Alkohol hilft beim Sprachenlernen |
Wodka-Test bringt Forschungspreis: Moderater Alkoholkonsum kann die Sprachleistung in einer Fremdsprache verbessern, wie eine Studie zeigt. / © Adobe Stock/New Africa
Kann Alkohol dazu beitragen, sich besser in einer Fremdsprache auszudrücken? Ein Forschungsteam fand heraus, dass dies unter bestimmten Bedingungen tatsächlich der Fall sein kann. Die Freiburger Psychologen Jessica Werthmann und Fritz Renner erhielten nun bei der Verleihung der Ig-Nobelpreise eine Auszeichnung.
Die Idee dazu sei bei einer Fachtagung geboren worden, wie Renner der Deutschen Presse-Agentur sagte: »Wir haben abends etwas getrunken und festgestellt, dass es leichter fiel, sich auf Englisch zu unterhalten«, so Renner.
Die undotierten Spaßpreise sind bereits zum 35. Mal verliehen worden. Insgesamt kamen zehn wissenschaftliche Studien zum Zuge, die »erst zum Lachen und dann zum Denken anregen« sollen. Der Titel des skurrilen Events – Ig-Noble – ist ein Wortspiel: »Ignoble« heißt auf Deutsch etwa »unehrenhaft«. Zur Preisverleihung kamen rund 1000 Zuschauer und Zuschauerinnen nach Boston – diesmal war das Oberthema des Events an der US-Ostküste »Verdauung«.
Das Freiburger Forscher-Paar erläuterte in seiner Dankesrede, dass die Studie bereits vor acht Jahren entstanden sei. Damals arbeiteten Werthmann und Renner in Maastricht. Das Team lud 50 aus Deutschland stammende Studierende ein: »Eine Gruppe bekam einen Drink mit Wodka und Bitter Lemon, die andere Gruppe nur ein Glas Wasser«, berichtete Renner.
Es gab danach kurze Gespräche auf Niederländisch, die Muttersprachler bewerteten. Die Studierenden schnitten nach dem Alkoholgenuss besser ab, überschätzten sich aber nicht. »Das hat uns sehr überrascht«, resümierte Renner. Der Universitätslehrer beschäftigt normalerweise mit Depressionen.
Werthmann warnte davor, das bereits 2017 publizierte Forschungsergebnis nicht fehlzuinterpretieren. »Wir wollen nicht dazu raten, Alkohol zu trinken, um Fremdsprachen zu sprechen.«Bei dem Test in den Niederlanden gab es demnach nur eine moderate
Alkoholdosis. Die an der Uni lehrende Psychologin arbeitet eigentlich daran, Therapiemöglichkeiten für Essstörungen zu verbessern.
Ein Team aus Nigeria, Togo, Italien und Frankreich wurde in der Kategorie Ernährung ausgezeichnet für Untersuchungen darüber, »inwieweit eine bestimmte Art von Eidechse sich aussucht, bestimmte Arten von Pizza zu essen«. Ein Wissenschaftler und eine Wissenschaftlerin aus den USA bekamen den Preis in der Kategorie Kinderheilkunde, »für ihre Forschungen dazu, was ein Muttermilch trinkendes Baby erlebt, wenn die Mutter des Babys Knoblauch isst«.
Die Ehrung in der Kategorie Physik ging an ein Team, an dem auch Forscher vom Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme in Dresden beteiligt waren. Es ging um die »Entdeckungen zur Physik von Nudelsauce, besonders im Phasenübergang, der zu Verklumpung führen kann, was eine Ursache für Unannehmlichkeiten sein kann«.
Werthmann sagte mit Blick auf die Auszeichnung, dass damit Interesse für die Forschung geweckt werden könne. »Forschung kann auch witzig sein und Spaß machen.« Beide Forschenden erwarten übrigens nicht, nun Vorteile zu haben – denn die prämierte Studie habe eigentlich mit ihren Fachgebieten nichts zu tun.
Ist in Südbaden eine Fortsetzung der »Spaßforschung« geplant? »Ich könnte mir vorstellen, dass uns noch das eine oder andere einfällt«, antwortete Werthmann, ohne Details zu verraten. Sogenannte Seitenprojekte erforderten Freiräume in der Wissenschaft, wie sie hinzufügte. Genügend Elan haben die Freiburger: »Forschung ist unsere Leidenschaft«, sagte Werthmann.