Laut einer Studie starben im Jahr 2019 rund 45.700 Menschen in Deutschland im Zusammenhang mit antibiotikaresistenten Erregern. Nicht immer war dabei die Resistenz die direkte Ursache. / © Getty Images/Clouds Hill Imaging
Antibiotika zählen nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) zu den wichtigsten medizinischen Errungenschaften, doch die Resistenzen dagegen nehmen weltweit zu. »Sie sind eine der größten Herausforderungen für die globale Gesundheit dieser Zeit«, so die Behörde. Wenn Antibiotika ohne einen triftigen Grund, zu oft, über einen zu langen Zeitraum oder unsachgemäß angewandt werden, begünstigt das die Entstehung und Verbreitung von resistenten Erregern.
Im Kampf gegen die Resistenzen hatten verschiedene Ministerien etwa die Deutsche Antibiotikaresistenz-Strategie (DART 2030) aufgestellt. Einige Punkte: Mit Impfungen und besserer Hygiene sollen mehr Infektionen verhindert werden, sodass generell weniger Antibiotika nötig sind. Der Antibiotikaverbrauch bei Mensch und Tier soll besser überwacht und die Forschung gefördert werden. Dabei wurden Ziele definiert, mit denen sich die Entwicklung bewerten lässt.
Das RKI präsentierte vergangene Woche eine Art Zwischenstand. So soll beispielsweise der Gesamtverbrauch von Antibiotika im stationären und ambulanten Bereich bis 2030 um 9 Prozent im Vergleich zu 2019 gesenkt werden. Er war jedoch 2024 leicht angestiegen.
Bei vier Erreger-Antibiotika-Kombinationen sollte die Zahl der sogenannten Blutstrominfektionen pro 100.000 Einwohner bis 2030 im Vergleich zu 1990 jeweils um einen gewissen Prozentsatz gesenkt werden. Bei der Infektion dringen Bakterien in den Blutkreislauf ein, was zu einer lebensbedrohlichen Sepsis führen kann. 2024 lagen demnach zwei Kombinationen im Zielbereich, die anderen zwei – an denen E. coli und Klebsiellen beteiligt sind – lagen deutlich schlechter.
Eine der beobachteten Kombinationen ist E. coli mit Resistenz gegen die Antibiotikagruppe der Cephalosporine der dritten Generation. Das sei eine ganz wichtige Gruppe, betont Tim Eckmanns, RKI-Experte für Antibiotikaresistenzen. E. coli ist der häufigste Erreger von Infektionen im Krankenhaus.
Am Beispiel dieser Erreger-Antibiotika-Kombinationen zeige sich, wie unterschiedlich die Krankheitsbilder bei einer Infektion sein können. »Das ist das Schwierige an Antibiotikaresistenzen«, erklärt er, »das ist nicht eine Krankheit, sondern dahinter verbergen sich viele Infektionen.« E. coli kann etwa einen Harnwegsinfekt, eine Wundinfektion oder eine Bauchrauminfektion verursachen.
»Das kritischste sind die Carbapenem-Resistenzen von Klebsiellen«, erklärte Eckmanns. Die Inzidenz von Blutstrominfektionen mit Carbapenem-resistenten Klebsiella pneumoniae soll bis 2030 um 2 Prozent im Vergleich zu 2019 reduziert werden. Allerdings steigen die Inzidenzen von Blutstrominfektionen seit 2020. Mit einer Zunahme um 65 Prozent seit 2019 lagen die Inzidenzen demnach weit schlechter als die Zielvorgaben.
Mit weniger als einem Fall pro 100.000 Einwohnern bleibt die Inzidenz laut RKI insgesamt gering. »Trotzdem finde ich, ist das die kritischste, weil diese Infektionen dann wirklich nicht mehr leicht zu behandeln sind. Da haben wir nicht mehr viele Optionen«, so Eckmanns. Klebsiella pneumoniae löst häufig Krankenhausinfektionen aus und kann zur Sepsis führen.
Laut einer Studie eines Teams des RKI und der Universität Washington vom August 2025 starben im Jahr 2019 rund 45.700 Menschen in Deutschland im Zusammenhang mit antibiotikaresistenten Erregern. Nicht immer war dabei die Resistenz die direkte Ursache.
Besonders häufig führten Blutstrominfektionen sowie Atemwegs- und Bauchrauminfektionen zum Tod. Rund 9600 dieser Menschen sind laut RKI jedoch unmittelbar aufgrund der Resistenz des Erregers gestorben. Zum Vergleich: Die Gesamtzahl der 2019 in Deutschland verstorbenen Menschen lag laut Statistischem Bundesamt bei 939.500 Menschen.