Apotheken zwischen Rabatt und Ruin |
Jennifer Evans |
23.01.2025 16:00 Uhr |
In den USA ist der Preisdruck bei Rx-Arzneimitteln zum Problem geworden, bei dem Apotheken den Kürzeren ziehen. / © Adobe Stock/ Gorodenkoff Productions OU
Vor fünf Jahre haben einige US-Staaten die sogenannten Prescription Drug Affordability Boards (PDAB) eingeführt, um die Kosten für verschreibungspflichtige Arzneimittel unter anderem anhand von Zahlungslimits zu drosseln. Die erste Bilanz des PDAB-Konzepts offenbart nun einige Schwachstellen – vor allem für Apotheken. Das besagt ein gemeinsamer Bericht der National Alliance of State Pharmacy Associations und der Partnership for Safe Medicines, einem Zusammenschluss von mehr als 45 gemeinnützigen Organisationen, die sich für die Sicherheit von Rx-Medikamenten sowie den Verbraucherschutz bei Arzneimittelfälschungen einsetzen.
Die PDAB können die Kaufpreise beim Hersteller zwar drücken, aber das hat am Ende keinen Einfluss auf den Erstattungsbetrag der Krankenversicherung beziehungsweise die Zuzahlungshöhe. Letztere Bereiche fallen nämlich ins Aufgabengebiet der sogenannten Pharmacy Benefit Manager (PBM). Sie erhalten von Dritten wie etwa den Krankenversicherungen den Auftrag, die Arzneimittelversorgung zu verwalten. Daraufhin erstellten die PBM Listen erstattungsfähiger Rx-Präparate, handeln Rabatte mit Pharmakonzernen aus und schließen Verträge mit Apotheken ab.
Das Problem: PDAB sind nicht befugt die PBM zu zwingen, den Apotheken mindestens die Medikamentenkosten zu erstatten. Daher verlieren viele Apotheken derzeit mit einigen Präparaten Geld. Selbst eine garantierte Abgabegebühr reiche nicht aus, um Apotheken vor Verlusten zu bewahren, heißt es. Und wenn Apotheken sich diese Arzneimittel nicht mehr leisten können, wird damit gleichzeitig der Zugang für die Patientinnen und Patienten beeinträchtigt. Eine Zwickmühle. Erhalten kranke Menschen keine optimale Versorgung, treiben sie womöglich die Gesundheitskosten für alle US-Amerikaner in die Höhe.
Darüber hinaus haben sich die PDAB auf Kosteneinsparungen bei Mitteln spezialisiert, die für seltene und chronische Erkrankungen zum Einsatz kommen. Wenn die Obergrenzen aber ein Zugangsproblem zur Folge haben, bleibt betroffenen Patientinnen und Patienten oft keine Alternative mehr.
Und es existiert noch ein weiteres Problem: Nicht für alle US-Krankenversicherungen gelten die Zahlungsobergrenzen. Zum Beispiel sind staatlich geförderte oder selbstfinanzierte davon ausgenommen. Die Apotheken sind jedoch verpflichtet zu wissen, wann das Limit greift und wann nicht.
Das stellt eine große Hürde im Alltag dar. Wenn ein Patient auf sein Medikament wartet, dauert die Überprüfung zu lange. Und für viele Apotheken sei häufig unklar, was sie konkret in Rechnung stellen dürfen und was nicht. Die wahrscheinlichste Folge sei, dass die Offizinen einfach keine Arzneimittel mit Zuzahlungsobergrenzen mehr führen werden – mit entsprechend negativen Konsequenzen für die Patientinnen und Patienten, so die Warnung in dem Bericht.