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Medikationsfehler vermeiden
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»Apotheken brauchen eine Sicherheitskultur«

Medikationsfehler sind – anders als Nebenwirkungen – grundsätzlich vermeidbar. Die Beratung in der Apotheke vor Ort schützt in vielen Fällen vor diesen Problemen. Um typische Fehlerquellen geht es diese Woche beim Pharmacon Meran in einem Seminar im »Room of Horrors«.
AutorKontaktABDA
AutorKontaktPZ
Datum 29.05.2024  11:30 Uhr

»Der Medikationsprozess ist ein Hochrisikoprozess, und im ambulanten Bereich ist er besonders fehleranfällig«, erklärte Seminarleiter Dr. Steffen Schmidt, Apotheker aus Haltern am See, beim Fortbildungskongress Pharmacon. Schmidt ist Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesapothekerkammer.

»Neben den Patientinnen und Patienten und ihren Angehörigen sind viele Berufsgruppen beteiligt, unter anderem die Apothekenteams, Ärztinnen und Ärzte sowie ihre Mitarbeitenden oder die Pharmaindustrie. Auf jeder Ebene können Fehler passieren«, so Schmidt. »Hier spannen die Apotheken ein Sicherheitsnetz.«

Medikationsfehler sind alles andere als harmlos: In Deutschland wurden im Jahr 2018 auf sie rund 250.000 Krankenhauseinweisungen zurückgeführt. Zwei Drittel der durch Medikationsfehler bedingten Krankenhauseinweisungen werden als vermeidbar eingestuft. Das Risiko für Medikationsfehler hängt von verschiedenen Faktoren ab. Sie träten zum Beispiel häufiger auf bei einer Polymedikation, wenn Sprachbarrieren bestünden oder das Apothekenteam überlastet sei.

»Die Apotheken brauchen eine Sicherheitskultur, um die Arzneimitteltherapiesicherheit gewährleisten zu können«, ergänzte Mitreferent Dr. Oliver Schwalbe, Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts für Versorgung in Apotheken (WIVA). Viele Apotheken hätten dies schon umgesetzt. Lernmodule dazu würden derzeit in der Aus- und Fortbildung von Pharmazeuten etabliert.

Auch das Arzneimittel selbst kann das Risiko für Medikationsfehler erhöhen. Als Beispiel nannten Schmidt und Schwalbe den Wirkstoff Methotrexat. Dieser wird bei Krebserkrankungen täglich eingenommen, bei rheumatischen Erkrankungen hingegen in niedriger Dosierung nur einmal pro Woche.

Schmidt: »Eine Einnahme einmal pro Woche ist ungewöhnlich. Das muss die Apothekerin oder der Apotheker gut erklären und zum Beispiel den Wochentag der Einnahme auf der Packung notieren. Kommt es bei Methotrexat zu einem Medikationsfehler und das Medikament wird fälschlicherweise täglich eingenommen, kann das lebensgefährlich werden.« Patientinnen und Patienten würden zudem darüber informiert, dass Symptome wie Hautausschläge oder Fieber Zeichen einer Überdosierung von Methotrexat sein können.

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