Apothekenprotest in Süddeutschland |
Ev Tebroke |
13.10.2023 13:30 Uhr |
Wie bereits hier in Singen am 14. Juni beim bundesweiten Protest der Apotheken werden auch am 22. November wieder zahlreiche Apotheken geschlossen bleiben. / Foto: PZ/E.Tebroke
Am 15. November in Dortmund, am 22. November in Stuttgart: Der November ist der Monat des Apothekenprotests. Als Reaktion auf die aus Sicht der Apothekerschaft unzureichende politische Unterstützung der Vor-Ort-Apotheken hat die ABDA den November als Protestmonat ausgerufen. Nach der Region West, bei der die öffentlichen Apotheken in den Bundesländern Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland ihre Beschäftigten zur Kundgebung nach Dortmund schicken können, sind eine Woche später nun die Kollegen aus dem süddeutsche Raum zum Protest in die baden-württembergische Landeshauptstadt aufgerufen. Das geht aus einem Schreiben des Landesapothekerverbands (LAV) Baden-Württemberg hervor.
Darin bittet der LAV seine Mitglieder, sich den Termin vorzumerken, damit möglichst viele Apothekenbeschäftigte an der zentralen Kundgebung auf dem Stuttgarter Schlossplatz teilnehmen können. Es gehe darum, größtmögliche Geschlossenheit zu zeigen, um Öffentlichkeit und Politik die »dramatische Lage der Vor-Ort-Apotheken« zu verdeutlichen. »Machen Sie mit, seien Sie solidarisch, kommen Sie nach Stuttgart!«, so der Appell. »Halten Sie Ihre Apotheke geschlossen!«
Im Nachgang der Diskussion mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) beim diesjährigen Deutschen Apothekertag (DAT) in München hatte ABDA-Präsidentin den Minister auf einen »heißen Herbst« der Apothekenproteste eingestimmt. Denn statt auf dem DAT eine konkrete wirtschaftliche Stärkung der Vor-Ort-Apotheken zu präsentieren, um den aktuellen Trend der Apothekenschließungen zu stoppen, hatte Lauterbach kurzerhand eine umstrittene Apothekenreform angekündigt.
Statt einer seit langem von der ABDA geforderten Anpassung des Apothekenhonorars will Lauterbach offenbar den Apothekenmarkt liberalisieren und etwa das Mehrbesitzverbot lockern. Filialen sollen auch von PTA geführt werden können, eine apothekerliche Patientenberatung soll per Telepharmazie möglich sein. Die Apothekerinnen und Apotheker weisen dies als »Apotheke light« zurück und sehen in den Plänen eine weitere Schwächung der Vor-Ort-Apotheken. Zudem fordern sie nach wie vor eine Anpassung des Apothekenhonorars von derzeit 8,35 Euro auf 12 Euro. Das sogenannte Fixum, das die Apotheken bei pro Abgabe einer Rx-Packung als Vergütung bekommen, war zuletzt vor zehn Jahren erhöht worden. Um ihrer Forderung und ihrem Unmut über diese Pläne öffentlich Ausdruck zu verleihen, stehen nun bundesweit Proteste an.
Nach den Plänen der ABDA sollen die Proteste immer mittwochs dezentral im Norden, Süden, Osten und Westen jeweils in einer Metropole stattfinden. Am 8. November wollen Apotheken aus dem norddeutschen Raum protestieren, also aus den Regionen Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachen. Der Kundgebungsort steht aber nach Angaben der ABDA final noch nicht fest. Am 29. November ist dann der Protest für den Bereich Osten geplant. Auch hier stehe der Ort noch nicht fest, hieß es von der ABDA auf PZ-Anfrage. Berlin werde es aber nicht sein. Ursprünglich war die Abschlusskundgebung in der Hauptstadt geplant. Diese Pläne sind nun offenbar vom Tisch.