Apotheken sterben vor allem in Städten |
dpa |
PZ |
06.06.2024 16:10 Uhr |
2023 gab es 17.571 Apotheken in Deutschland. Seit Jahresbeginn haben weitere 142 Filialen die Türen geschlossen. / Foto: IMAGO/Ardan Fuessmann
Noventi-Vorstand Mark Böhm hat anlässlich des »Tags der Apotheke« am 7. Juni erneut auf die rapide sinkende Zahl der Apotheken in Deutschland aufmerksam gemacht. »Pro Tag verschwindet mehr als eine Apotheke vom Markt, die genaue Zahl ist 1,36«, so Böhm. »2023 gab es nur noch 17.571 Apotheken in Deutschland. Seit Jahresbeginn haben weitere 142 Filialen die Türen geschlossen.« Böhm beklagte, dass die Apothekendichte in Deutschland mittlerweile deutlich schlechter sei als im europäischen Vergleich.
Dass Apotheken aus wirtschaftlichen Gründen schließen müssen, betreffe insbesondere Apotheken in der Stadt, da die Bindung der Kunden an die Apotheke vor Ort in ländlichen Regionen stärker sei. Zum »Tag der Apotheke« äußerten sich auch die ABDA sowie die Apothekengewerkschaft Adexa zur wirtschaftlichen Lage der Offizinen in Deutschland sowie zu aktuellen politischen Plänen.
»Die Digitalisierung kostet bei den Vor-Ort-Apotheken extrem viel Geld. Sie müssen sich neu aufstellen, um neue Services anbieten zu können«, sagte Böhm. In dem Zusammenhang verwies er auf die nötige Honoraranpassung für die Apotheken. Statt 8,35 Euro pro verschreibungspflichtigem Arzneimittel seien 12 Euro notwendig.
Die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), künftig auch Apotheken ohne Apotheker zuzulassen, lehnt das Unternehmen als »völlig inakzeptabel« ab. «Es würde auch eine Wettbewerbsverzerrung zulasten großer Apotheken geben, die dann alle Leistungen vorhalten müssten.« Die Apothekenbranche wartet derzeit gespannt auf den Referentenentwurf zur Apothekenreform. Bei einem Gespräch zu Wochenbeginn im Bundesgesundheitsministerium hatten ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening sowie ABDA-Hauptgeschäftsführer Sebastian Schmitz die Positionen der Apothekerschaft noch einmal deutlich gemacht.
Zum Tag der Apotheke stärken auch die Arzneimittelhersteller den Apotheken in Deutschland den Rücken. Dorothee Brakmann, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Arzneimittelhersteller (BAH), betont in einer Mitteilung: »Apotheken sind viel mehr als nur Orte, an denen Medikamente ausgegeben werden. Sie sind essenziell für die Unterstützung der Menschen, sei es bei der Abgabe verschreibungspflichtiger Arzneimittel oder bei der Beratung zur Selbstmedikation.«
Für 84 Prozent der Deutschen seien rezeptfreie Medikamente »sehr wichtig« oder »wichtig«, und mehr als die Hälfte der in der Apotheke abgegebenen Arzneimittel seien rezeptfrei, schreibt der BAH, der demnächst Pharma Deutschland heißen wird.
Fünf Schlüsselgründe, warum Apotheken unverzichtbar seien, führt der Verband an. Apotheken böten schnelle sichere Versorgung, entlasteten das Gesundheitssystem, indem sie eine »versorgungsnahe, effektive und effiziente Gesundheitsversorgung« gewährleisteten. Ferner stünden sie für Vertrauen, weil sie nah bei den Menschen seien und individuell und kompetent in allen Lebensphasen berieten. Sie unterstützten bei der Selbstmedikation und sowie bei präventiven Maßnahmen und förderten so die Gesundheitskompetenz der Menschen.