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Beobachtungsstudie

Altern HIV-Infizierte schneller?

Eine Infektion mit dem HI-Virus – oder deren Therapie – könnte laut einer britischen Studie Alterungsprozesse beschleunigen. Einige altersassoziierte Erkrankungen traten bei HIV-Infizierten früher auf als bei nicht Infizierten.
AutorKontaktAnnette Rößler
Datum 24.10.2022  09:00 Uhr

Dank der breiten Verfügbarkeit von hoch aktiven antiretroviralen Therapeutika (ART) hat sich die Lebenserwartung von HIV-Patienten in Industrienationen der von Menschen ohne HIV-Infektion angenähert (siehe Kasten). Allerdings stellt auch eine mit ART gut kontrollierte HIV-Infektion eine Belastung für das Immunsystem dar. Dieser immunologische »Dauerstress« könnte möglicherweise Alterungsprozesse beschleunigen.

Diese These überprüften Forscher der Universität Birmingham anhand von Einträgen in der medizinischen Forschungsdatenbank IQVIA, die für die britische Bevölkerung repräsentativ ist. Sie suchten im Zeitraum zwischen 2000 und 2020 nach Erwachsenen, die HIV-infiziert waren und zu Studieneintritt keine kardiovaskuläre Erkrankung (KVE) hatten (n = 8880), keinen erhöhten Blutdruck aufwiesen (n = 8520), nicht an Typ-2-Diabetes litten (n = 8926) und keine chronische Nierenerkrankung hatten (n = 9135). Diese Kohorten verglichen sie mit jeweils genauso vielen gematchten Kontrollen bezüglich des Auftretens der genannten, altersabhängigen Erkrankungen im Studienzeitraum.

Es stellte sich heraus, dass HIV-Infizierte durchschnittlich mit 54,5 Jahren und damit fast zwei Jahre früher als nicht Infizierte (mit 56,8 Jahren) eine KVE wie periphere arterielle Verschlusskrankheit, Schlaganfall, Herzinfarkt, koronare Herzkrankheit (KHK) oder Herzinsuffizienz entwickelten. Auch Bluthochdruck trat bei den HIV-Infizierten früher auf, nämlich mit durchschnittlich 49,7 statt mit 51,4 Jahren. Bei Typ-2-Diabetes und chronischer Nierenerkrankung gab es dagegen keinen Unterschied im Erkrankungsalter; die Krankheitslast der chronischen Nierenerkrankung stieg aber bei den HIV-Infizierten mit der Zeit, während sie bei den nicht Infizierten gleich blieb.

Den früheren Beginn von KVE und Hypertonie werten die Autoren um Tiffany Gooden in ihrem Artikel im Fachjournal »HIV Medicine« als Zeichen für ein vorgezogenes Altern bei HIV-infizierten Menschen und die steigende Krankheitslast bei chronischer Nierenerkrankung als Indiz für eine Beschleunigung von Alterungsprozessen. Der Effekt sei allerdings verglichen mit anderen bekannten Risikofaktoren nicht sehr stark; so erkrankten etwa Raucher durchschnittlich zehn Jahre vor Nichtrauchern an einer KHK, so die Autoren.

Die Anwesenheit von HIV im Körper führe dazu, dass Mikroorganismen aus dem Gastrointestinaltrakt verstärkt systemisch aufgenommen würden (mikrobielle Translokation), was eine dauerhafte Aktivierung des Immunsystems bewirkt (»Nature Medicine« 2006, DOI: 10.1038/nm1511). Zudem führe HIV zu einer epithelialen Dysfunktion, verschiebe das Gleichgewicht zwischen pro- und antiinflammatorischen Zytokinen und bewirke eine Seneszenz von Zellen. All diese Vorgänge liefen bei Menschen ohne HIV-Infektion auch ab, aber eben erst später.

Diese Überlegungen erscheinen plausibel, die Aussagekraft der Ergebnisse erfahren aber eine wichtige Einschränkung dadurch, dass Angaben zu ART, CD4-Zellzahl und Viruslast der HIV-Infizierten fehlten. Denn wichtige ART-Wirkstoffgruppen können Nebenwirkungen haben, die das KVE-Risiko erhöhen. So können etwa nicht nukleosidische Reverse-Transkriptase-Hemmer (NNRTI) und Protease-Inhibitoren (PI) zu Dyslipidämie führen und PI zusätzlich auch diabetogen wirken.

Ob also die HIV-Infektion an sich oder aber ihre Therapie für die beobachteten Unterschiede verantwortlich sind, muss offen bleiben. In jedem Fall sollten HIV-Patienten regelmäßig auf entsprechende Veränderungen untersucht und gegebenenfalls behandelt werden.

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