Alzheimer-Biomarker schwanken tageszeitabhängig |
Theo Dingermann |
07.10.2024 09:00 Uhr |
Eine neue Studie legt nahe, dass es sinnvoll ist, Blutproben zur Alzheimer-Diagnostik stets zur selben Tageszeit zu entnehmen. / © Getty Images/Andy
Besonders eine frühe Demenzdiagnostik ist aufwendig und für Betroffene ebenso wie für Angehörige fordernd. Das vielschichtige und multidisziplinäre Verfahren umfasst neben der Anamnese kognitive Tests, bildgebende Verfahren, gegebenenfalls Amyloid-PET-Scans und die Entnahme von Proben zerebrospinaler Flüssigkeit (CSF) zur Messung der Proteine β-Amyloid oder Tau. Um moderne krankheitsmodifizierende Therapien (DMT) einsetzen zu können, die beispielsweise auf β-Amyloid abzielen, ist eine akzeptable, skalierbare und genaue Diagnostik unverzichtbar.
Hier bieten sich Plasmabiomarker an, die nicht nur kosten- und zeiteffizient eine Diagnose ermöglichen, sondern auch eine Patienten-Stratifizierung, die Überwachung des Krankheitsverlaufs und die Beurteilung des Behandlungserfolgs. Zu diesen Biomarkern gehören β-Amyloid (Aβ40, Aβ42 und ihr Verhältnis), phosphoryliertes Tau (p-Tau181 und p-Tau217), saures Gliafaserprotein (GFAP) und die leichte Kette der Neurofilamente (NfL).
Da ist es auf den ersten Blick keine gute Nachricht, was Forschende um Dr. Ciro della Monica vom Surrey Sleep Research Centre der University of Surrey in Surrey, UK jetzt im Wissenschaftsjournal »Translational Psychiatry« berichten. Die Wissenschaftler stellten sich die Frage, wie sich die Konzentrationen von Plasmabiomarkern für Demenz, insbesondere p-tau217, mit der Tageszeit verändern – und welche Auswirkungen diese Schwankungen auf die klinische Verwendung bei der Diagnose und Überwachung der Alzheimer-Krankheit haben.
Zu Klärung dieser Fragen initiierten die Forschenden eine kleine Studie, an der 38 Patienten teilnahmen, darunter Personen mit leichter Alzheimer-Krankheit, enge Verwandte dieser Patienten und kognitiv intakte ältere Erwachsene. Die Studienteilnehmer unterzogen sich einem 27-stündigen Testprotokoll, in dessen Verlauf in verschiedenen Intervallen Blutproben entnommen wurden.
Es zeigte sich, dass die Konzentrationen mehrerer Biomarker, darunter p-Tau217, Aβ40, Aβ42, das Aβ42/Aβ40-Verhältnis und NfL, signifikant zwischen verschiedenen Tageszeiten schwankten. Für GFAP waren die tageszeitabhängigen Schwankungen nicht signifikant. Die Größenordnung der signifikanten Schwankungen lag zwischen 4,6 und 15,8 Prozent. Insbesondere die p-Tau217-Werte zeigten beim Aufwachen die niedrigsten Werte, die dann am Nachmittag oder frühen Abend ihre Höchstkonzentrationen erreichten.
Es wird angenommen, dass die tageszeitlichen Schwankungen durch Faktoren wie Schlaf, zirkadiane Rhythmen und tägliches Verhalten beeinflusst werden, wobei die genauen Mechanismen noch nicht bekannt sind.
Unabhängig davon liegt es jedoch nahe, dass diese Ergebnisse zeitnah in der Klinik berücksichtigt werden sollten. So ist es sinnvoll, derartige Plasmabiomarker zur Überwachung einer Alzheimer-Krankheit immer zur gleichen Tageszeit zu bestimmen – nach Meinung der Forschenden idealerweise morgens. Wird dies nicht berücksichtigt, ist die zuverlässige und reproduzierbare Interpretation dieser Plasmabiomarker nicht möglich.