Alzheimer immer häufiger Todesursache |
Die Zahl der Todesfälle durch Alzheimer stieg von 2003 bis 2023 um 96 Prozent. / Foto: Getty Images/Halfpoint Images
Die Zahl der Todesfälle aufgrund von Alzheimer hat sich binnen 20 Jahren fast verdoppelt. Im Jahr 2023 starben in Deutschland rund 10.100 Menschen an der unheilbaren Demenzerkrankung, im Jahr 2003 waren es noch rund 5100 Menschen. Das teilt das Statistische Bundesamt anlässlich des Welt-Alzheimer-Tags am 21. September mit. Das Alzheimer-Risiko steigt mit dem Alter: Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der 2023 daran Verstorbenen war 85 Jahre und älter. Nur rund 2 Prozent waren jünger als 65 Jahre.
Rund 19.000 Patientinnen und Patienten wurden im Jahr 2022 wegen Alzheimer in Kliniken stationär behandelt – diese Zahl stieg um 61 Prozent im Vergleich zum Jahr 2002. Knapp die Hälfte der Behandelten (49 Prozent) war zuletzt zwischen 75 und 84 Jahre alt, gut ein Viertel (28 Prozent) war älter. 6 Prozent waren jünger als 65 Jahre. Es handelte sich zu 58 Prozent um Frauen und zu 42 Prozent um Männer.
Der langfristige Anstieg der Behandlungszahlen und der Todesfälle ist nach Angaben des Bundesamts auch auf den demografischen Wandel zurückzuführen: Die Zahl der Menschen ab 65 Jahren nahm zwischen 2003 und 2023 um 27 Prozent auf 18,9 Millionen zu. Die Altersgruppe ab 85 Jahren stieg um 110 Prozent auf 2,9 Millionen.
Auch die Deutsche Alzheimer Gesellschaft geht davon aus, dass mit steigender Lebenserwartung in den kommenden Jahren deutlich mehr Menschen an Demenz erkranken werden. »Je nachdem, wie sich die Altersstruktur der Bevölkerung insgesamt entwickelt, wird sich die Zahl der Menschen mit Demenz über 65 Jahren bis zum Jahr 2050 auf 2,3 bis 2,7 Millionen erhöhen«, teilte die Selbsthilfeorganisation in Berlin auf Grundlage neuer Berechnungen mit.
Demnach leben aktuell rund 1,84 Millionen Menschen in Deutschland mit einer Demenzerkrankung; die meisten von ihnen mit Alzheimer. Im Laufe des Jahres 2023 seien zwischen 364.000 und 445.000 Menschen neu an einer Demenz erkrankt.
Wegen großer Unterschiede bei der Altersstruktur sei auch der Anteil der Menschen mit Demenz je nach Bundesland sehr verschieden. »Während in Hamburg und Berlin, die bundesweit den niedrigsten Altersdurchschnitt haben, weniger als 1,8 Prozent der Bevölkerung eine Demenz haben, ist der Anteil in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen prozentual mit mehr als 2,4 Prozent am höchsten«, erklärte die Deutsche Alzheimer Gesellschaft.
Das Risiko für eine Demenz steige ab dem 80. Lebensjahr deutlich an. Gleichwohl seien fast 6 Prozent der Betroffenen in Deutschland (rund 106.000 Menschen) jünger als 65 Jahre. Diese Gruppe werde erst seit wenigen Jahren zunehmend wahrgenommen; es fehle vielfach noch an geeigneten Unterstützungsangeboten für sie und ihre Familien.
Eine Herausforderung bleibt die möglichst frühe Diagnose und Therapie, um von spezifischen Behandlungen profitieren zu können. Derzeit seien die Versorgungsstrukturen in Deutschland noch nicht darauf ausgelegt, warnt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) im Hinblick auf mögliche Neuzulassungen von Alzheimer-Antikörpern.
Man müsse sich darauf einstellen, dass sehr viele Menschen eine frühzeitige fachärztliche Abklärung benötigen, wenn sie erste Symptome einer kognitiven Einschränkung bemerken, zum Beispiel zunehmend häufiger Dinge verlegen oder Namen vergessen. »Natürlich haben nicht alle, die so etwas beobachten, eine Demenzerkrankung, sie sollten sich aber dennoch zur Abklärung vorstellen«, betont Professor Dr. Peter Berlit, DGN-Generalsekretär. Die Fachärzte rechnen hier mit einer hohen Nachfrage. Hausarztpraxen müssten mehr erste Demenztests durchführen, die Zeit beanspruchen.
Nur im Frühstadium könne man mit den neuen Antikörpern, deren Zulassung die DGN in Kürze auch in Europa erwartet, das Fortschreiten der Erkrankung um bis zu 30 Prozent verlangsamen. Und mit der aufwendigen Diagnostik ist es nicht getan: »Allein die Gabe der Antikörper wird viele fachärztliche Ressourcen binden«, so Berlit. Wie der Experte erklärt, müssen die Infusionen unter fachärztlicher Aufsicht gegeben werden. Entsprechende Strukturen müssen in Praxen und Ambulanzen vorgehalten werden, in Hinblick auf Personal, Räumlichkeiten und Equipment.
»Wir weisen schon seit geraumer Zeit darauf hin, dass wir auf einen Versorgungsengpass zusteuern und möchten unsere Forderung nach einem Ausbau der Versorgungsstrukturen anlässlich des Welt-Alzheimertags erneut bekräftigen«, sagt der DGN-Generalsekretär.