AOK Nordost retaxiert gefälschte Ozempic-Rezepte |
Die große Nachfrage nach GLP-1-Rezeptoragonisten wie Ozempic® ruft auch Betrüger auf den Plan. / © Imago/Pond5 Images
Laut dem Bericht seien insgesamt 1300 gefälschte Rezepte bundesweit eingelöst worden, davon ein Viertel in Apotheken in Berlin und Brandenburg. GLP-1-Rezeptoragonisten sind mehrheitlich zur Behandlung von Diabetes zugelassen. Da sie jedoch auch die Pfunde purzeln lassen, werden die Präparate häufig off Label zur Gewichtsreduktion verordnet. Das wiederum verstärkt Engpässe. Der Hype um das Diabetesmittel Ozempic® führte bereits im Jahr 2023 zu Lieferengpässen. Auch im vergangenen Jahr entspannte sich die Lage nicht.
Die hohe Nachfrage macht GLP-1-Rezeptoragonisten für Betrüger attraktiv, die damit mutmaßlich auf dem Schwarzmarkt handeln. Die Täter kämen meist aus Osteuropa, teilte die Berliner Polizei laut »Tagesspiegel«-Bericht mit. Oft würden sie Blanko-Rezepte aus Arztpraxen stehlen. Diese füllen sie aus und gehen damit in eine Apotheke.
Die AOK Nordost hatte bereits im Mai 2024 vor Fälschungen bei Papierrezepten für die Medikamente Ozempic®, Trulicity®, Mounjaro® sowie dem Interferon-Präparat Pegasys® gewarnt. Bei mindestens jedem zehnten Rezept, welches im ersten Quartal 2024 ausgestellt worden sei, habe es sich um eine Fälschung gehandelt. Die Betrügereien führten laut der Mitteilung bei der Kasse zu einem sechsstelligen finanziellen Schaden. Die AOK Nordost bat daher alle Apotheken bundesweit, entsprechende Verordnungen besonders sorgfältig zu prüfen. Bei grober Fahrlässigkeit drohe eine Retaxierung.
Wie die AOK Nordost informierte, werde bei den meisten Fälschungen die Diagnose explizit genannt, obwohl dies bei Arzneimittelverordnungen zulasten der Gesetzlichen Krankenversicherung nicht vorgesehen ist. Außerdem werde entweder eine falsche oder gar keine Dosierung angegeben. Das Schriftbild auf den Rezepten sei zudem oftmals nicht einheitlich. Darüber hinaus lägen in vielen Fällen der Wohnort der Versicherten und der Standort der verordnenden Arztpraxen sehr weit von den einlösenden Apotheken entfernt.
Vermuten Apotheken eine Fälschung, sollen sie direkt die Polizei informieren und sich auf jeden Fall mit der zuständigen Krankenkasse in Verbindung setzen, hieß es damals in der Pressemitteilung.
Laut »Tagesspiegel«-Bericht hat die AOK Nordost im Fall der 1300 gefälschten Rezepte von Diabetesmitteln wie Ozempic nach eigenen Angaben rund 60 Prozent retaxiert. Die Kosten trügen die geschädigten Apotheken.
Die Apothekerkammer Berlin weist laut Bericht den Vorwurf, die Apotheken hätten die Rezepte nicht sorgfältig geprüft, zurück. Laut Eva Goebel von der Apothekerkammer Berlin seien die »Fälschungen leider oft sehr gut gemacht und nicht auf den ersten Blick erkennbar«. Wie groß das Ausmaß sei, könne die Kammer aufgrund fehlender Daten nicht abschätzen.