Antibiotika-Pass aus der Apotheke |
Im Antibiotika-Pass können Apotheker alle wichtigen Einnahmehinweise für den Patienten festhalten. / Foto: AKWL/Heck
In Nordrhein-Westfalen werden im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlich viele Antibiotika verordnet – oft auch unnötig. Gerade bei Erkältungskrankheiten seien Antibiotika meist wirkungslos, erklärte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) in Düsseldorf. Gemeinsam mit Spitzenvertretern aus allen Bereichen der Gesundheitswirtschaft des Landes startete er diese Woche eine Informationskampagne gegen leichtfertige Verordnungen und fehlerhafte Einnahme der hochwirksamen Medikamente. Die flächendeckende Kampagne, die mit Faltblättern, Internetangeboten, Informationsständen und einer Aktionswoche im Februar aufklären will, wird getragen von den Spitzenverbänden der Ärzte, Apotheker, Krankenkassen und Krankenhäuser in NRW.
»Antibiotika gehören zu den schärfsten Schwertern der Menschheit im Kampf gegen Infektionskrankheiten«, betonte der Gesundheitsminister. Diese Waffe drohe jedoch durch unsachgemäßen Einsatz und die damit verbundene Entwicklung von Antibiotikaresistenzen stumpf zu werden. »Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, ist ein zurückhaltender und verantwortungsbewusster Antibiotikaeinsatz unbedingt erforderlich«, sagte Laumann.
Eine wichtige Botschaft, gerade in der kalten Jahreszeit, die immer noch zu vielen Menschen nicht bewusst ist: Antibiotika können nur Bakterien bekämpfen, keine Viren. Erkältungskrankheiten werden aber in neun von zehn Fällen von Viren verursacht. Die zweite zentrale Botschaft: Durch häufigen und unsachgemäßen Einsatz von Antibiotika werden Bakterien widerstandsfähig gegen diese Arzneimittel, die dann im schlimmsten Fall bei lebensbedrohlichen Krankheiten nicht mehr wirken.
»Wenn Antibiotika zum Einsatz kommen, ist es auch entscheidend, dass sie korrekt eingenommen werden«, betonte Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL), zum Kampagnenauftakt. Die Apotheken in Nordrhein-Westfalen nutzten ihre mehr als 200 Millionen Patientenkontakte im Jahr dazu, um über die sinnvolle Anwendung und richtige Einnahme von Antibiotika zu informieren. »Antibiotika sollten ausschließlich nach ärztlicher Verordnung eingenommen werden, und zwar so lange und in der Dosierung wie vom Arzt vorgesehen«, erläuterte Overwiening. »Dies hängt sowohl von der Art der Erkrankung als auch vom eingesetzten Antibiotikum ab.«
Das pharmazeutische Personal informiert bei der Abgabe von Antibiotika, worauf die Patienten bei der Einnahme achten müssen. Damit keiner der wichtigen Hinweise in Vergessenheit gerät, bekommen sie dazu im Rahmen der Aktion in den Apotheken in Westfalen-Lippe nun einen Antibiotika-Pass dazu. Der Apotheker trägt dort gemeinsam mit dem Patienten Bezeichnung, Dosierung und wichtige Hinweise zur Einnahme ein. Die AKWL hat ihre rund 1.900 Mitgliedsapotheken mit jeweils 100 Exemplaren ausgestattet. Für Kinder gibt es eine eigene Version. Außerdem erhalten die Apotheken Poster und Informationsbroschüren, um die Patienten auf die Problematik aufmerksam zu machen.
Entwickelt haben den Antibiotika-Pass die Apothekerinnen Sylke Bergmann, Anna Fischer und Jessica Flühe aus der Margareten-Apotheke in Münster. Entstanden ist der Pass im Rahmen der Weiterbildung zum Fachapotheker für Allgemeinpharmazie und wird vom Deutschen Apotheker-Verlag verlegt. Die wichtigsten Hinweise für die Beratung finden Apotheker und PTA blitzschnell mit der Antibiotika-Beratungsscheibe der Bayerischen Landesapothekerkammer, die im Govi-Verlag erschienen ist.