Apobank feiert Rekordjahr und baut 300 Stellen ab |
Jennifer Evans |
11.04.2024 12:08 Uhr |
Die Apobank hat das Geschäftsjahr 2023 mit einem gestiegenen Jahresüberschuss abgeschlossen. Neue Stellen soll es im IT-Bereich geben. / Foto: Apobank
Der Jahresabschluss 2023 der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank) erreichte 94,2 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es 65,8 Millionen Euro. Vor Steuern liegt das Betriebsergebnis des Finanzunternehmens bei 237,9 Millionen Euro (2022: 151,5 Millionen Euro).
»Mit Blick auf das dynamische Ergebniswachstum war 2023 ein sehr gutes Jahr«, so der Apobank-Vorstandsvorsitzende Matthias Schellenberg bei der heutigen Pressekonferenz zur Präsentation der Geschäftsergebnisse in Düsseldorf. Angesichts des wirtschaftlichen Erfolgs im vergangenen Jahr sollen die Mitglieder eine Dividende in Höhe von 6 Prozent erhalten, sofern Aufsichtsrat und Vorstand zustimmen.
Während das Einlagengeschäft von den gestiegenen Zinsen profitierte, belasteten diese das Kreditneugeschäft, insbesondere bei den Immobilienfinanzierungen. Die Finanzierung von Praxis- und Apothekengründungen hat die Bank nach eigenen Angaben auf 8,3 Milliarden Euro ausgebaut. Im Jahr 2022 waren es 8,2 Milliarden Euro. Das Depotvolumen beim Vermögensberatungsgeschäft mit Privatkunden ist 2023 von 10,3 Milliarden Euro auf 11,7 Milliarden Euro gestiegen. Die positive Entwicklung soll nun dazu beitragen, Reserven aufbauen. Die Risikovorsorge sei daher mit 132 Millionen Euro dotiert, heißt es.
Auch im Jahr 2024 wird die Apobank weiter an ihrer »Agenda 2025« arbeiten. Schellenberg bezeichnet sie als »Fitnessprogramm« mit dem Ziel »schneller, schlanker und stärker zu werden«. Mit anderen Worten will das Finanzinstitut insgesamt Kosten sparen, seine Prozesse optimieren, die Vermögensberatung ausbauen sowie mehr Kunden gewinnen.
Im vergangenen Jahr habe die Apobank bereits alles umgesetzt, was sie sich vorgenommen habe, betonte Schellenberg. Inzwischen erreichten die Kunden das Service Center in weniger als 20 Sekunden, eine Kontoeröffnung sei innerhalb von 72 Stunden möglich und man habe 2023 alle dreieinhalb Stunden eine neue Praxis oder Apotheke finanziert. Eine Verschnaufpause wird es trotzdem nicht geben.
Unter anderem eine neue Banking-App, mit der Kredite bis 100.000 Euro digital abgewickelt werden können, soll helfen, die Prozesse »deutlich zu beschleunigen«. Außerdem sollen neue Strukturen Kosten sparen.
So will die Bank in den kommenden zwei Jahren knapp 300 Stellen abbauen. Und zwar in allen Geschäftsbereichen. Beginnen will man mit den Zentralbereichen, weil diese weniger prozessabhängig sind. Ab Sommer sollen dann Marktfolge und Vertrieb folgen. Betriebsbedingte Kündigungen will die Apobank nach eigenen Angaben jedoch vermeiden. Nutzen will man dagegen Fluktuation, Vorruhestandsregelungen sowie ein Freiwilligenprogramm.
Neue Stellen sollen dagegen im Bereich Technologie und IT entstehen. Dort, wo es nicht möglich sei, intern zu besetzen, heißt es. Wie es heute hieß, sucht das Unternehmen rund 100 neue Mitarbeiter. Derzeit existieren bei der Apobank rund 2300 Voll- und Teilzeitstellen. Nach dem Stellenabbau und den Neueinstellungen soll es Ende 2025 dann wieder mehr als 2000 Stellen im Unternehmen geben.
Die Apobank geht davon aus, dass operative Ergebnis im laufenden Jahr nicht halten zu können. Es war im Rekordjahr 2023 um 80 Prozent auf 434 Millionen Euro angestiegen. 2024 werde der Zinsüberschuss jedoch »leicht zurückgehen«, das Zinsumfeld das Kreditneugeschäft »weiter dämpfen« und der Rückenwind aus dem Einlagengeschäft werde »spürbar abflauen«, heißt es. Lediglich der Provisionsüberschuss bleibt laut Prognose stabil. Unterm Strich rechnet die Apobank zwar mit einem Rückgang des operative Ergebnis für das Jahr 2024, betonte aber, das Niveau werde oberhalb der Vorjahre liegen.
Derzeit hat die Apobank nach eigenen Angaben gut 500.000 Kunden. Allerdings will sie künftig gezielt auf junge Heilberuflerinnen und Heilberufler zugehen, um sie für eine Mitgliedschaft zu gewinnen. Anreize sind beispielsweise Sonderkonditionen wie Extrazinsen, eine vergünstigte Praxisberatung oder deutschlandweite Fachveranstaltungen.
Bedenken hatte Schellenberg unter anderem bezüglich der Entwicklung bei den Apotheken. Er nannte die Erhöhung des Apothekenabschlags, den Fachkräftemangel sowie Lieferengpässe und Bürokratie als Faktoren, die die Arbeit zusätzlich erschwerten. »Die ambulante Versorgung wirtschaftlich nachhaltig aufzustellen und die Heilberufsprofession für die nachfolgende Generation attraktiv zu gestalten, ist längst kein Selbstläufer mehr«, hob er hervor.
Entsprechend sei es nachvollziehbar, dass die Heilberufler für bessere Rahmenbedingungen kämpften. Denn die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit klaffe immer weiter auseinander. »Kurzum: Strukturreformen sind dringender denn je.« Wichtig sei, die Beratung der Patienten, eine wohnortnahe Versorgung und eine stabile Finanzierung weiter zu gewährleisten.
Er hoffe, dass die Politik den Notruf erhöre. Er sei schließlich ein Signal dafür, dass die hochqualitative Patientenversorgung, für die wir in Deutschland weltweit bekannt seien, »unter starken Druck« geraten sei. Finanzieren will die Apobank nach eigenen Angaben in Zukunft auch nur Neugründungen, hinter denen ein Heilberufler steckt.