»Apothekenberufe werden gegeneinander ausgespielt« |
Andreas May, Bundesvorstand der Apothekengewerkschaft Adexa, warnt, dass infolge der Apothekenreform noch mehr qualifiziertes Personal in andere Branchen abwandern könnte. / Foto: Angela Pfeiffer
Am Mittwoch wurde der Referentenentwurf für ein Apothekenreformgesetz bekannt. Andreas May, Bundesvorstand der Apothekengewerkschaft Adexa, kann dem Entwurf nichts Gutes abgewinnen und warnt vor den Folgen. Die Reform sei »ein Schlag ins Gesicht für die Apothekenangestellten«, kritisierte May am Donnerstagabend in einem Kommentar.
Zunächst wirft May einen Blick zurück ins Jahr 2021: Vom damals neuen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hätten sich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den öffentlichen Apotheken erhofft, dass sich die niedrigen Gehälter der rund 150.000 überwiegend weiblichen Angestellten im Branchenvergleich nicht noch weiter verschlechtern. Dass die Wertschätzung für die Apothekenteams, die in der Pandemie gezeigt hätten, wie wichtig sie für die Versorgung der Bevölkerung sind, sich nicht allein in Worten äußert, sondern auch in echten Verbesserungen.
Doch diese Hoffnungen haben sich laut May nicht erfüllt. »Die Vor-Ort-Apotheken verdursten am ausgestreckten Arm von Minister und Krankenkassen«, kritisiert er. Die Reform führe dazu, dass Apothekenberufe gegeneinander ausgespielt würden. Apothekenangestellte müssten nach wie vor auf auskömmliche und faire Gehälter warten. Der Vorstand der Apothekengewerkschaft befürchtet, dass in der Folge qualifiziertes Personal in andere Branchen abwandert.
Die geplanten »Apotheken light« lehnt May ab. So soll es möglich sein, dass PTA Apotheken leiten, wenn ein Apotheker per Video zugeschaltet werden kann. Dadurch würden PTA als »billige „Ersatz-Filialapothekenleitungen“ verheizt«, kritisiert May. Auch die geplanten Zweigapotheken, die laut Entwurf ohne Rezeptur betrieben werden können, hält er nicht für sinnvoll. Dadurch entstünden »Zwei-Klassen-Apotheken für die Patientinnen und Patienten«. Letztlich gefährde dies die Versorgungssicherheit, warnt May.
Den geplanten Honorarumbau sieht der Vorstand der Apothekengewerkschaft ebenfalls kritisch. Was sich »Honorar- und Strukturreform« nenne, sei bestenfalls ein Verschiebebahnhof. »Im schlimmsten Fall ist es ein Einstieg in die Apothekenketten: mit ausgedünntem Personal, noch weniger Aufstiegschancen für Apothekerinnen und Apotheker sowie mit einem vergifteten Angebot für die PTA, viel Verantwortung für wenig Geld in den Zweigapotheken zu übernehmen«, kritisiert May.
Würden die Pläne umgesetzt, werde »es ein großes Hauen und Stechen um immer kleiner werdende Töpfe geben«, warnte May. Es bestehe die Gefahr, dass qualifiziertes Personal in andere Branchen abwandere. Junge Apothekerinnen und Apotheker würden sich noch viel stärker überlegen, ob sie eine Selbstständigkeit wagen sollen.
May erkennt jedoch auch einige positive Aspekte am Referentenentwurf. So gehe die geplante bessere Vergütung des Nacht- und Notdienstes in die richtige Richtung. Dies stärke die Apotheken in der Fläche, die besonders häufig solche Bereitschaftsdienste übernehmen müssten. Dass dieses Geld vorübergehend bei den pharmazeutischen Dienstleistungen abgezweigt werden soll, gehe kurzfristig in Ordnung. Es sei aber mittel- und langfristig keine tragfähige Strategie für eine bessere Versorgung der alternden Bevölkerung.
Der Bundesvorstand der Apothekengewerkschaft kündigte an, dass die Adexa die Interessen der Angestellten weiter mit Nachdruck vertreten werde. »Und wir werden unser Gesprächsangebot an den Gesundheitsminister erneuern«, so May. Zudem appellierte er an die Beschäftigten in den Apotheken, sich nicht auseinanderdividieren zu lassen. »Nur eine gemeinsame Linie kann jetzt helfen, damit die versprochene Reform nicht die tragenden Elemente aus der Struktur schwächt oder gar ganz herauszieht. Denn was Deutschland braucht, ist eine echte Stärkung für das Apothekensystem und die flächendeckende Arzneimittelversorgung«, betonte May.