| Alexander Müller |
| 22.12.2025 10:08 Uhr |
Allergosan-CEO Anita Frauwallner bekräftigt, dass der Hersteller nicht mit dm zusammenarbeiten möchte. / © Institut Allergosan
Kurz nach dem Start von dm-med meldete sich Frauwallner mit einer »Eilmeldung aus gegebenem Anlass« bei den Apotheken, weil auch Produkte des Instituts Allergosan im Shop des Versenders gelistet sind. »Ich möchte Sie darüber informieren, dass dies ohne unsere Zustimmung geschehen ist, denn unsere Haltung zu diesem Thema ist seit Jahren unverändert: Das Institut Allergosan steht für ein klares Bekenntnis zur stationären Apotheke, zu Beratung, Expertise und Service«, schrieb Frauwallner.
Diese Position habe man den Verantwortlichen von dm deutlich gemacht und schon im Juni die Zusammenarbeit abgelehnt. »Als Apothekeninhaberin bin ich überzeugt, dass die niedergelassene Apotheke für die Gesellschaft ein unverzichtbares Kompetenzzentrum ist, in dem hochqualitative Gesundheitsberatung stattfindet, und ich weiß, mit welch schwierigen Bedingungen Sie immer wieder zurechtkommen müssen«, so Frauwallner.
Allergosan setze klar auf die Apotheke vor Ort, mit exklusiven Kundenbindungsmaßnahmen, Aus- und Weiterbildungen im Rahmen der Fachakademie, kostenloser medizinisch-wissenschaftlicher Beratung sowie Vorträgen in Apotheken. »Wir werden alles in unserer Macht Stehende leisten, um Ihre wichtige Arbeit in der Apotheke zu unterstützen«, schreibt Frauwallner.
Der Berliner Apotheker Jozef Dobija war von dem Schreiben nicht überzeugt. Wie das »Bekenntnis« dazu passe, dass Allergosan »seit Jahren palettenweise an Versandapotheken geliefert wird« will er in einem offenen Brief wissen. Die großen Konkurrenten aus den Niederlanden hätten die Produkte »nicht etwa in homöopathischen Dosen, sondern in industriellen Mengen« im Sortiment.
Zur Fachakademie und der medizinisch-wissenschaftlichen Beratung schreibt Dobija: »Aber wozu soll ich mich weiterbilden und Expertise aufbauen, wenn der Kunde Ihr Produkt dann bequem online beim Versandriesen bestellt – oft zu Preisen, mit denen ich nicht konkurrieren kann?« Und für Hersteller wie Allergosan sei es schlicht zu profitabel, wenn der Versandhandel große Mengen abnimmt, pünktlich zahlt und wenig Aufwand verursacht. »Wir stationären Apotheker hingegen sind kleinteilig, fordern Beratung, Service, Unterstützung.« Dobija fordert von Frauwallner, die Belieferung von Versandern einzustellen und die eigenen Produkte »zu echten Vor-Ort-Exklusivitäten« zu machen.
Frauwallner weist die »harten Anschuldigungen« in ihrer Antwort zurück, will sich auch nicht der Lüge bezichtigen lassen. »Unser Bekenntnis zur stationären Apotheke ist kein PR-Slogan und keine Floskel«, versichert die Allergosan-Chefin. Dass Omni-Biotic wie viele andere apothekenexklusive Marken auch im Versand erhältlich sei, sei »keine geheime Parallelstrategie, sondern Ausdruck der rechtlichen und marktseitigen Realität«.
Allergosan habe sich mit dem Aufkommen des Versandhandels hinter die stationäre Apotheke gestellt und die Versandapotheken nicht beliefert. Das hätten aber Apotheken selbst gemacht, »und zwar zu Konditionen, die jenseits von Gut und Böse waren«, schreibt Frauwallner. Ein vollständiger Ausschluss des Versandhandels sei in der Folge weder rechtlich noch im Sinne der niedergelassenen Apotheken umsetzbar gewesen, »ohne die Versorgungssicherheit, Markt- und Preisstabilität unserer Produkte insgesamt zu gefährden«.
Allergosan mache aber keine Exklusivaktionen, Dumpingpreise oder Online-Only-Strategien mit Versendern und keine Marketingkampagnen zu Lasten stationärer Apotheken. Neben den Fachakademien mit mehr als 25.000 Absolventen, Fortbildungen und dem Treueprogramm würden zur Stärkung der Apotheken vor Ort Ärzte motiviert, ihre Patienten in die stationären Apotheken zu schicken. Und in der Werbung werde ebenfalls auf die Apotheke hingewiesen.
Sie verstehe den Ärger und die Enttäuschung des Apothekers, schreibt Frauwallner zum Schluss. Der wirtschaftliche Druck auf die Apotheke sei real, werde aber nicht durch einzelne Hersteller verursacht, »sondern durch Apotheken und Großhändler selbst, die alle möglichen Kanäle beliefern und diesen Online-Händlern Preisdumping ermöglichen«. Die Allergosan-Chefin lädt Dobija zum weiteren Austausch ein. »Sie finden in mir eine Partnerin, die ehrlich und offen darstellt, was ich mit meinem Unternehmen kann – und was nicht möglich ist.«