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Orale Tumortherapeutika
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AMBORA in der Routine angekommen

Patienten mit oraler Tumortherapie profitieren erheblich von einer engmaschigen, interprofessionellen Betreuung – das belegte vor knapp fünf Jahren die AMBORA-Studie. Das zugrunde liegende Konzept der Therapiebegleitung ist am Universitätsklinikum Erlangen inzwischen Teil der Routineversorgung.
AutorKontaktPauline Dürr
AutorKontaktSophia Reinhold
Datum 27.10.2025  11:00 Uhr

Krankenhausapotheker werden oft mit Logistik und Arzneimittelherstellung in Verbindung gebracht. Im klinischen Alltag reicht ihre Rolle jedoch weit darüber hinaus. Am Universitätsklinikum Erlangen ist die pharmazeutische Beratung onkologischer Patienten fester Bestandteil der Versorgung.

Grundlage für diesen Schritt war die randomisierte, kontrollierte Studie AMBORA – ein interprofessionelles Projekt von Apothekern und Pharmakologen der Klinikapotheke und des Lehrstuhls für Klinische Pharmakologie und Klinische Toxikologie, das die Wirksamkeit einer strukturierten Therapiebegleitung bei oraler Tumortherapie nachweisen konnte. Die zwölfwöchige Begleitung umfasste vier Kernelemente: strukturiertes Medikations- und Nebenwirkungsmanagement sowie Schulungen zur oralen Tumortherapie und Adhärenz. Die zusätzliche pharmazeutische Unterstützung verbesserte nicht nur die Sicherheit und Verträglichkeit der Tumortherapie, sondern erhöhte auch signifikant die Adhärenz und Zufriedenheit der Patienten.

Auf Basis dieser Ergebnisse wurde die »AMBORA-Therapiebegleitung« in die Routineversorgung implementiert. Das Herzstück der pharmazeutischen Tätigkeit ist dabei das persönliche Patientengespräch. Die Vermittlung der Patienten erfolgt durch den behandelnden Arzt – oft reicht ein kurzer Hinweis wie: »Neueinstellung auf Olaparib«. Manchmal kommen auch direkte Rückfragen: »Können Sie sich die Kombination mit der Dauermedikation anschauen?« oder »Die Patientin hat starke Übelkeit – können Sie beraten?« Für die Betroffenen bedeutet das, dass sie nicht selbst aktiv nach Unterstützung suchen müssen, sondern gezielt kontaktiert werden, sobald Bedarf besteht.

Konzept schafft Raum für Fragen 

Zu Therapiebeginn erfolgt zunächst ein ausführliches Erstgespräch, dem weitere Termine nach einer, vier und zwölf Wochen folgen. Darüber hinaus besteht jederzeit die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme per Telefon oder E-Mail. Das Erstgespräch beinhaltet eine ausführliche Anamnese und Medikationsanalyse. Des Weiteren werden Einnahmemodalitäten sowie das Vorgehen zur Prophylaxe und Therapie möglicher Nebenwirkungen besprochen. Vor allem aber gibt es Raum für Fragen.

Ein einmaliges Beratungsgespräch ist wichtig und sinnvoll. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass das nicht ausreicht. Viele Probleme und Herausforderungen treten erst im Therapieverlauf auf. In den Folgeterminen stehen Strategien zur Adhärenzförderung und Tipps zum Nebenwirkungsmanagement im Vordergrund. Gemeinsam mit den Patienten wird ein individueller Plan, etwa mit Erinnerungen per Smartphone-App, Einnahmeplänen oder Tablettenboxen erarbeitet. Nach einigen Wochen berichten viele Patienten stolz: »Jetzt habe ich alles im Griff.« In einem Fall klagte eine Patientin über Durchfälle und Übelkeit unter Olaparib. Hinweise zur korrekten Anwendung von Begleitmedikamenten, Empfehlungen zum Flüssigkeitsmanagement und zur Ernährung halfen, die Beschwerden zu reduzieren.

Vertrauensvolle interdisziplinäre Zusammenarbeit

Diese patientenzentrierte Arbeit ist ohne die enge Kooperation mit Ärzten und Pflegenden nicht möglich. Krankenhausapotheker sind Teil des interprofessionellen Teams, in dem jede Berufsgruppe ihre Expertise einbringt. Ärzte schätzen die pharmazeutische Kompetenz bei Wechselwirkungen ebenso wie den zusätzlichen Blick auf die Labordaten. Umgekehrt sind Apotheker auf die klinische Einschätzung angewiesen, um pharmazeutische Empfehlungen patientenindividuell anzupassen. Über die Jahre hat sich so eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zum Wohle der Patienten etabliert.

Zur Unterstützung anderer Einrichtungen werden die im Rahmen der AMBORA-Studie erarbeiteten Informationsmaterialien zur Verfügung gestellt. Auf der Website des AMBORA-Projekts finden sich Merkblätter zu allen oralen Tumormedikamenten und zu Nebenwirkungen, Einnahmepläne sowie ergänzende Materialien, beispielweise zu Schluckbeschwerden.

THEMEN
Logistik

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