Antikörper gegen das Gift der Schwarzen Witwe entwickelt |
Sven Siebenand |
08.07.2024 09:00 Uhr |
Die Europäische Schwarze Witwe lebt zum Beispiel im Mittelmeerraum. Bei einem Biss injiziert das Tier seinem Opfer ein Gemisch von Giften. Eines davon, α-Latrotoxin, ist auch für den Menschen gefährlich. / Foto: Adobe Stock/antasfoto
Die Europäische Schwarze Witwe lebt zum Beispiel im Mittelmeerraum. Regelmäßig kommt es dort etwa bei der Erntearbeit zu Bissen des Spinnenweibchens. Dabei injiziert das Tier seinem Opfer ein Gemisch von Giften. Eines davon, das α-Latrotoxin, ist auch für den Menschen gefährlich. Die von ihm ausgelöste Krankheit heißt Latrodektismus, kann starke und anhaltende Schmerzen verursachen und zu Muskelsteifheit, Atemwegskomplikationen und Herzproblemen führen.
Nach einem Biss stehen Antiseren tierischen Ursprungs zur Verfügung. Normalerweise werden diese in Pferden produziert. Da Latrodektismus zwar extrem schmerzhaft sein kann, aber selten tödlich verläuft, ist der Einsatz von Gegengift aber umstritten und nicht jeder Patient wird behandelt. Denn die Pferdeseren können ihrerseits auch schwere allergische Nebenwirkungen bis hin zum anaphylaktischen Schock hervorrufen. Zudem gibt es Bestrebungen, die Anzahl der Tierversuche, die für die Produktion von Antiseren notwendig sind, zu reduzieren. Menschliche rekombinante Antikörper, die von Zelllinien produziert werden, würden helfen, beide Nachteile zu vermeiden.
Die Technische Universität Braunschweig informiert in einer Pressemitteilung über die Entwicklung von humanen Antikörpern, die das Spinnengift neutralisieren. Im Fachjournal »Frontiers in Immunology« sind die Ergebnisse der Forschungsarbeit publiziert.
In einem Forschungsprojekt wurden zunächst mittels Antikörper-Phagen-Display, einer Methode zur Selektion von Antikörpern im Reagenzglas, menschliche rekombinante Antikörper generiert. Diese können α-Latrotoxin neutralisieren. Die Effektivität der Antikörper gegen das Gift sei in mehreren zellbasierten Tests bestätigt worden.
Die entwickelten Antikörper sind mögliche Kandidaten für die Entwicklung eines Medikaments, das die Pferdeseren bei der Behandlung eines Bisses der Schwarzen Witwe ersetzen könnte, schreibt die Universität. Zudem könnten die Antikörper für diagnostische Tests eingesetzt werden, da es bis dato keine hundertprozentige Methode gibt, um Latrodektismus festzustellen.