Apotheken für Barrierefreiheit sensibilisieren |
Menschen mit Behinderung haben oft einen erschwerten Zugang zum Gesundheitssystem. / © Getty Images/Runstudio
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat heute den Aktionsplan für ein diverses, inklusives und barrierefreies Gesundheitswesen des Bundesministeriums für Gesundheit vorgelegt. Im Anschluss übergab der Minister die Pläne symbolisch an den Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Jürgen Dusel, sowie an Verena Bentele, aktuelle Sprecherin des Deutschen Behindertenrats. Das erklärte das BMG am Montag in einer Pressemitteilung.
Der Aktionsplan soll konkrete Maßnahmen aufzeigen, um beispielsweise in Arztpraxen den Abbau von Barrieren zu fördern, barrierefreie Informationen anzubieten oder spezielle Angebote für Menschen mit Behinderungen bereitzustellen.
Zuvor fand ein umfangreicher Dialogprozesses statt, an dem sich mehr als 100 Akteurinnen und Akteure aus Betroffenenverbänden und Interessenvertretungen beteiligten und rund 3000 Vorschläge einreichten. Auf dieser Grundlage und den Ergebnissen aus sieben Fachgesprächen mit Verbänden und Organisationen sowie Vertreterinnen und Vertretern der Länder und Kommunen hat das BMG den vorliegenden Aktionsplan erstellt.
Der Aktionsplan umfasst 77 Seiten, den Offizinen wird allerdings nur ein Absatz gewidmet. Darin wird festgehalten, dass die barrierefreie Erreichbarkeit der Apotheken bereits durch die Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) geregelt sei.
Man habe im Jahr 2018 mit der Änderung der ApBetrO und der Arzneimittelpreisverordnung den Botendienst der Apotheken gestärkt und so Barrieren beim Zugang zur Versorgung abgebaut. Dadurch sei es möglich, Patientinnen und Patienten mithilfe von Telekommunikation zu beraten. Außerdem könne die Übergabe von Verschreibungen auch bei der Aushändigung der Arzneimittel erfolgen, wenn der Botendienst durch pharmazeutisches Personal der Apotheke durchgeführt werde.
Zum zukünftig geplanten Vorgehen heißt es in dem Papier: »Das BMG wird im Austausch mit den Apothekerverbänden auf eine Sensibilisierung der Apothekerschaft und der Apothekenmitarbeitenden zum Thema Barrierefreiheit, insbesondere auch beim Handel mit Arzneimitteln über das Internet, hinwirken.« Dieser Austausch soll »kurzfristig« in Angriff genommen werden.
Bundesgesundheitsminister Lauterbach erklärte dazu: »Der Zugang zu Gesundheitsleistungen muss einfach und für alle möglich sein – auch für Patienten mit Behinderungen oder Verständigungsschwierigkeiten. Deswegen müssen wir Hindernisse erkennen und abbauen – von der Stufe in die Arztpraxis bis zur komplizierten Erklärung einer Therapie.« Der Aktionsplan leiste hierfür einen wesentlichen Beitrag.
Jürgen Dusel, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, begrüßte den Aktionsplan als notwendigen Schritt, da Menschen mit Behinderungen im Gesundheitssystem erheblich benachteiligt seien. »Das BMG hat im Gegensatz zu anderen Ministerien geliefert, was im Koalitionsvertrag vereinbart war – leider erst jetzt am Ende der Legislatur. Die Problemlagen bestehen aber weiterhin. Die nächste Bundesregierung ist sehr klug beraten, wenn sie diesen Aktionsplan für ein inklusives Gesundheitswesen übernimmt und fortführt«, so Dusel.
Verena Bentele, aktuelle Sprecherin des Deutschen Behindertenrats (DBR), betonte: »Alle Versicherten in Deutschland haben ein Recht auf freie Arztwahl. Menschen mit Behinderungen stoßen jedoch schnell an die Grenzen dieses Rechts. Der DBR hätte sich mehr konkrete und auch kurzfristig umsetzbare verpflichtende Maßnahmen gewünscht. Die geplanten Maßnahmen im Rahmen eines Aktionsplans sind jedoch ein erster und wichtiger Schritt für die Verbesserung der medizinischen Versorgung.«