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Klinische Chemie

Als Apothekerin in der Labormedizin

Von Therapeutischem Drug Monitoring über Untersuchungen von Liquor- und Blutproben bis hin zur klinischen Forschung: All das gehört zum Arbeitsalltag von Dr. Tanja Falter. Die Apothekerin ist am Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin des Universitätsklinikums in Mainz tätig. Wie ihr Arbeitsalltag aussieht und wie man als Apothekerin zu solch einer Stelle kommt, berichtet sie im Gespräch mit der PZ.
Carolin Lang
07.03.2022  13:00 Uhr

Ein klassischer Arbeitstag von Dr. Tanja Falter beginnt mit einer Besprechung des Teams, das sich neben der Apothekerin vor allem aus Ärzten, Chemikern und Biomedizinern zusammensetzt. Man bringt sich gegenseitig auf den neuesten Stand, bespricht Organisatorisches, Ringversuche oder Probleme bei der Analytik. Dann wird es pharmazeutischer: Routinemäßig geht die Fachapothekerin für Klinische Chemie danach zum Therapeutischen Drug Monitoring (TDM) über. Das heißt, sie interpretiert die Serumspiegel von Patienten, die medizinisch-technische Assistenten (MTA) zuvor im Labor instrumentell ermittelt haben, und schreibt auf dieser Basis Berichte für die behandelnden Ärzte. Falter ist dabei vor allem auf Psychopharmaka und Antibiotika spezialisiert.

»Ich ordne dann ein, ob der Serumspiegel zur verabreichten Dosis des jeweiligen Arzneistoffes passt, ob die Dosis eventuell angepasst werden muss oder ob möglicherweise pharmakokinetische Interaktionen vorliegen«, berichtet sie. »Bei einigen Antibiotika wie Gentamicin oder Vancomycin wird der Serumspiegel standardmäßig kontrolliert. Bei bestimmten Psychopharmaka wie Clozapin entscheidet der verschreibende Arzt darüber.«

Wenig Labor, viel Schreibtisch

Die Arbeit der Apothekerin spielt sich vorwiegend am Schreibtisch ab. »Das Labor betrete ich meistens nur, um meine Befundmappe abzuholen. Oder hin und wieder zum Mikroskopieren«, schildert sie.

Mikroskopieren? Es gehört zu ihren Aufgaben, auf Anfrage Liquor- und Blutproben aus der Hämatologie mikroskopisch zu untersuchen, um den behandelnden Arzt bei der Diagnosefindung zu unterstützen. »Erst gestern hat mich ein Klinikarzt wegen eines Verdachts auf Malaria kontaktiert. Daraufhin habe ich die entsprechende Blutprobe im Labor mikroskopiert und konnte ihm Entwarnung geben«, berichtet Falter. Zu guter Letzt spielt auch die klinische Forschung eine große Rolle in ihrem Arbeitsalltag. »Dabei werte ich zum Beispiel Studiendaten aus, erstelle Grafiken oder schreibe Ethikanträge«, zählt Falter auf.

An ihrer Arbeit schätze sie besonders, dass sie so spannend und abwechslungsreich sei. »Jeder Patient ist anders. Es ist ein bisschen wie Detektivarbeit. Beim einen läuft es nach Lehrbuch, beim anderen nicht.« Es bereite ihr Freude, »jeden Tag aufs Neue nicht zu wissen, was genau auf mich zukommt.«

Promotion und Fachapotheker sind vereinbar

»An die Stelle bin ich mehr oder weniger durch Zufall gekommen«, erzählt Falter. Im Praktischen Jahr (PJ) zog es sie zunächst in die Pharmaindustrie, eine Promotion sollte der nächste Schritt sein. Ein Kontakt im PJ vermittelte sie dazu an das Universitätsklinikum Mainz. Im Rahmen eines Postdocstipendiums schloss Falter der Promotion eine Weiterbildung zur Fachapothekerin für Klinische Chemie an, wobei sie neben ihrer Forschungstätigkeit am Centrum für Thrombose und Hämostase (CTH) auch die Labormedizin kennenlernen konnte. Verspüre man Zeitdruck, sei es theoretisch auch möglich, parallel zur Fachweiterbildung zu promovieren, meint Falter. »Man muss sich das anders vorstellen als einen Doktor, den man an einem pharmazeutischen Institut macht. Das läuft im Arbeitsalltag nebenbei, da Forschung in einem Uniklinikum zum Alltäglichen dazugehört.«

»Um in einem großen Uniklinikum im Bereich der Klinischen Chemie zu arbeiten, ist eine Promotion unumgänglich«, erläutert Falter. »Für ein kleineres Haus oder ein niedergelassenes Labor kann auch der Fachapotheker ausreichen«, führt sie weiter aus. Die Weiterbildung dauert in der Regel drei Jahre, Falter hat sich äquivalent zur Facharztausbildung fünf Jahre Zeit genommen. Sie findet in einer geeigneten Einrichtung der Klinischen Chemie statt und umfasst neben Seminaren eine schriftliche Projektarbeit und eine Abschlussprüfung vor dem Prüfungsausschuss der Landesapothekerkammer.

Als Weiterbildungsstätte eignen sich zum Beispiel Laboratorien, Kliniken, medizinische Versorgungszentren oder Institute. »Es ist in der Regel kein Problem, eine geeignete Weiterbildungsstätte als solche anerkennen zu lassen. Das war auch bei mir der Fall. Die Apothekerkammer als Ansprechpartner hat mich dabei sehr unterstützt«, berichtet Falter.

Auf Augenhöhe mit Ärzten

In der Weiterbildung konnte Falter durch alle Bereiche der Klinischen Chemie rotieren und habe dabei viel gelernt, berichtet sie. »Im Arbeitsalltag ist die Weiterbildung für mich insofern wichtig, als sie mir ermöglicht, Befunde selbstständig abzuzeichnen. Außerdem trägt sie dazu bei, Ärzten auf Augenhöhe zu begegnen.« Auch in der öffentlichen Apotheke könne man das Erlernte anwenden, meint Falter. »Es gibt viele kleine Geräte, die auch Apotheken zur Diagnostik nutzen könnten. Mit einer Fachweiterbildung könnte man diese in einer öffentlichen Apotheke etablieren und so die umliegenden Hausärzte unterstützen.«

»Dieser Job eignet sich für jeden, der wissensdurstig ist und sich für die Klinische Chemie interessiert. Man sollte allerdings keinen Wert auf einen ›Nine-to-five-Job‹ legen. Bereitschafts- und Wochenenddienste gehören im Krankenhaus dazu«, betont Falter. »Das PJ oder die Famulatur kann man gut nutzen, um einen ersten Einblick zu bekommen und wichtige Kontakte zu knüpfen«, rät sie abschließend.

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