Apotheken-Terminal im Supermarkt |
Lukas Brockfeld |
09.09.2024 17:45 Uhr |
Gilbert-Peter Boullay (links), Michael Kranz und Dörte Haferung erklären einer Kundin das Terminal. / Foto: Edeka Nord
Als Anfang des Jahres das E-Rezept verpflichtend eingeführt wurde, eröffneten sich viele neue Möglichkeiten für die Arzneimittelversorgung. Der Apotheker Michael Kranz aus Prenzlau sah im vergangenen Jahr auf der Messe Expopharm ein Bestellterminal der Firma »Better Apo« und hatte eine Idee. Warum sollten die Geräte, die seit Jahren beispielsweise bei McDonald's genutzt werden, nicht auch für seine Offizin funktionieren? Der Approbierte kaufte sich ein Terminal und testete es zunächst in seiner »Grünen Apotheke«.
Am 5. September wurde das Gerät schließlich im Marktkauf-Center in Prenzlau aufgestellt. Über den großen Touchscreen lassen sich bei Kranz »Grüner Apotheke« E-Rezepte einlösen und OTC-Produkte bestellen. Die Medikamente können in der Apotheke abgeholt werden, alternativ liefert sie ein Botendienst zu den Kundinnen und Kunden nach Hause. Außerdem gibt es die Möglichkeit, sich per Telefon beraten zu lassen. Bald soll das auch per Videotelefonie direkt über das Terminal möglich sein. Laut Michael Kranz ist es das erste derartige Angebot in ganz Deutschland.
Über das Terminal lassen sich E-Rezepte einlösen und OTC-Produkte bestellen. / Foto: Edeka Nord
Für die Kunden ist das Terminal eine bequeme Möglichkeit, während ihres Wochenendeinkaufs ihre Medikamente zu bestellen. Doch für Kranz hat die Geschäftsidee einen ernsten Hintergrund: »Ich sehe aktuell die härtesten Zeiten für Apotheken in Deutschland und kein Handeln der Politik. Wahrscheinlich werden jedes Jahr vierstellig die Apothekenzahlen zurückgehen, wenn sich nicht schnell etwas ändert. Gespräche mit Politikern vor Ort haben mir leider den Glauben an eine Wende genommen. Also wollte ich mich auf mögliche Szenarien vorbereiten«, erklärt der Apotheker im Gespräch mit der PZ.
Kranz Vision ist es, vergleichbare Geräte an Orten aufzustellen, an denen es keine erreichbaren Apotheken mehr gibt. Das Terminal im Marktkauf ist für ihn ein Test unter realen Bedingungen. Schon heute betreibt der Apotheker im benachbarten Boitzenburg eine sogenannte Pick-Up-Stelle. Hier können die Patientinnen und Patienten ihre Rezepte in einen Briefkasten werfen und sich am folgenden Werktag beliefern lassen. Konkret geplant ist das Aufstellen weiterer Terminals zurzeit aber noch nicht.
Gilbert-Peter Boullay, Inhaber des Marktkauf-Centers in Prenzlau, ist von dem Konzept überzeugt: »Wir erleichtern insbesondere unseren Kundinnen und Kunden aus dem ländlichen Raum ohne örtliche Apotheke den Zugang zu Medikamenten und Arzneimitteln. Neben den verordneten Medikamenten können übrigens auch alle weiteren in der Apotheke verfügbaren Artikel über das Terminal bestellt werden. Bei Bedarf ist sogar das Apothekenpersonal telefonisch mit Rat und Tat behilflich«, so der Kaufmann.
Michael Kranz berichtet, dass schon mehrere Bestellungen über das Terminal eingegangen seien. Aktuell sei ein Mitglied seines Teams für mindestens eine Stunde am Tag vor Ort, um die Fragen der Kundinnen und Kunden zu beantworten und beim Bedienen des Terminals zu helfen. Auch die Mitarbeitenden des Marktkaufs seien entsprechend geschult worden.
In Zukunft könnte das Terminal durch eine Abholstation im Supermarkt ergänzt werden. »Hier gibt es allerdings noch rechtliche Fragen zu klären«, erklärt Michael Kranz.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.