaltenden Lieferengpässen, zunehmender Bürokratie, Honorar-Streichungen durch die Krankenkassen, steigenden Kosten und einem stagnierenden Honorar wird es immer unattraktiver, in der Apotheke zu arbeiten – oder gar selbst eine eigene Apotheke betreiben. Wir sehen den gesetzlichen Versorgungsauftrag immer mehr in Gefahr.«
Die Qualität in der Arzneimittelversorgung muss wieder Berücksichtigung bei der Preisgestaltung finden. Das »Hauptsache billig« in der Arzneimittelversorgung muss aufhören sind sich die Apotheker einig.