Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Talquetamab

Antikörper mit neuem Target bei multiplem Myelom

GPRC5D heißt eine bisher noch nicht adressierte Zielstruktur auf Zellen des multiplen Myeloms. Mit Talquetamab kam im September ein erster Antikörper auf den Markt, der auf GPRC5D abzielt.
AutorKontaktAnnette Rößler
Datum 26.09.2023  14:30 Uhr

Am multiplen Myelom, einer Tumorerkrankung aus der Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome, erkranken pro Jahr etwa sechs bis acht Personen pro 100.000 Einwohner. Nach anfänglichem Ansprechen auf eine Therapie verliert diese bei Patienten mit multiplem Myelom häufig ihre Wirksamkeit, sodass weitere Therapielinien notwendig werden. Wirkstoffgruppen, die dabei eingesetzt werden, sind etwa Immunmodulatoren, Proteasom-Inhibitoren und Anti-CD38-Antikörper. Zuletzt haben außerdem T-Zell-Redirektionstherapeutika, die auf das B-Zell-Reifungsantigen (BCMA) auf Myelomzellen abzielen, die Therapieoptionen beim multiplen Myelom erweitert.

Mit Talquetamab (Talvey®, Janssen Cilag) kommt nun ein Wirkstoff mit einem neuen Angriffspunkt hinzu. Der bispezifische Antikörper richtet sich gegen G-Protein-gekoppelte Rezeptoren der Familie C, Gruppe 5, Mitglied D (GPRC5D) auf Myelomzellen einerseits und CD3-Rezeptoren auf T-Zellen andererseits. Bindet Talquetamab mit seinem einen Ende an GPRC5D und mit dem anderen an CD3, werden dadurch die beiden Zellen einander angenähert; die T-Zelle wird aktiviert und tötet die Myelomzelle ab. Außer auf Mylomzellen kommt GPRC5D nur in sehr geringem Umfang auf gesunden B-Zellen und B-Vorläuferzellen sowie auf Haarfollikel- und Hautzellen vor.

Einsatz ab der Viertlinie

Indiziert ist Talquetamab zur Monotherapie von erwachsenen Patienten mit rezidiviertem und refraktärem multiplen Myelom, die zuvor bereits mindestens drei Therapien erhalten haben und deren Erkrankung unter der letzten Behandlung fortgeschritten ist. Zu den Vortherapien müssen ein Immunmodulator, ein Proteasom-Inhibitor und ein Anti-CD38-Antikörper zählen. Die Patienten sollen mit Talquetamab behandelt werden, bis es zu einem Fortschreiten der Erkrankung kommt oder bis eine inakzeptable Toxizität auftritt.

Dosiert wird Talquetamab mit 0,4 mg pro kg Körpergewicht (KG) einmal wöchentlich oder 0,8 mg/kg KG einmal alle zwei Wochen. Die zweiwöchentliche Gabe kommt nur für Patienten in Betracht, die auf die wöchentliche Gabe adäquat ansprechen. Die Applikation erfolgt subkutan am Bauch oder an einer anderen geeigneten Stelle, die nicht tätowiert, vernarbt oder in irgendeiner Form nicht intakt ist. Wenn mehrere Injektionen erforderlich sind, sollen diese im Abstand von mindestens 2 cm zueinander erfolgen.

Die Erhaltungsdosis wird nicht von Anfang an gegeben, sondern über eine mehrstufige Erhöhung der Dosis in der ersten Behandlungswoche erreicht. Für die ersten beiden Titrationsschritte steht Talvey als Injektionslösung mit der Konzentration 2 mg/ml zur Verfügung, für die Erhaltensdosen dann mit 40 mg/ml. Beide Lösungen dürfen nicht gemischt werden, um eine gewünschte Dosis zu erhalten. Verwechslungen der beiden unterschiedlich hoch konzentrierten Lösungen müssen vermieden werden.

Eine Prämedikation mit einem Corticosteroid, einem Antihistaminikum und einem Antipyretikum, gegeben eine bis drei Stunden vor der Talquetamab-Injektion, ist während der Aufdosierungsphase Pflicht und kann auch während der Erhaltungsphase noch notwendig sein. Sie dient in erster Linie dazu, das Risiko für ein Zytokin-Freisetzungssyndrom zu verringern, das in Studien die häufigste und auch die häufigste schwerwiegende Nebenwirkung war.

Talquetamab darf bei Patienten mit aktiver schwerwiegender Infektion nicht angewendet weden. Vor Beginn der Therapie und währenddessen sind die Patienten engmaschig zu überwachen und gegebenenfalls (auch prophylaktisch) mit Antibiotika zu behandeln. Eine Impfung mit Lebendvirusimpfstoffen ist mindestens vier Wochen vor Beginn der Behandlung, währenddessen und mindestens vier Wochen danach zu unterlassen.

Während der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, wird die Anwendung von Talquetamab nicht empfohlen. In der Stillzeit sollen Frauen während der Behandlung mit Talquetamab und mindestens drei Monate nach der letzten Dosis nicht stillen.

Zu den möglichen Nebenwirkungen von Talquetamab zählt auch ein Immuneffektorzell-assoziiertes Neurotoxizitätssyndrom (ICANS), das mit Verwirrtheit, Bewusstseinsstörungen, Desorientierung, Somnolenz, Lethargie und einer Verlangsamung des Denkens einhergehen kann. Treten derartige neurologische Symptome auf, soll der Patient unverzüglich einen Arzt aufsuchen. Er darf dann zudem kein Fahrzeug führen oder gefährliche Maschinen bedienen.

Hohe Ansprechrate bei stark vorbehandelten Patienten

Die Grundlage der Zulassung bildete die einarmige, offene Studie MonumenTAL-1, an der 339 Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem multiplen Myelom teilnahmen. Die Teilnehmer waren mindestens dreifach vorbehandelt; unter den Vortherapien mussten ein Immunmodulator, ein Proteasom-Inhibitor und ein Anti-CD38-Antikörper gewesen sein. Bezüglich der Wirksamkeit von Talquetamab wurden nur Patienten ausgewertet, die zuvor keine T-Zell-Redirektionstherapie erhalten hatten. Dies waren 143 Patienten, die Talquetamab in der Dosierung 0,4 mg/kg KG wöchentlich erhielten, und 145 Patienten mit der Dosierung 0,8 mg/kg KG alle zwei Wochen.

Aus der erstgenannten Gruppe sprachen 106 Patienten (74 Prozent) auf die Therapie an. Bei 34 Patienten (24 Prozent) handelte es sich dabei um eine stringente komplette Remission, bei 14 (10 Prozent) um eine komplette Remission, bei 37 (26 Prozent) um ein sehr gutes partielles Ansprechen und bei 21 (15 Prozent) um ein partielles Ansprechen. In der Gruppe mit zweiwöchentlichem Dosisintervall lag die Gesamtansprechrate bei 72 Prozent (104 Patienten), wobei 43 Patienten (30 Prozent) eine stringente komplette Remission zeigten, 13 (9 Prozent) eine komplette Remission, 32 (22 Prozent) ein sehr gutes partielles Ansprechen und 16 (11 Prozent) ein partielles Ansprechen. Die mediane Dauer des Ansprechens betrug in der ersten Gruppe 9,5 Monate und war in der zweiten Gruppe nach 12,7 Monaten noch nicht abschätzbar.

Die häufigsten Nebenwirkungen waren Zytokin-Freisetzungssyndrom (77 Prozent), Geschmacksstörung (72 Prozent), Hypogammaglobulinämie (67 Prozent), Nagelerkrankungen (56 Prozent), Muskel- und Skelettschmerzen (48 Prozent), Anämie (47 Prozent), Hauterkrankungen (43 Prozent) und andere. Häufigste schwerwiegende Nebenwirkungen waren unter anderem Zytokin-Freisetzungssyndrom (13 Prozent), Fieber (5 Prozent) und ICANS (3,8 Prozent).

Talvey ist im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C und im Originalkarton zu lagern. Vorbereitete Spritzen sollen sofort angewendet werden. Falls dies nicht möglich ist, können sie bis zu 24 Stunden bei Kühlschrank- oder Raumtemperatur (15 bis 30 °C) gelagert werden.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.
THEMEN
Frauen

Mehr von Avoxa