AOK begrüßt Flexibilisierung durch Filialapotheken |
Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands, sieht im Entwurf des Apotheken-Reformgesetzes wegweisende Ansätze. / Foto: AOK-Bundesverband
Der Entwurf zur Apothekenreform war am Mittwoch bekannt geworden. Damit sollen Apotheken künftig auch ohne Apotheker geleitet werden können, wenn ein Approbierter per Video zugeschaltet werden kann. Mindestens acht Stunden soll sich die Apothekenleitung aber in der Filiale aufhalten. Das Honorar soll umzuverteilt und es sollen 100 Zweigapotheken gegründet werden.
Vorgesehen ist außerdem eine Liberalisierung des Filialapothekensystems: So soll es künftig möglich sein, Filialen auch außerhalb benachbarter Kreise in einem größeren Umkreis zu betreiben. Die Prüfung und Herstellung von Arzneimitteln sollen an einer einzigen Apotheke des Verbunds durchgeführt werden dürfen. Die Zuschüsse zum Notdienst sollen leicht steigen. Gleichzeitig ist jedoch geplant, dem Fonds, der die pharmazeutischen Dienstleistungen fördern soll, Geld zu entziehen.
Die ABDA, der Landesapothekerverband Baden-Württemberg und weitere Landesapothekerverbände und -kammern kritisierten die Pläne bereits scharf. Vor allem die geplanten »Apotheken ohne Apotheker« lehnt die Apothekerschaft ab. Auch die FDP-Politiker Kristine Lütke und Andrew Ullmann wollen dem Gesetzentwurf nicht zustimmen, wenn Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach an den sogenannten »Apotheken light« mit PTA-Vertretung festhält. Laut Tino Sorge, gesundheitspolitischer Sprecher der Unionsfraktion, enthält der Entwurf »sehr viel Schatten und nur wenig Licht«.
Hingegen begrüßt Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands, die Pläne für eine Apothekenreform. Insgesamt gehe dieser Anlauf zur Apothekenreform in die richtige Richtung, sagte sie in einem heute veröffentlichten Pressestatement. »Der Referentenentwurf zur Apothekenreform enthält wegweisende Ansätze. Besonders die beabsichtigte Flexibilisierung etwa durch Filialapotheken auf dem Land sowie die Erweiterung digitaler Möglichkeiten können dazu beitragen, dass die Apotheken-Versorgung in strukturschwachen Gebieten robuster und zukunftsfähiger aufgestellt wird«, sagte Reimann.
Aus Sicht der Vorstandschefin des AOK-Bundesverbands sollte die geplante Honorarreform darauf ausgerichtet werden, eine qualitätsgesicherte, aber auch wirtschaftliche und effiziente Versorgung der Patientinnen und Patienten zu unterstützen und Mehrausgaben für die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) zu vermeiden.
Sie forderte zudem, den Finanzierungs-Topf für pharmazeutische Dienstleistungen aufzulösen und auf eine Direktabrechnung umzustellen. »Bleibt zu hoffen, dass die Reformpläne durch die noch nicht erfolgte Ressortabstimmung nicht noch verwässert werden«, so Reimann.
Mit seinem Apothekenreformgesetz orientiert sich der Gesundheitsminister offenbar eng an den Wünschen der Krankenkassen. Schon im Dezember 2014 schlug beispielsweise der GKV-Spitzenverband in einem Positionspapier »light Apotheken« mit PTA-Vertretung vor.