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Nahrungsmittel

Allergie oder Unverträglichkeit?

Eine Nahrungsmittelallergie ist immunologisch vermittelt, eine -unverträglichkeit nicht. Manche gastrointestinalen Symptome können sich ähneln, doch sind die Hintergründe und das Management verschieden.
Carolin Lang
19.01.2024  09:00 Uhr

Die Selbstwahrnehmung zu Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten ist vor allem bei Erwachsenen übertrieben. Das machte Privatdozent Dr. Stefan Wöhrl zu Beginn seines Vortrags am Donnerstag beim Pharmacon in Schladming deutlich. Einige Symptome der beiden Krankheitsbilder könnten überlappen; etwa Bauchschmerzen, Krämpfe, Durchfälle und Blähungen.

Eine Allergie ist immunologisch vermittelt. »Es ist eine erworbene Überreaktion des Immunsystems gegen einen an sich harmlosen Umweltstoff«, erklärte der Dermatologe. IgE-vermittelte Nahrungsmittelallergien würden unterteilt in primär (Klasse A) und sekundär (Klasse B).

Auslöser für primäre Nahrungsmittelallergien sind etwa Nüsse, Kuhmilch, Hühnereier sowie Fisch und Meeresfrüchte. Hier stelle das Nahrungsmittel selbst das Allergen dar, erklärte Wöhrl. Die Reaktionen seien potenziell schwerwiegend und häufig bei Kindern zu beobachten. Kuhmilch- und Hühnerei-Allergien hätten eine gute Prognose bis zum Grundschulalter zu verschwinden; solche gegen Nüsse, Fisch und Meeresfrüchte blieben tendenziell eher bestehen.

Häufiger seien die sekundären Nahrungsmittelallergien, bei denen es zu Kreuzreaktionen bei Personen komme, die primär gegen Inhalationsallergene wie Pollen oder Hausstaub sensibilisiert seien. Die Reaktionen auf Nahrungsmittel wie Äpfel, Birnen oder Nüsse fielen hier milder aus und gingen oft nicht über ein Jucken im Mund-Rachenbereich hinaus. Vor allem Erwachsene seien betroffen.

Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Unverträglichkeiten hingegen sind nicht immunologisch vermittelt. Sie beruhten auf einem Enzymmangel- beziehungsweise einer Rezeptor-Kapazitätsschwäche im oberen Dünndarm. Bei Kindern sind sie extrem selten. »Kinder haben keine Intoleranz, Kinder haben Allergien«, verdeutlichte Wöhrl.

Zu den Nahrungsmittelunverträglichkeiten gehört zum Beispiel die Fructose-Malabsorption, die nicht zu verwechseln sei mit der »extrem seltenen« primären Fructose-Intoleranz, stellte er klar. Die Fructose-Malabsorption beruhe auf einer Resorptionsschwäche des GLUT5-Rezeptors im Dünndarm. Dadurch könne die Fructose nicht komplett resorbiert werden und gelange in den Dickdarm, erklärte Wöhrl. »Das ist unser Bioreaktor mit ganz vielen Bakterien«, so Wöhrl. Bei der Verstoffwechslung entstehe Wasserstoffgas.

Das macht man sich zur Diagnose zunutze: »Das Wasserstoffgas können wir messen, weil wir es abatmen.« Zur Messung der Resorptionskapazität im oberen Dünndarm erhalten die Patienten dabei 25 g Fructose, anschließend wird der H2-Atemgas-Anstieg etwa alle 30 Minuten über drei bis vier Stunden gemessen. Zu beachten: Da eine Antibiotikatherapie die Darmmikrobiota verändern könne, sollten mindestens vier Wochen Abstand dazwischen liegen.

Auch bei der Lactoseintoleranz kommt es zur Bildung von Wasserstoffgas, weshalb die Diagnose durch den gleichen Test erfolgt.

Lactose: »Die Toleranten sind die Mutanten«

Die Lactoseintoleranz beruhe jedoch auf einer natürlichen Reduktion der Expression der Lactase ab der Pubertät, erklärte Wöhrl und stellte klar: »Es gibt keine lactoseintoleranten Kinder.« Es mache keinen Sinn, als erwachsenes Säugetier Lactase zu exprimieren, eine Lactoseintoleranz sei also der Normalzustand. Wer als erwachsene Person Lactose verdauen könne, habe eine Mutation (Lactase-Persistenz). »Das heißt: Die Toleranten sind die Mutanten, die Intoleranten sind die Normalen.« Jeder Lactoseintolerante habe jedoch eine Restaktivität.

Somit bestehe das Management – wie grundsätzlich bei Intoleranzen – in der Reduktion des Auslösers. Eine komplette Vermeidung sei nicht angezeigt. Bei der Allergie gelte: Vermeidung beziehungsweise Einführung von potenten  Nahrungsmittelallergenen in den ersten Lebensjahren, um die Toleranzentwicklung zu fördern.

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