Antibiotika günstiger als Kaugummis |
Menschen mit Borreliose leiden derzeit unter dem Engpass bei Doxycyclin. / Foto: Adobe Stock/Ingo Bartussek
Der derzeitige Engpass des Antibiotikums Doxycyclin treffe Menschen mit sexuell übertragbaren Krankheiten oder Borreliose. In der anstehenden Erkältungssaison könnten noch viel mehr Menschen unter der Knappheit leiden, warnt der Branchenverband Pro Generika. Denn das Präparat kommt auch bei Atemwegserkrankungen wie Lungenentzündung oder Bronchitis zum Einsatz.
Eine Ursache sieht der Verband in dem »absurd niedrigen Preis« von Doxycyclin, der demnach bei 42 Cent pro 10er-Packung liegt. »Wieder mal fehlt ein Antibiotikum in der Apotheke, weil die Rahmenbedingungen ruinös sind«, bemängelt Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika. Lebensrettende Medikamente seien zu Cent-Artikeln geworden, für die es nur noch wenige Hersteller gebe. Vor Jahren seien es noch 20 Unternehmen gewesen, die Doxycyclin herstellten, heute wären es nur noch zwei. Das Geschäft sei eben nicht mehr wirtschaftlich, betonte er.
Auch andere Antibiotika, bei denen es in der Vergangenheit Versorgungsengpässe gegeben hatte, sind extrem günstig gewesen. So hatten Hersteller für die 10er-Packung Cotrimoxazol, das bei Lungenentzündungen infolge einer HIV-Infektion zum Einsatz kommt, nur 70 Cent erhalten, berichtet der Verband. Und für Penicillin V, das gegen eitrige Mandelentzündungen verschrieben wird, hatte es lediglich 71 Cent gegeben.
»Zehn lebensrettende Antibiotika-Tabletten sind günstiger als zehn Kaugummis. Daran hat auch das Lieferengpass-Gesetz ALBVVG nichts geändert«, kritisierte Bretthauer.