Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Britische Empfehlung

Antidepressiva weniger und kürzer verschreiben

Ärzte sollten weniger Antidepressiva verordnen und das nur für kürzere Zeiträume, so das Ergebnis eines neuen Reviews. Es bestünden nach wie vor Unsicherheiten über ihren Benefit, aber auch über die potenzielle Schwere und Dauer von Entzugserscheinungen. 
AutorKontaktDaniela Hüttemann
Datum 21.12.2021  07:00 Uhr

»Während Antidepressiva bei Patienten mit schweren Depressionen durchaus eine Rolle spielen können, überwiegen bei Patienten mit leichten bis mittelschweren Depressionen oder bei Patienten, deren Symptome noch nicht als Depressionen eingestuft werden können, die Nachteile möglicherweise die Vorteile.« Zu diesem Schluss kommt ein Expertenteam um den Psychiater Dr. Mark Horowitz vom University College London in einem Review, das jetzt im unabhängigen, evidenzbasierten Journal »Drug and Therapeutics Bulletin« erschienen ist.

Aus Sicht der Autoren ist die Wirksamkeit von Antidepressiva nicht ausreichend belegt. Es gebe keinen klinisch relevanten Unterschied gegenüber einer Placebo-Gabe. Die meisten Erkenntnisse zur Wirksamkeit bei Erwachsenen stammten zudem aus placebokontrollierten Studien, die nur über sechs bis zwölf Wochen liefen. Die Evidenz zur Verschreibung von Antidepressiva bei Kindern und Jugendlichen sei noch weniger überzeugend. Studien würden oft nicht die Parameter erfassen, die für die Patienten am wichtigsten seien, zum Beispiel die Verträglichkeit.

Nebenwirkungen seien häufig. So klagt etwa jeder fünfte Patient unter Einnahme von selektiven Serotonin-Reuptake-Inhibitoren (SSRI) über Tagesmüdigkeit, trockenen Mund, übermäßiges Schwitzen oder Gewichtszunahme; mindestens einer von vier berichtet über sexuelle Einschränkungen und jeder zehnte über Rastlosigkeit, Muskelkrämpfe oder Zuckungen, Übelkeit, Verstopfung, Durchfall oder Benommenheit.

Die Prävalenz solcher unerwünschter Effekte können noch höher bei denjenigen sein, die Antidepressiva länger als drei Jahre einnehmen. Hier können außerdem noch emotionale Abstumpfung und »geistiger Nebel« hinzukommen.

Antidepressiva nur schrittweise absetzen

Wenn Antidepressiva angesetzt werden, sollten sich Arzt und Patient auch gleich Gedanken über das Absetzen machen. Oft hätten Patienten Schwierigkeiten beim Absetzen, schreiben Horowitz und Kollegen. Vor allem wenn dieses abrupt erfolge. Dann können Ängste, Schlaflosigkeit, Depressionen, Erregung oder Appetitänderungen auftreten.

»Die Erkenntnis, dass die Entzugserscheinungen von Antidepressiva häufiger, länger anhaltend und schwerwiegender sind als bisher angenommen, hat das Royal College of Psychiatrists dazu veranlasst, ein Positionspapier herauszugeben, in dem die verschreibenden Ärzte auf dieses Problem aufmerksam gemacht werden, einschließlich der Empfehlung, die Patienten über dieses Risiko zu informieren«, heißt es in einer begleitenden Pressemitteilung zur Studie.

Am besten sei ein sehr langsames Abdosieren (»Tapering«), obwohl es keine Garantie gebe, dass die Patienten dann keine Absetzerscheinungen verspüren. »Die schrittweise Dosisreduzierung und die sehr geringen Enddosen, die für ein pharmakologisch fundiertes Tapering erforderlich sind, machen die Verwendung anderer Arzneimittelformulierungen als der allgemein verfügbaren Tablettenformulierungen erforderlich«, betonen die Autoren. Vor allem langjährige Patienten bräuchten zudem zusätzliche Unterstützung.

Ihr Fazit: »Das zunehmende Wissen über die Schwierigkeiten, die manche Patienten beim Absetzen von Antidepressiva haben, sollte zu einer vorsichtigeren Verschreibungspraxis von Antidepressiva führen, die weniger Patienten über kürzere Zeiträume verabreicht werden.«

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa